Vor-Ort-Bericht aus Cyrils erstem Winterquartier

Mehr als anderthalb Monate hatte sich Cyril in seinem ersten Überwinterungsort in der Nähe von Founkouey in einem Flusstal im südlichen Niger aufgehalten. Wir hatten das große Glück, dass der Geschäftsführer der Westafrikanischen Ornithologischen Gesellschaft Dr. Joost Brouwer dem Direktor der zuständigen Behörde in Tahoua im Niger die Koordinaten von Cyrils Senderortungen zukommen ließ und ihn dazu anregte, sich vor Ort ein Bild von Cyrils Winterquartier zu verschaffen. So führte Colonoel Kaïlou Moussa, Directeur Départemental de l’Environnement de la Salubrité Urbaine et du Développement Durable (DDE/SU/DD) in Tahoua im Niger, mit seinem Mitarbeiter Ali Salifou am 6. November eine Exkursion dorthin durch. Kaïlou, der uns schon vor etlichen Jahren auf einer Expedition in der Region begleitet hatte, kennt sich mit der Tier- und Pflanzenwelt des Nigers, hervorragend aus. Joost übermittelte uns den Bericht, den Kaïlou über die Exkursion nach Founkouey zu Cyrils erstem Überwinterunsort verfasst hat.

Der Bericht enthält detaillierte Informationen zum Habitat, Kulturland und den Pflanzenarten und Vogelarten, die vor Ort kartiert wurden, die für uns sehr wertvoll sind. Zusätzliche Informationen zur Landnutzung und zu den Fotos von Kaïlous Bericht hat Joost uns noch im Detail erläutert:

In der Region fallen jährlich etwa 300-400 mm Niederschlag, allerdings nur im Zeitraum zwischen Juni und September. Die Böden sind sandig und mit lediglich 0.3% an organischem Material recht karg. Angebaut werden neben Hirse vor allem „Niébé“, so werden die Augenbohnen (Vigna unguiculata) in Westafrika bezeichnet, die den Stickstoffgehalt der Böden erhöhen können. Ihre Bohnen finden für den menschlichen Verzehr und deren Grün als Viehfutter Verwendung. Die Hirse wird auf den Hügeln in Taschen im Abstand von etwa einem Meter gesät, ist der Abstand geringer, bekommen die Pflanzen in trockenen Jahren nicht genug Wasser und sterben vor der Reife. Der Anbau der Niébé erfolgt dort hingegen in der so genannten „Culture de décrue“. Das bedeutet, dass nach der Regenzeit im „Kori“, dem Flussbett, das zur Regenzeit geflutet war, gepflanzt wird. Dort befindet sich noch genügend Wasser im Boden, was den Pflanzen ermöglicht, für eine Wachstumsperiode auch ohne zusätzlichen Regen zu überleben.

Kulturland als Nahrungshabitat in Cyrils Winterquartier. Fotos: Kaïlou Moussa

Kaïlou und Ali fanden frische Fußspuren, Kot und Federn von Turteltauben, und konnten auch zwei Turteltauben im Gebiet beobachten, beide allerdings ohne Sender, eine davon jedoch an dem Turteltaubenschlafplatz, an dem Cyril vermutlich regelmäßig übernachtete. Darüber hinaus konnten sie die dort heimischen Kaptäubchen, Lachtauben sowie Palmtauben nachweisen. Weitere Vogelarten, die sie im Gebiet beobachteten, waren unter anderen Wüstenrabe, Senegalracke, Rotbauch-Glanzstar, Ziegenmelker, sowie dort ebenfalls überwinternde Steinschmätzer.

Inzwischen hat Cyril dieses erste Winterquartier verlassen und zog am 22. November weitere 80 Kilometer in Richtung Südwesten. Wir sind nun gespannt, ob hier schon sein nächstes Winterquartier liegt, oder ob er in den kommenden Tagen noch weiter nach Süden in Richtung Nigeria ziehen wird.

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Ben Metzger

2 Kommentare

Joost Brouwer

01.01.2020, 10:09

Great to read this, Ben! Many thanks. We must also not forget the facilitating role of Colonel Samaila Sahailou, Directeur National de la Faune de la Chasse des Parcs et des Réserves du Niger, who instigated the search in Niger, and his team. I hope Cyril keeps doing well and makes it back to breed in Germany. Warm regards, Joost Joost Brouwer, manager on-line, open-access West African Bird DataBase, www.wabdab.org (Chad, Niger, Burkina Faso, in English and French) .

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Ben Metzger

06.01.2020, 16:31

Dear Joost, great to read from you! Thank you very much to you and Colonel Samaila Sahailou and his team. Getting such detailed first-hand account from one of the winter quarters of the turtle doves in Niger is truly amazing. We keep our fingers crossed that Cyril will make it back to his breeding grounds in Germany. All the best, Ben

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