Ben Metzger Beiträge

Melanie überwintert in Südwest-Mali

Melanie hält sich nun schon seit einem Monat im Flusstal des Niger im Südwesten Malis auf. Sie war dort am 17. November angekommen. Wenngleich der Wasserstand des Flusses während der Trockenzeit weit zurückgeht, führt der Niger an dieser Stelle ganzjährig Wasser und erlaubt in seiner Flussniederung permanente, zumindest extensive Landwirtschaft. Somit dürfte Melanie in ihrem derzeitigen Winterquartier genügend Nahrung vorfinden. Es wird deutlich, dass der Kern von Melanies Winterquartier lediglich einen Radius von etwa einem Kilometer aufweist. Nur wenige Male bewegte sie sich über diese Kernzone ihres Winterquartiers hinaus.

Melanies derzeitiges Winterquartier in Südwest-Mali. Quelle: Argos

Wie sieht es in Francescos Winterquartier aus?

Das Flusstal des Nakambé mit einzelnen Wasserstellen (dunkelblau), Quelle: Sentinel-hub Playground

Francescos derzeitiger Überwinterungsort, den er um den 21. November erreicht hat, liegt östlich von Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadougou und nur etwa zehn Kilometer von der Gegend entfernt, in der er bereits im letzten Winter ein paar Monate verbracht hat. Er hält sich hier überwiegend im Flusstal des Nakambé auf, der in der fortschreitenden Trockenzeit vermutlich fast vollständig versiegt. Sieht man sich den Feuchtigkeitsindex des aktuellsten Fehlfarben-Satellitenbilds an, so wird jedoch deutlich, dass sich zur Zeit zumindest noch eine Kette an Wasserstellen das Flusstal entlangzieht, die Francesco als Tränken dienen können.

Vor-Ort-Bericht aus Cyrils erstem Winterquartier

Mehr als anderthalb Monate hatte sich Cyril in seinem ersten Überwinterungsort in der Nähe von Founkouey in einem Flusstal im südlichen Niger aufgehalten. Wir hatten das große Glück, dass der Geschäftsführer der Westafrikanischen Ornithologischen Gesellschaft Dr. Joost Brouwer dem Direktor der zuständigen Behörde in Tahoua im Niger die Koordinaten von Cyrils Senderortungen zukommen ließ und ihn dazu anregte, sich vor Ort ein Bild von Cyrils Winterquartier zu verschaffen. So führte Colonoel Kaïlou Moussa, Directeur Départemental de l’Environnement de la Salubrité Urbaine et du Développement Durable (DDE/SU/DD) in Tahoua im Niger, mit seinem Mitarbeiter Ali Salifou am 6. November eine Exkursion dorthin durch. Kaïlou, der uns schon vor etlichen Jahren auf einer Expedition in der Region begleitet hatte, kennt sich mit der Tier- und Pflanzenwelt des Nigers, hervorragend aus. Joost übermittelte uns den Bericht, den Kaïlou über die Exkursion nach Founkouey zu Cyrils erstem Überwinterunsort verfasst hat.

Melanie unternimmt einen Sprung nach Südosten

In der Zeit zwischen dem 13. und 17. November bewegte sich Melanie aus dem Senegal um weitere 630 km südostwärts und befindet sich seither in der Aue des Nigerflusses im Südwesten Malis, unweit der Grenze zu Guinea. Es ist wahrscheinlich, dass die fortschreitende Trockenzeit sie zu dem Sprung aus der Dornbusch-Grassteppen des südlichen Sahel in die baumreicheren Sudan-Savannen veranlasst hat, da es dort im Augenblick vermutlich noch mehr Nahrung und am Niger auch ausreichend Wasser gibt.

Die Gegend, in der sich Melanie aufhält, liegt etwa 120 km flussaufwärts und südwestlich der malischen Hauptstadt Bamako in der Nähe eines kleinen Ortes namens Banankoro. Auf dem Satellitenbild sind die Felder im Flusstal des Nigers gut zu erkennen, Melanie wird also vermutlich genügend Getreidesamen im Gebiet vorfinden um ihren Nahrungsbedarf zu decken. Von den besenderten Tauben befindet sie sich im Augenblick am weitesten im Süden. Wir sind neugierig, ob die Nigeraue Melanies Hauptüberwinterungsgebiet wird.

Melanies derzeitiger Aufenthaltsort in der Nigeraue in SW-Mali, Quelle: Argos.

Melanies derzeitiger Aufenthaltsort in der Nigeraue in SW-Mali, Quelle: Argos.

Ist Francesco seinem Überwinterungsort treu?

Am 18. und 19. November ist Francesco innerhalb Burkina Fasos nochmals über 200 km weiter in Richtung Süden gezogen und rastet nun etwa 40km östlich der Hauptstadt Ouagadougou. Da wir das große Glück haben, Francesco nun schon im dritten Jahr mit Satellitensender in seine Winterquartiere verfolgen zu dürfen, können wir seine Überwinterungsorte von einem Jahr zum anderen vergleichen. Damit lässt sich feststellen, ob Turteltauben eventuell nicht nur jedes Frühjahr zum Brüten ins gleiche Gebiet zurückkommen, sondern auch ihren Winterquartieren ortstreu sind. Ist dies der Fall, sprechen Zugvogelforscher von einer hohen Konnektivität zwischen Winterquartier und Brutgebiet (engl.: migratory connectivity). Vorletzten Winter war Francesco von Burkina Faso aus noch weiter bis nach Ghana gezogen. Letzten Winter jedoch hatte er die meiste Zeit östlich von Ouagadougou verbracht, fast am gleichen Ort, an den er nun vor ein paar Tagen wieder zurückgekehrt ist. Falls das Gebiet auch in diesem Winter für Francesco über längere Zeit attraktiv bleibt, könnte er sich durchaus dazu entscheiden, den Rest des Winters dort zu verbringen.

Francescos derzeitiger Aufenthalt nahe seines letztjährigen Winterquartiers in Burkina Faso.

Francescos derzeitiger Aufenthalt nahe seines letztjährigen Winterquartiers in Burkina Faso.

Endstation Wüste für Jenny und Luciano

Verendete Turteltaube, Foto: BirdLife Malta

Jennys Satellitensender hat nun schon einen Monat lang keine weiteren Signale mehr geliefert. Wie bereits in Jennys letztem Beitrag berichtet, war die Spannung der solarbetriebenen Batterie ihres Senders bis zum letzten Signal am 20. Oktober schrittweise abgefallen. Daher können wir nun davon ausgehen, dass der Sender entweder aufgrund eines technischen Defekts ausgefallen ist, oder Jenny in ihrem Rastgebiet im Osten Malis kurz nach ihrer Sahara-Überquerung umgekommen sein muss.

Die Wüstengegend im Schutzgebiet Aïr und Ténéré im Norden des Niger ist bestimmt kein geeignetes Überwinterungsgebiet für Turteltauben. Auch wenn Lucianos Sender uns weiterhin Signale stationär von dort seit Ende September liefert, sind wir nun sicher, dass Luciano dort auf dem Herbstzug umgekommen sein muss. Somit können wir wohl in Kürze die Übertragung von Lucianos Senderortungen abstellen.