Auftakt ins neue Superjahr? Der One Planet Summit
Ist 2021 das neue Superjahr für die Biodiversität? Ganz sicher lässt sich das noch nicht sagen, aber einen guten Auftakt gab es schon mal: Am 11.01.2021 fand der vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron organisierte „One Planet Summit“ statt.
Auftakt ins neue „Superjahr“
Der hochrangige politische Gipfel war in diesem Jahr zum ersten Mal ganz dem Thema Biodiversität gewidmet und gilt als wichtiges Event auf dem Weg zur CBD COP15, die voraussichtlich Ende 2021 in Kunming stattfinden wird. Auf der Agenda standen vier Themen, zu denen sich viele Staats- und Regierungschefs live äußerten: Schutzgebiete im Meer und an Land, Agrarökologie, Finanzierung von Biodiversitätsprojekten sowie der Schutz tropischer Wälder und menschlicher Gesundheit.
Bereits im Vorfeld machte Macron persönlich in einer Videobotschaft auf das Artensterben aufmerksam und rief zum schnellen gemeinsamen Handeln auf. Der gesamte Gipfel kann übrigens hier noch einmal angeschaut werden.
Beitritt Deutschlands zur Koalition der Willigen
Die etwas müde wirkende Bundeskanzlerin Angela Merkel warnte in ihrem Auftritt vor den gravierenden Auswirkungen des fortschreitenden Biodiversitätsverlusts auf die Lebensqualität der Menschen. Sie mahnte an, jetzt zu handeln und unumkehrbare Folgen noch zu verhindern.
Sie verkündete außerdem den Beitritt Deutschlands zur „High Ambition Coalition“. Diese Gruppe von 50 Staaten bekennt sich dazu, bis 2030 global 30% der Land- und Meeresflächen unter Schutz zu stellen. Weiterhin tritt sie für ein effektives Management von Schutzgebieten und deren Finanzierung sowie Regeln und Ziele für die Umsetzung des Abkommens ein (weitere Infos hier).
Dies schließt an die Teilnahme Deutschlands beim „Leaders Pledge for Nature“ im letzten Jahr an, welchen mittlerweile 83 Länder unterschrieben haben. Der NABU hatte dazu in einem Blogbeitrag berichtet und in einer Pressemitteilung kommentiert.
Taten statt Worte
Grundsätzlich ist zu begrüßen, dass Deutschland in die Koalition der Willigen eingetreten ist. Dies hilft, eine Öffentlichkeit für das Thema Biodiversität zu erzeugen und und kann verschiedene Akteure zum Handeln bewegen. Mit einer konkreten Finanzierungszusage und dem 30%-Ziel liegen nun neben der ebenfalls präsenten Renaturierungs-Agenda weitere Themen für die Verhandlungen der nächsten Monate auf dem Tisch.
Aber es ist auch klar, dass es nicht auf hehre Worte und leere Versprechen ankommt, sondern auf konkrete Maßnahmen. Klimaaktivistin Greta Thunberg, wies in einem Tweet mit „blabla“ bereits auf die vielen leeren Versprechen hin. Auch die Grünen forderten die Bundesregierung auf, vom Reden endlich ins Handeln zu kommen. Denn vor der eigenen Haustür ist viel zu tun, wenn Deutschland und die EU glaubwürdig auftreten möchten.
Was konkret zu tun ist
- Die Landwirtschaft als einer der Haupt-Treiber der Biodiversitätskrise wird bisher kaum adressiert. Eine starke Konditionalität in der GAP mit unter anderem 10% biodiversitätsreicher Landschaftselemente in der Agrarlandschaft wären ein erster Schritt in die richtige Richtung.
- Um die Arten und Lebensräume in den bestehenden (Natura 2000-) Schutzgebieten steht es schlecht. Dort ist ein verbessertes Management sowie die Umsetzung und Finanzierung der erforderlichen Schutz- und Erhaltungsmaßnahmen nötig. Nicht umsonst laufen gegen Deutschland wegen dieser Missstände verschiedene Vertragsverletzungsvefahren.
- Die Bundesregierung und die EU sollten in der neuen Dekade ernst machen mit der Wiederherstellung von natürlichen Lebensräumen. Hierfür braucht es neben dem EU-Renaturierungsgesetz einen deutschen Renaturierungsplan. Auf dieser Grundlage könnten zügig Moore wiedervernässt, naturnahe Wälder gefördert und artenreiches Grünland wiederhergestellt werden.
Wir hoffen, dass der Leaders Pledge For Nature und der Beitritt zur High Ambition Coalition keine leeren Worthülsen bleiben!
2020/2021 – Superjahr der Artenvielfalt: In diesem Blog berichtet der NABU über die Verhandlungen zu einem globalen Abkommen über den Schutz der Biologischen Vielfalt (CBD). Wir berichten und kommentieren, wie Deutschland, Europa und die Welt neue Biodiversitätsstrategien für das kommende Jahrzehnt aufstellen.
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1 Kommentar
Willi
13.01.2021, 04:58Die Idee ist vielleicht ein Anfang und muss ständig erweitert werden.
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