Alle Tauben haben nun einen Namen

In diesem Sommer haben wir vier neue Turteltauben in ihren jeweiligen Brutgebieten in Hessen mit einem Sender ausgestattet. So können wir den kommenden Herbstzug der Tauben hier verfolgen.

Dank der großartigen Beteiligung an unserem Namenswettbewerb haben alle Tauben nun passende Namen: Nachdem Sie online über die Namensvorschläge abgestimmt haben, heißen die Turteltauben-Damen jetzt Frieda und Julia, während die Turteltauben-Männchen die Namen Romeo und Taubert bekommen haben. Auf NABU.de gibt es dazu ebenfalls einen neuen Beitrag: https://www.nabu.de/news/2020/07/28455.html.

In den vorhergehenden Blogbeiträgen haben wir unsere Neuzugänge ja bereits vorgestellt, unter anderem mit einem kurzem Video ihrer Freilassung nach erfolgreicher Besenderung – und jetzt hat jeder von ihnen auch einen Namen.

Besenderung 2020 – das ist Taubert

Turteltauben-Männchen Taubert nach Besenderung am 13. Juni; Foto: D. Höhn

Die Turteltaube Taubert hatten die Wissenschaftler*innen der Universität Gießen am 13. Juni als letzte Turteltaube in diesem Jahr mit einem Satellitensender ausgestattet. Das 173 Gramm schwere Männchen war, wie bereits zwei Vögel zuvor, ebenfalls an der Futterstelle auf einem Wildacker nahe Cleeberg gefangen worden. Die Forscher*innen hatten dort ihr Glück erneut versucht, nachdem sie auf Bildern der Wildkamera vor Ort gesehen hatte, dass mindestens ein unbesendertes Turteltaubenpaar und ein weiteres Einzeltier die Futterstelle regelmäßig aufsuchten. Um nach einigen erfolglosen Fangversuchen die Chancen zu erhöhen, hatten sie die Zahl der Fangkäfige an der Futterstelle verdoppelt. Taubert war dann allerdings in genau die gleiche Falle gelaufen, wie vor ihm schon die bisher unbenannten Vögel 1 und 2. Auch er war offensichtlich verpaart und am Tag seines Fangs mit einem Weibchen unterwegs, das keinen Sender trug.

Besenderung 2020 – das ist Julia

Die Turteltaube Julia ging den Wissenschaftler*innen der Universtität Gießen am 8. Juni nahe der Ortschaft Villingen (Stadt Hungen) am Rande eines Naturschutzgebiets in die Falle. Die weibliche Turteltaube wog bei ihrem Fang knapp 150 Gramm. Am selben Futterplatz auf einem Wildacker an einem Waldrand war im letzten Jahr auch die Turteltaube Melanie gefangen und besendert worden.

Wildkamera-Aufnahme vom Futterplatz zum Zeitpunkt des Fangs von Julia.

Auch Julia war am Tag ihres Fangs mit einem Partner an der Futterstelle. Interessanterweise hatte außerdem ein Eichelhäher das Futter für sich entdeckt und war als erster in eine der beiden Käfigfallen gegangen. Julia war dann nur kurze Zeit später in die zweite vor Ort aufgestellte Falle gelaufen.

Turteltauben-Weibchen Julia bei ihrer Besenderung; Foto: L. Koch

Nach ihrem Fang wurde Julia zügig aus der Falle befreit, besendert und wieder in die Freiheit entlassen. Spätere Aufnahmen der Wildkamera vor Ort zeigen, dass auch sie nach einigen Tagen mit ihrem Partner wieder an der Futterstelle auftauchte. Da Turteltaube Melanie laut Satellitendaten zu diesem Zeitpunkt immer noch auf ihrer Heimreise ins Brutgebiet war, können sich die Wissenschaftler*innen sicher sein, dass es sich bei der besenderten Taube auf den Bildern um Julia handelte.

Besenderung 2020 – das ist Frieda

Die Turteltaube Frieda ging den Wissenschaftler*innen am späten Nachmittag des siebten Juni in die Käfigfalle. In der selben Falle am Rande eines Wildackers bei Cleeberg in Hessen hatten sie bereits zwei Tage zuvor eine männliche Turteltaube gefangen und erfolgreich besendert.

Portrait von Turteltauben-Weibchen Frieda; Foto: K. Baumann

Frieda, offensichtlich ein Weibchen, wog bei ihrem Fang 155 Gramm. Vorsichtig wurde sie umgehend aus der Falle befreit und dann mit einem der nur fünf Gramm schweren Satellitensendern ausgestattet. Der Sender wird dem Vogel dabei mit individuell angepassten Schlaufen aus Teflonband im Prinzip wie ein Rucksack aufgesetzt, sodass er die Bewegungsfreiheit seines Trägers nicht im Geringsten einschränkt. Auch Frieda wurde gleich nach der Besenderung wieder in die Freiheit entlassen. Am Tag ihres Fangs war sie mit einem Partner an der Futterstelle, der allerdings keinen Sender trug. So wissen die Forscher*innen, dass mindestens zwei Turteltaubenpaare die Futterstelle bei Cleeberg aufsuchten. Hoffen wir, dass die Turteltauben derzeit im Gebiet eine erfolgreiche Brutsaison haben.

Besenderung 2020 – das ist Romeo

Turteltaubenmännchen Romeo bei seiner Besenderung; Foto: L. Koch.

Das Turteltauben-Männchen Romeo, war der erste Vogel, der in diesem Jahr in Deutschland mit einem Satellitensender ausgestattet wurde. Bei der Besenderung wog er knapp 150 Gramm. Er war am fünften Juni in der Nähe von Cleeberg in einer von zwei Kastenfallen gefangen worden, die die Wissenschaftler*innen der Justus-Liebig-Universität Gießen dort am Rande eines Wildackers bereits einige Tage zuvor unter zwei Kirschbäumen platziert und mit Lockfutter versehen hatten. In den Tagen vor dem Fang hatten sie die Fallen so aufgestellt, dass sie permanent

Hope lost

Bedauerlicherweise sieht es sehr danach aus, dass wir die Hoffnung für Turteltaube Hope aufgeben müssen. Ihr Sender hatte uns zum letzten Mal am Abend des 22. Juni eine Peilung ihres Standorts geliefert. Diese war recht präzise und kam erstaunlicherweise von See, südlich von Sizilien und nordöstlich von Malta.

Die erstaunliche Mehrfachüberquerung des Mittelmeers von Turteltaube Hope in diesem Frühjahr.

Bis zum Zeitpunkt ihrer letzten Ortung war Hope jedoch noch für eine weitere Überraschung gut gewesen. Wir hatten bereits früher an dieser Stelle berichtet, wie sie am 1. Juni völlig unerwartet vom Süden Siziliens zurück nach Nord-Libyen geflogen war. Nach etwas mehr als zwei Wochen Aufenthalt etwas westlich von Tripolis, machte sie sich erstaunlicherweise dann am 16. Juni erneut in nördlicher Richtung auf die Reise und war am Abend des 17. Juni zurück in Sizilien, allerdings etwas weiter südöstlich als bei ihrem vorherigen Aufenthalt. Was genau sie zu dieser Mehrfachüberquerung des Mittelmeers in diesem Frühjahr veranlasst hat und weshalb sie dann bereits nach wenigen Tagen ein weiteres Mal von Sizilien nach Süden aufgebrochen ist, vermögen wir beim besten Willen nicht zu beantworten. Zu gerne wüssten wir natürlich auch was das nächste Ziel ihres letzten aufgezeichneten Fluges war und welches Schicksal sie oder ihren Sender ereilt hat.