Melanies lange Rückkehr ins Brutgebiet

Nachdem Turteltaube Melanie Anfang Mai die Sahara überquert hatte – wir hatten darüber früher an dieser Stelle berichtet – machte sie über zwei Wochen in Marokko in einer Gegend zwischen dem Küstenort Essaouira und Marrakesch Rast. Dort hielt sie sich vom 8. bis zum 25. Mai in bewässertem, intensiv genutztem Kulturland auf. Ende Mai flog sie dann etwa 280 Kilometer weiter nach Nordosten und erreichte ihren nächsten Rastplatz etwas nördlich von Casablanca, der größten Stadt Marokkos. Hier rastete sie für weitere fünf Tage.

Autor: Ben Metzger

Überziehende Turteltaube

Vom 1. auf den 2. Juni flog sie dann weiter nach Norden und wechselte nach Europa über. Schenkt man den Ortungen ihres Satellitensenders Glauben, war sie dabei von Casablanca aus direkt nach Norden auf den Atlantik hinaus geflogen und war dann in der Nähe von Sagres bei Cabo de São Vicente, der südwestlichsten Landzunge Europas in Südwest-Portugal gelandet. Leider waren die Ortungen ihres Senders in dieser Zeit jedoch extrem ungenau, weshalb wir nicht gänzlich ausschließen können, dass Melanie eigentlich weiter östlich und über die Meeresenge von Gibraltar gezogen war und damit die kürzeste Strecke zwischen den Kontinenten übers Meer wählte.

Am Morgen des 3. Juni hatte sie die iberische Halbinsel jedenfalls bereits hinter sich gelassen und war im Norden der französischen Stadt Bordeaux an der Biskaya angekommen, wo sie bis zum 5. Juni rastete. Nachdem sie von dort weitere 170 Kilometer nach Nordosten geflogen war, rastete sie am sechsten Juni für zwei Tage etwa 20km südlich der geschichtsträchtigen westfranzösischen Stadt Poitiers, interessanterweise im selben Gebiet, das sie schon auf dem Herbstzug für zwölf Tage im September zur Zwischenrast aufgesucht hatte.

Vom 8. bis zum 10. Juni zog sie dann weiter durch Frankreich nach Nordosten und flog in der Nacht zum 11. Juni schließlich im Dreiländereck nahe Luxemburg nach Deutschland. Insgesamt hat Melanie für ihre Reise vom Winterquartier in Südwest-Mali bis ins Brutgebiet inklusive längerer Rastaufenthalte anderthalb Monate gebraucht und ist damit außergewöhnlich spät zurückgekehrt. Trotzdem dürfte es für eine Brutsaison noch nicht zu spät sein.

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Ben Metzger

2 Kommentare

Susanne Hug

17.07.2020, 18:57

Ihre Arbeit ist unbezahlbar und je länger je nötiger. Sind doch die Vögel leider für viele Menschen einfach da, dass sie von Jahr zu Jahr weniger werden merken leider die wenigsten Menschen. Ich habe gerne teil an Ihren Unternehmungen und möchte auch gerne Ihre Abreit unterstützen. Leider nur finanziell, den ich lebe in der Schweiz und Ihre Organisation ist ja in Deutschland. Haben Sie ein Spendenkonto? Freundliche Grüsse ans ganze Team

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Eric Neuling

20.07.2020, 15:24

Vielen Dank für Ihr Lob. Vogelschutz ist wichtiger denn je. Spenden können Sie unter www.nabu.de/spenden. Tatsächlich ist nach dem neuesten nationalen Vogelschutzbericht die Turteltaube die am drittstärksten zurückgegangene Vogelart Deutschlands (nach Kiebitz und Rebhuhn). Es gilt den Vögeln eben auch in ihren Brutgebieten, also in unserer Kulturlandschaft ihr Überleben zu sichern. https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/landnutzung/landwirtschaft/artenvielfalt/lebensraum/28043.html

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