Turteltaube Beiträge

Besenderung 2019 – Das ist Luciano

Der Sender bei Luciano muss genau und fest sitzen, damit er ihn nicht beim Fliegen behindert. Foto: Jennifer Greiner

Das Männchen Luciano wurde – wie auch Jenny und Cyril – Ende Juni in der Niederlausitz in Brandenburg besendert. Die Turteltaube wurde von Forscher*innen der Universität Gießen mit einer Käfigfalle auf einer Lichtung in einem Mischwald auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Lieberose gefangen.

Benannt haben wir die Taube nach Dr. Luciano Pablo Calderón. Luciano ist ein Biologe aus Argentinien und war Gastwissenschaftler an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Hier hat er  erforscht, ob sich die Turteltauben der verschiedenen Zugrouten genetisch voneinander unterscheiden. Die Daten zeigten jedoch, dass Turteltauben keine nach den Zugrouten definierte genetische Struktur haben, sondern dass der Gen-Austausch auch zwischen den Turteltauben auf verschiedenen Zugrouten hoch ist.

Besenderung 2019 – Das ist Jenny

Jetzt mit Sender – Jenny in ihrem Brutgebiet, Foto: Jennifer Greiner

Turteltauben-Weibchen Jenny wurde auch in der Niederlausitz gefangen. Die Fangstelle auf einer Lichtung im Wald wurde schon eine Weile beobachtet, ohne dass Turteltauben gesichtet wurden. Eines Tages lagen allerdings Federn von Turteltauben im Käfig, sodass die Forscherinnen der Universität Gießen, die die Tauben für uns besendert haben, nicht aufgegeben haben und schließlich mit einem erfolgreichen Fangversuch belohnt wurden.

Benannt haben wir die Taube nach Dr. Jenny Dunn. Jenny war von 2010 bis 2016 bei der RSPB (Royal Society for the Protection of Birds) in Großbritannien im Turteltauben-Team tätig. Sie hat hier im Rahmen der „Operation Turtle Dove“ an Fragen zum Bruterfolg und an Artenschutzmaßnahmen  geforscht und führt diese Forschung nun im Rahmen ihrer Arbeit an der University of Lincoln in England weiter. Seit 2012 besteht ein enger Kontakt zu der Arbeitsgruppe in Gießen, insbesondere für methodische Entwicklungen zu Fragen der Parasiten und der genetischen Nahrungsanalyse.

Besenderung 2019 – Das ist Cyril

Foto: Jennifer Greiner

Turteltauben-Männchen Cyril wurde auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Lieberose in Brandenburg gefangen. Im Gegensatz zu den anderen Vögeln, bei denen mehrere Fangversuche nötig waren, wurde Cyril direkt beim ersten Fangversuch in der Käfigfalle entdeckt. Unsere Kolleginnen der Uni Gießen, die die Vögel besendert haben, berichten, dass er zwar zwei seiner Schwanzfedern im Käfig verloren hat. Doch nachdem er freigelassen wurde, ist er trotzdem geradlinig abgeflogen und scheint also wohlauf zu sein. Inzwischen sind Cyrils Steuerfedern bestimmt nachgewachsen.

Diese Taube haben wir nach Dr. Cyril Eraud benannt. Cyril arbeitet in einer Forschungsgruppe zu Zugvögeln der französischen Wildtier- und Jagdbehörde in Chizé. Er hat sich bei seiner Arbeit vor allem mit den Zugwegen der Turteltauben und ihren Bedingungen im Winter beschäftigt. Von Cyrils Erfahrungen beim Fang und der Besenderung hat das Forschungsteam von Prof. Dr. Quillfeldt sehr profitiert, auch bei der diesjährigen Besenderungsaktion. So wurde zum Beispiel das Design für den Rucksack-Sender übernommen und er hat die Fangkäfige in Frankreich besorgt.

Francesco wieder in Italien

Wie im Vorjahr, hatte Francesco auch diesen Winter wieder in Westafrika verbracht, in einem recht kleinen, reich strukturierten Gebiet in Burkina Faso östlich der Hauptstadt Ouagadougou. Den Heimzug in sein italienisches Brutrevier begann er um den 13. April in nord-nordöstlicher Richtung. Die Sahara überquerte Francesco zügig über Niger, Mali und Algerien in nur drei Tagen vom 18. bis zum 20. April und legte dann vom 21. bis zum 28. April eine etwa einwöchige Zwischenrast in Tunesien ein. Das Mittelmeer überflog er dann am 29. April von Tunesien über Sizilien. Mindestens 400 km ist die kleine Taube am Stück geflogen, vermutlich sogar weiter.Francesco kam am 2. Mai nach insgesamt 19 Reisetagen in seinem Brutgebiet nordöstlich von Neapel an. Malta hatte er östlich liegen gelassen und war damit unbehelligt geblieben von der maltesischen Jägerschaft.

Typische Landschaft in der Region Kampanien, dem Brutgebiet von Francesco; Foto: wikipedia/Citterio

Ursprünglich hatten wir Francesco bereits Ende April 2017 auf der kleinen maltesischen Insel Comino mit einem Satellitensender ausgestattet. Da war er auf seinem Heimzug. Wir sind sehr froh darüber, dass wir diese Turteltaube nun schon über mehr als zwei komplette Jahreszyklen verfolgen und Einblicke in seine Brut- und Überwinterungsgebiete sowie Details zu seinen weiten Reisen sammeln konnten. Gespannt erwarten wir weitere Daten aus seinem Brutgebiet, die uns wichtige Rückschlüsse über Habitat und Reviergröße erlauben. Diese Daten werden uns dann als Grundlage dienen, Francesco und seine Artgenossen in Zukunft noch besser schützen zu können.

Im Augenblick ist Francesco die einzige Turteltaube im Projekt, deren Sender aktiv ist. In der laufenden Brutsaison plant der NABU zusammen mit der Universität Gießen jedoch noch vier weitere Turteltauben in Deutschland mit Sendern auszustatten. Gespannt erwarten wir, was die nächsten Wochen bringen, denn die Turteltauben sind auch hierzulande in ihren Brutgebieten eingetroffen.

Die Turteltaube wird politisch

Die Turteltaube wird politisch

Während sich unsere besenderte Turteltaube Francesco weiterhin östlich von Ouagadougou, der Hauptstadt Burkina Fasos, aufhält, musste sich in Deutschland in diesen Tagen das Bundesumweltministerium mit der bedrohten Art beschäftigen. Die derzeitigen Temperaturen von 35 Grad Celsius in Francescos afrikanischem Überwinterungsgebiet können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Turteltauben in Deutschland und Europa insgesamt eine harte Zeit durchmachen.

Francesco zieht noch weiter

Am 11. November 2018 verließ das Turteltaubenmännchen Francesco sein erstes diesjähriges Überwinterungsgebiet im Osten Malis. In südwestlicher Richtung flog er ungefähr 340 Kilometer in den Norden Burkino Fasos. Dort hält er sich seither im Schutzgebiet Réserve sylvo-pastorale et partielle de faune du Sahel auf. Mit etwa 16.000 Quadratkilometern ist es das größte Naturschutzgebiet in Burkina Faso. Wenngleich weite Teile trotz des offiziellen Schutzstatus recht intensiv beweidet sind, gibt es noch einige weniger genutzte Flächen und temporäre Seen mit höherer Bedeutung als Rastflächen für Zugvögel.