Zug Beiträge

Neptun ist im Norden Spaniens angekommen

Während Tristan und Isolde weiterhin im Vogelsberg verweilen und sich das Männchen Noah noch in Südfrankfreich nördlich der Pyrenäen aufhält, hat Neptun heute die Pyrenäen bei Pamplona überquert und nächtigt derzeit westlich der Stadt Almarza in einer kleinen Baumreihe.
Die Pyrenäen überquerte der Vogel binnen vier Stunden in einer Höhe von durchschnittlich 400 Metern Höhe; die Pyrenäen erreichen in dieser Region eine Höhe von rund 1.000 Metern ü. NN.

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Neptuns Weg durch die Pyrenäen Anfang Oktober 2016.
(Kartengrundlage: Open Street Maps)

Neptun und Noah bereits in Frankreich

Nun ist es soweit: Zwei unserer besenderten Rotmilane haben Frankreich erreicht. Neptun, das vorjährige Männchen (s. Beitrag zuvor) und das Männchen Noah (Altvogel aus dem Raum Ulrichstein) haben am 4.10. vormittags den Vogelsberg verlassen und sich auf den Weg gen Südwesten gemacht.
Am 5.10. in den Nachmittagsstunden waren sie bereits im Zentrum Frankreichs – die durchschnittliche Flughöhe der Vögel lag hierbei bei ca. 250 Metern, die maximale Höhe lag bei 1,2 Kilometern. Binnen eines Tages haben sie gut 650 Kilometer zurückgelegt.
Und das passt sehr gut ins Bild: An den vergangenen Tagen konnten Hunderte ziehender Rotmilane im gesamten Bundesgebiet festgestellt werden – neben Rotmilanen waren u. a. auch eine Vielzahl von Kranichen, diversen Greifvögeln und Singvögeln unterwegs in die Überwinterungsgebiete.
Spannend: Beide zogen recht parallel gen Südwesten. Im Raum Saarbrücken übernachteten beide am 4.10. und wechselten am folgenden Tag geringfügig die Zugrichtung. Grund hierfür waren Veränderungen der Windverhältnisse.
Während Noah und Neptun nun in Frankfreich sind, verweilt das Brutpaar „Tristan und Isolde“ weiterhin im südlichen Vogelsberg. Wann werden sie aufbrechen?

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Der Weg von Noah (orange) und Neptun (rot) nach Frankreich Anfang Oktober 2016.
Die Vögel liefern derzeit im 1,5 Stunden-Takt Daten (Kartengrundlage: Open Street Maps).

Der Spätsommer des Rotmilans Neptun

Während sich unsere telemetrierten Altvögel Tristan, Isolde und Noah – wie nicht anders zu erwarten – noch im Brutgebiet im EU-Vogelschutzgebiet Vogelsberg aufhalten, ist das vorjährige Rotmilan-Männchen Neptun bereits Ende Juli nach Süddeutschland aufgebrochen.
Dort verweilte der Vogel einige Wochen und hielt sich vor allem zwischen Ingolstadt und Nürnberg (rund 250 Kilometer vom Vogelsberg entfernt) auf. Das Männchen verbrachte mehrere Wochen also in einem Raum, der üblicherweise nicht allzu dicht von Rotmilanen besiedelt ist und profitierte hier von der Getreideernte sowie Mahdterminen, die dem Vogel eine gute Nahrungsgrundlage lieferten. Bei einem Besuch konnte der Vogel frühmorgens lediglich alleine ohne Artgenossen an einem Schlafplatz, den er mehrere Nächte aufsuchte, festgestellt werden.
Einige Rotmilane, vor allem junge Tiere, können mittlerweile ziehend in Hessen beobachtet werden, so dass eher nicht davon auszugehen war, dass der Vogel diesen Herbst noch mal nach Hessen zurückkehrt. Doch weit gefehlt!
Vor wenigen Tagen zog Neptun, der Ende Juni besendert wurde, wieder nach Norden und hält sich aktuell abermals im Vogelsberg auf, zwar nicht bei Ulrichstein (dem Beringungsort), dafür aber wenige Kilometer weiter westlich. Hier ist er in bester Gesellschaft, da im Vogelsberg derzeit recht viele Rotmilane an Sammelplätzen zusammenkommen. Dort gelang es zuletzt in den frühen Morgenstunden, ihn an einem Schlafplatz mit 4 jungen, 5 adulten und 3 vorjährigen Vögeln auszumachen.
Über das Verhalten vorjähriger und somit nicht geschlechtsreifer Rotmilane ist bis dato wenig bekannt. Umso spannender nun die aktuellen Erkenntnisse. Möchte sich der Vogel diesen Herbst schon ein geeignetes Revier für kommendes Jahr suchen? Hoffentlich wissen wir bald mehr.
In jedem Fall kennen wir nun einen Schlafplatz mehr und sind gespannt, was uns der bzw. alle weiteren Vögel in den kommenden Wochen für Daten liefern werden.

 

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Aufenthaltsorte des Rotmilan-Männchens Neptun
von Mitte August bis Mitte September.
Der Vogel liefert derzeit im 1,5 Stunden-Takt Daten (Kartengrundlage: Open Street Maps).

Projektstart: Erforschung von Zug- und Überwinterungsverhalten Vogelsberger Rotmilane

Der NABU-Blog „On tour mit Milan“ berichtet im Winterhalbjahr (August bis Februar) über die Reise unserer besenderten Rotmilane in ihre Überwinterungsgebiete in Spanien und ihr Leben dort. Das Projekt des NABU Hessen, das von 2016 bis 2019 läuft, wird vom Land Hessen sowie dem NABU Bundesverband unterstützt.

In den kommenden Monaten möchten wir einen Eindruck darüber vermitteln, wie das Leben von Noah, Neptun, Tristan und Isolde verläuft, wohin es sie während des Zuges verschlägt.
Für 2017 ist die Besenderung weiterer Vögel vorgesehen.

Alle Vögel wurden im Juni im mittelhessischen EU-Vogelschutzgebiet Vogelsberg mit einem 20 Gramm schweren Satellitensender augestattet und liefern nun in enger zeitlicher Abfolge Daten.
Noah ist ein altes Männchen, Neptun ein vorjähriges Männchen. Tristan und Isolde sind ein Brutpaar, das unweit der Vogelsbergteiche einen Traditionshorst besetzt hat.

In regelmäßigen Abständen werden wir nun an dieser Stelle über unsere Sender-Milane berichten. Wir sind gespannt auf die Ergebnisse…

28271033576_fce8981510_bBesendeter Rotmilan „Neptun“

Zentrale Fragestellungen, deren Beantwortung wir uns erhoffen:
– Informationen zu nachbrutzeitlichen Schlafplatzgesellschaften. Dabei ist es z. B. von Interesse, ob es Traditionsschlafplätze gibt.
– Informationen zu Schlafplatzgesellschaften während des Zuges (ggf. Erkenntnisse über wichtige Sammelplätze sowie Leitlinien während des Zuges). Von Interesse ist z. B., wie lange Herbstschlafplätze bestehen und ob es sich dabei ggf. um Traditionsschlafplätze handelt.
– Informationen zu Zughöhen und Zuggeschwindigkeiten.
– Bei den winterlichen Schlafplätzen ist u. a. von Interesse, wie weit sich die Rotmilane täglich von den Schlafplätzen entfernen, ob es hierbei geschlechtsspezifische Unterschiede gibt und woraus (nach Aufgabe vieler Luderplätze und Müllhalden bspw. in Spanien) in erster Linie die Nahrung besteht.
– Gefahrenanalyse während des Zuges und im Überwinterungsgebiet.
– Dokumentation notwendiger Schutzmaßnahmen.

Wichtige Bausteine im Rahmen des Projekts sind die Sensibilisierung für europäische Naturschutzrichtlinien (z. B. Natura 2000), Öffentlichkeitsarbeit, Symathiewerbung für die Art, Vernetzung von Rotmilan-Kennern zwischen Deutschland und Spanien sowie Aufklärungsarbeit im Überwinterungsgebiet.

Ansprechpartner:
Maik Sommerhage
Maik.Sommerhage@NABU-Hessen.de