Melanie Beiträge

Melanies Sender verstummt in Frankreich

Turteltaube auf Nahrungssuche im Rastgebiet; Foto: Ben Metzger

Zwischen dem 5. und 7. September war Melanie aus den Vogesen 430 km in Richtung Südwesten geflogen und rastete dann bis zum 25. September in Zentral-Frankreich, nah der Stadt Montlucon am Fluss Le Cher. Bis zum letzten Signal, das wir von ihrem Sender am späten Nachmittag des 25. Septembers erhielten, war sie in dieser Gegend in Waldgebieten und auf Ackerland unterwegs gewesen.

Bedauerlicherweise haben wir seither keine weiteren Ortungen aus Melanies Rastgebiet erhalten. Die Batteriedaten des Senders, die mit den letzten Ortungen übertragen wurden, zeigen allerdings, dass die Spannung in den letzten Tagen stark abgefallen war. So kann nicht ausgeschlossen werden, dass Melanie noch am Leben ist und der Sender nach über einem Jahr auf Grund von technischem Versagen ausgefallen ist.

Wesentlicher Beitrag zur Zugvogelforschung

Das Jahr 2020 mit der Turteltaube als Vogel des Jahres ist vorüber, und auch unsere Sendertauben zeigen leider keinen Aktivitäten mehr. Sie sind entweder umgekommen oder die Sender sind ausgefallen.

2019 konnten wir die Bewegungen und Aufenthaltsorte der brandenburgischen Turteltauben Jenny, Lucianao und Cyril verfolgen und die der hessischen Vögel Taubert, Frieda, Romeo und Julia im Jahr 2020. Turteltaube Melanie als fünfter Vogel aus Hessen lieferte zwei Jahre lang Daten. Dazu kam unser italienischer „Langzeit-Funker“ Francesco, sowie die von BirdLife Malta besenderten Turteltauben auf Comino. Insgesamt wurden über fünf Jahre mit unserer Unterstützung 15 Vögel besendert.

Bewegungsdaten aller seit 2016 besenderten Turteltauben.

Spannende neue Erkenntnisse haben wir aus dem Projekt gewonnen. So zieht der im Osten Deutschlands und Mitteleuropas brütende Teil dieser Vogelart östlich vorbei an den Alpen, über Italien oder den Balkan auf der zentralen Flugroute in die Sahelzone. Der überwiegende Teil der Turteltauben aus der Wetterau flog hingegen über Frankreich und Spanien nach Westafrika. Frühjahrs- und Herbstzugrouten sind nicht gleich gelagert und auch im Überwinterungsgebiet bleiben die Vögel nicht an einem Ort. Die Flugleistung vor allem bei der Sahara- und Mittelmeerüberquerung ist erstaunlich. Mehrere hundert Kilometer am Stück an einem Tag sind keine Seltenheit. Wir konnten Belege finden, dass Gefahren auf dem Zug bestehen und zunehmende Trockenheit durch die Klimakrise sehr wahrscheinliche und erhebliche Lebensrisiken darstellen. Doch auch Abschüsse auf Malta, in Nordafrika oder Frankreich können immer noch nicht ausgeschlossen werden.

Die vielen generierten Daten werden unsere Forscher*innen an der Justus-Liebig-Universität Gießen noch einige Zeit beschäftigen. Ihnen gilt unser Dank für die wissenschaftliche Koordinierung und Durchführung des gemeinsamen Projekts. Die Grundlagen, mehr für die europaweit gefährdete Vogelart auch politisch zu erreichen, und damit auch für andere Zugvogelarten, sind damit deutlich gewachsen. Wir bedanken uns herzlich bei allen Beteiligten und sind gespannt auf neue Erkenntnisse.

Turteltaube wird besendert – Foto: Tim Micallef

Dr. Ben Metzger gilt unser riesiger Dank für die aufschlussreichen, gut recherchierten und kurzweiligen Blogbeiträge. Und Ihnen danken wir für das dauerhafte Interesse und die Anteilnahme am Schicksal unserer Turteltauben.

Dieser Blog wird nun nicht mehr weiter betrieben, weitere Informationen zum Schutz der Turteltauben erhalten Sie in unserer Bilanz des Turteltaubenjahres auf unserer Webseite. Wir halten Sie dort auch weiter auf dem Laufenden oder vielleicht auch als Zugvogelpate*in?

Danke für Ihren Einsatz für den Vogelschutz!

Melanie zieht als Dritte los

Foto: Ben Metzger

Turteltaube im Rastgebiet auf Nahrungssuche; Foto: Ben Metzger

Nach Taubert und Frieda began Melanie am 31. August als Dritte der in Hessen besenderten Turteltauben mit ihrer Reise ins Winterquartier. Die Wissenschaftler*innen der Universität Gießen hatten sie bereits im Sommer 2019 bei Hungen mit einem Satellitensender ausgestattet. Dorthin war sie recht spät in diesem Frühjahr zur Brut zurückgekehrt, nachdem sie den Winter in Westafrika verbracht hatte.

In ihrer ersten Zugnacht in diesem Herbst legte Melanie 240 Kilometer in Richtung Südwesten zurück und hatte am frühen Morgen des ersten September ca. 30 Kilometer westlich von Straßburg die Vogesen erreicht. Ich vermute, dass sie wie im vorherigen Jahr die Südwestroute über die Iberische Halbinsel nach Nordafrika wählen wird. Vorerst hat sie sich wohl jedoch zu einer längeren Zwischenrast entschieden, denn am siebten September war sie immer noch in den Vogesen. Muss sie sich für den Zug etwa noch weitere Energiereserven anfressen?

Besenderung 2020 – das ist Julia

Die Turteltaube Julia ging den Wissenschaftler*innen der Universtität Gießen am 8. Juni nahe der Ortschaft Villingen (Stadt Hungen) am Rande eines Naturschutzgebiets in die Falle. Die weibliche Turteltaube wog bei ihrem Fang knapp 150 Gramm. Am selben Futterplatz auf einem Wildacker an einem Waldrand war im letzten Jahr auch die Turteltaube Melanie gefangen und besendert worden.

Wildkamera-Aufnahme vom Futterplatz zum Zeitpunkt des Fangs von Julia.

Auch Julia war am Tag ihres Fangs mit einem Partner an der Futterstelle. Interessanterweise hatte außerdem ein Eichelhäher das Futter für sich entdeckt und war als erster in eine der beiden Käfigfallen gegangen. Julia war dann nur kurze Zeit später in die zweite vor Ort aufgestellte Falle gelaufen.

Turteltauben-Weibchen Julia bei ihrer Besenderung; Foto: L. Koch

Nach ihrem Fang wurde Julia zügig aus der Falle befreit, besendert und wieder in die Freiheit entlassen. Spätere Aufnahmen der Wildkamera vor Ort zeigen, dass auch sie nach einigen Tagen mit ihrem Partner wieder an der Futterstelle auftauchte. Da Turteltaube Melanie laut Satellitendaten zu diesem Zeitpunkt immer noch auf ihrer Heimreise ins Brutgebiet war, können sich die Wissenschaftler*innen sicher sein, dass es sich bei der besenderten Taube auf den Bildern um Julia handelte.

Melanies lange Rückkehr ins Brutgebiet

Nachdem Turteltaube Melanie Anfang Mai die Sahara überquert hatte – wir hatten darüber früher an dieser Stelle berichtet – machte sie über zwei Wochen in Marokko in einer Gegend zwischen dem Küstenort Essaouira und Marrakesch Rast. Dort hielt sie sich vom 8. bis zum 25. Mai in bewässertem, intensiv genutztem Kulturland auf. Ende Mai flog sie dann etwa 280 Kilometer weiter nach Nordosten und erreichte ihren nächsten Rastplatz etwas nördlich von Casablanca, der größten Stadt Marokkos. Hier rastete sie für weitere fünf Tage.

Autor: Ben Metzger

Überziehende Turteltaube

Vom 1. auf den 2. Juni flog sie dann weiter nach Norden und wechselte nach Europa über. Schenkt man den Ortungen ihres Satellitensenders Glauben, war sie dabei von Casablanca

Melanies Rückflug über die westliche Sahara

Melanie hatte ihr Winterquartier am Fluss Niger im Südwesten Malis am Abend des 27. April verlassen. Am 29. April war sie bereits 560 Kilometer weiter nord-nordwestlich im Süden Mauretaniens angekommen. Hier, in der Region Assaba am Südrand der Sahara legte Melanie erstmal eine Zwischenrast ein. Dafür wählte sie ein interessantes Feuchtgebiet aus, den temporären Meshaouba-See, der zurzeit allerdings fast vollständig ausgetrocknet ist. Immerhin dürfte sie in diesem Rastgebiet genügend Baumbestand, Nahrung in Form von Wildkräutersamen und eine offene Wasserstelle vorgefunden haben. Nach einer Woche in dem Gebiet hatte sie sich wohl genügend Energiereserven für die nächste große Etappe angefressen und machte sich am 5. Mai an die Überquerung der Sahara. Dabei überflog Melanie zunächst die unwirtliche Adrar Region, ein extrem arides Plateau mit ausgedehnten Sanddünengebieten im Zentrum Mauretaniens. Nach über 500 Kilometern Flugstrecke erreichte sie den Ort Ouadane, eine Wüstenoase am Fuß eines erloschenen Vulkans. Hier hatte der Ornithologe Dr. Heiko Schmaljohann für die Schweizerische Vogelwarte in Sempach bereits vor etlichen Jahren untersucht, wie Zugvögel die Sahara überqueren.

Landschaft nahe der Wüstenoase Ouadane in Mauretanien; Foto: H. Schmaljohann