Satellitensender Beiträge

Drei Neue aus Malta

Auf Malta haben die Kollegen von unserer Partnerorganisation BirdLife Malta auf dem Frühjahrszug erfolgreich weitere Turteltauben für unser gemeinsames Projekt besendert. Wie jedoch bereits früher an dieser Stelle zu lesen war, hatte die maltesische Regierung die Jagdsaison auf Wachteln für dieses Frühjahr bis zum 30. April ausgedehnt, mit verheerenden Auswirkungen auch auf die Turteltauben, die in diesem April über Malta gezogen kamen. Um daher das Risiko eines Abschusses kurz nach der Besenderung zu minimieren, hatten unsere Kollegen mit deren Start auf den Monat Mai gewartet und führten die Arbeiten auf der kleinen Maltesischen Insel Comino durch, einem ganzjährigen Vogelschutzgebiet, in dem BirdLife Malta alljährlich im Frühjahr und Herbst eine Vogelzug-Forschungsstation inklusive wissenschaftlicher Vogelberingung betreibt.

BirdLife Malta hat ein schönes Video über die diesjährige Beringung erstellt.

 

Ist Cyril in der Wüste gestrandet?

Cyrils Route aus dem Winterquartier im Süden Nigers mit Umkehr Richtung Südosten.

Cyril hatte seinen Heimzug ins Brutgebiet in Brandenburg gegen Ende des letzten Monats gestartet. Am Abend des 24. April war er aus seinem Winterquartier im Süd-Niger in Richtung Norden losgeflogen. Bis zum Nachmittag des 29. Aprils hatte er knapp 300 Kilometer zurückgelegt. Dann war er allerdings aus uns nicht erklärbarer Ursache umgekehrt und bis zum 1. Mai etwa 90 Kilometer in südöstlicher Richtung geflogen. Aus der Halbwüste in der Region nördlich von Tahoua im Niger erhalten wir seither recht stationäre Ortungen seines Satellitensenders. Die Gegend ist derzeit sehr trocken und weist nur hier und da einige lose und recht weit verstreute Baum- und Dornstrauchgruppen auf. Als Rastgebiet für Turteltauben scheint sie nur bedingt geeignet, da offene Wasserstellen zur Tränke in dieser Jahreszeit äußerst rar sein dürften.

Wir können darüber spekulieren, was Cyril zu seiner Umkehr bewegt hat. Es könnte sich um äußere Faktoren handeln – über den Monatswechsel fand er in der Sahara auf seinem Nordkurs überwiegend Gegenwindbedingungen vor. Oder der Vogel war physiologisch für die Überquerung der Wüste noch nicht genügend vorbereitet, verfügte etwa nicht über einen ausreichenden Energiespeicher in Form von Fettreserven. Das vorerst letzte Signal seines Senders erreichte uns am 9. Mai. Im Augenblick warten wir allerdings noch auf weitere Ortungen und hoffen, dass Cyril am Leben ist und demnächst seine Reise nach Norden fortsetzt.

Cyril macht sich auf den Heimweg nach Deutschland

Cyril, den wir letzten Sommer in seinem Brutgebiet in der Lieberoser Heide in Brandenburg mit einem Satellitensender ausgestattet hatten, verbrachte den gesamten Winter im Süden Nigers. Am Abend des 24. Aprils flog er aus seinem letzten Überwinterungsgebiet schon etwa 25 Kilometer nach Norden. In der Nacht vom 26. April begann er dann seinen eigentlichen Heimzug und machte sich an die Überquerung der Sahara. Bei seinem Start fand Cyril über der Wüste recht günstige Wetterbedingungen vor. Es wehte nur ein schwacher Wind, überwiegend aus südlichen Richtungen, nachts war es höchstens um die 20° warm, bei weitgehend klarem Himmel. Letzteres dürfte ihm bei der Orientierung anhand des Sternenkompasses hilfreich sein. Für die ersten drei Stunden am Abend seiner ersten Zugnacht ließ sich eine durchschnittliche Reisegeschwindigkeit von etwa 60km/h ermitteln.

Cyril startet seinen Heimzug exakt in nördlicher Richtung.

Wie es im Augenblick aussieht, wählt Cyril mit seinem Nordkurs für die Heimreise eine Strecke, die etwas westlich von seiner Herbstroute liegt. Verlaufen Zugrouten auf dem Weg- und Heimzug auf verschiedenen Bahnen, sprechen Vogelzugforscher von Schleifenzug. Wir sind gespannt, wie sich Cyril auf seinem anstrengenden Heimweg über die Wüste, das Mittelmeer und schließlich über die Alpen schlagen wird – bis in sein Brutgebiet nördlich von Cottbus sind es noch etwa 4000 Kilometer Luftlinie. Über seinen Sender behalten wir ihn dabei natürlich aus der Ferne im Auge und planen zeitnah über seine Zugstrecken und Rastorte zu berichten. Nun wünschen wir ihm zunächst eine gute Reise.

Francesco überfliegt die Wüste – überwiegend nachts

Am Abend des 13. April machte sich Francesco nun schon zum dritten Mal seit seiner Besenderung auf den Heimzug ins Brutgebiet. Schon im letzten Jahr hatte er die Saharaquerung exakt am gleichen Tag begonnen. Gegen 19:30 Ortszeit verließ Francesco seinen letzten Winterort im Ansonge-Menaka Reservat im Süden Malis gen Norden, in dem er sich einen Monat lang aufgehalten hatte. In den letzten beiden Jahren hatte er für diesen längsten und sicherlich entbehrungsreichsten Teil seines Frühjahrszuges jeweils nur vier Tage gebraucht und sich dann eine ein- bis zweiwöchige Rast in Tunesien gegönnt, bevor er weiter über das Mittelmeer in sein süditalienisches Brutgebiet bei Neapel weitergezogen war.

Francescos Flugroute bei der Überquerung der Sahara vom 13. bis 18. April; Quelle: Argos.

Melanie zieht ein Stück den Niger entlang

Während Cyril sich schon vier Monate stationär in seinem Überwinterungsgebiet im Süden Nigers aufhält, und Francesco vor kurzem einen ersten größeren Sprung nordwärts von Ghana nach Mali unternommen hat, schauen wir uns näher an, wo sich Melanie derzeit aufhält. Sie war am 17. November letzten Jahres im Südwesten Malis angekommen und dort über einen Zeitraum von fast vier Monaten ihrem Winterort in der Flussniederung des Niger treu geblieben. In der Zeit vom 11. bis zum 18. März bewegte sie sich dann in zwei Etappen etwa zwanzig Kilometer flussabwärts in Richtung Nordosten, wo sie sich seither aufhält. Was Melanie zu dieser Ortsveränderung veranlasst hat, beziehungsweise inwiefern sich die Bedingungen in den beiden, nahe beieinander liegenden Wintergebieten unterscheiden, vermögen wir nur zu spekulieren. Vermutlich hat sie diesen Winterortswechsel jedoch nicht alleine sondern in einem Überwinterungstrupp mit anderen Turteltauben unternommen. Möglicherweise ist die derzeitige Nahrungssituation im neuen Gebiet insgesamt besser. Am Ende des Winters und vor dem Heimzug in die Brutgebiete schließen Turteltauben allerdings auch die Mauser ihres Körpergefieders ab, die sie normalerweise am Ende der Brutzeit beginnen und dann für den Herbstzug unterbrechen. Somit könnte es auch sein, dass an Melanies neuem Standort Nahrung zu finden ist, die ihr speziell beim Gefiederwechsel hilft. Wir gehen jedenfalls davon aus, dass Melanie noch mindestens bis Mitte April am Südrand des Sahel zubringt, bevor sie ihren Heimzug in ihr hessisches Brutgebiet startet.

Melanies Ortungen entlang des Flusses Niger in Südwest-Mali; Quelle: Argos

Francesco schon auf der Heimreise?

Während die in Deutschland besenderten Turteltauben Melanie und Cyril weiter in ihren Winterquartieren ausharren, hat der Italiener Francesco, den wir im Frühjahr 2017 auf Malta besendert hatten, seines in Ghana kürzlich wieder verlassen. Am Abend des 14. März zog er aus der Gegend Tamale in Richtung Norden los und war am nächsten Tag bereits in Burkina Faso, ca. einhundert Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Ouagadougou. In der darauf folgenden Nacht ging es dann schon weiter, und so erreichte Francesco am 16. März den Südosten Malis, etwas nördlich des Dreiländerecks zwischen Mali, Niger und Burkina Faso. Damit hat er in den zwei Nächten insgesamt etwa 650 Kilometer in nördlicher Richtung zurückgelegt.

Francescos Flug von Ghana nach Südost-Mali (Mitte); Melanie überwintert weiterhin in Südwest-Mali (links), Cyril im Niger (rechts im Bild). Quelle: Argos