Die Agrardebatte ist eröffnet!

Die Agrardebatte ist eröffnet!

Agrarpolitik kommt aus der Lobbynische: Große Bürgerbefragung zur Zukunft der GAP gestartet.

Bis zum 2.Mai können Bürgerinnen und Bürger, Betriebe und Unternehmen, Verbände und Organisationen gegenüber EU-Agrarkommissar Phil Hogan ihre Meinung zur gegenwärtigen und künftigen Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP) äußern (direkter Link zur deutschen Version hier). Im November will Hogan seine Vorschläge für die GAP ab 2021 offiziell vorlegen. EU-Parlament und Landwirtschaftsminister werden dann darüber verhandeln.

Unser NABU-Präsident Olaf Tschimpke heute dazu: „Wir fordern einen grundlegenden Kurswechsel in der Agrar- und Ernährungspolitik. Das derzeitige System verteilt Gelder schlicht nach Flächengröße eines Betriebes und nicht nach konkreten Naturschutz- oder Tierwohlleistungen. Das hat katastrophale Folgen: Die Landwirtschaft wird immer intensiver, Arten sterben uns unter den Händen weg und unser Grundwasser ist stellenweise massiv mit Nitrat belastet. Wir brauchen ein neues Förderprinzip: Eines, das öffentliche Gelder an konkreten Leistungen der Landwirte koppelt, vor allem im Umwelt- und Naturschutz“.

NABU-Umfrage vom Januar 2017. Die Deutschen wollen die Landwirtschaft unterstützen – aber ganz anders als zur Zeit.

Erst im Januar hatten wir eine forsa-Umfrage in Auftrag gegeben: Darin sprachen sich 78 Prozent der Befragten dafür aus, dass Landwirte Gelder nach ihrem Beitrag für die Gesellschaft erhalten sollten. Nur neun Prozent unterstützen das derzeitige Systems.

Jetzt kommt es darauf an, dass sich möglichst viele an der Konsultation beteiligen. In den nächsten Tagen werden wir mit Umweltverbänden aus ganz Europa Antworten auf den Fragebogen entwickeln und als Empfehlung veröffentlichen.

Die Frage, wie gesund und nachhaltig unsere Lebensmittel produziert werden, geht uns alle an. Die schädlichen Auswirkungen der intensiven Landwirtschaft wurden viel zu lange ignoriert. Jetzt besteht die Chance, eine neue und zukunftsorientierte Landwirtschafts- und Ernährungspolitik aufzubauen, die von der gesamten Gesellschaft getragen wird. Sie könnte weltweit zum Vorbild werden. Diese Chance muss die EU nutzen“, sagte Olaf Tschimpke heute.

Neue Bauernregeln präsentiert ab heute vom Bundesumweltministerium. www.neue-bauernregeln.de

Die Landwirtschaft in der EU braucht jetzt mehr als eine kosmetische Reform. Wenn diesmal nicht der große Wurf gelingt, riskieren wir, dass frühere Allerweltsarten wie Rebhuhn und Kiebitz sowie viele Insekten bei uns aussterben. Auch die Landwirte selbst könnten am Ende ganz ohne staatliche Unterstützung da stehen, denn die Akzeptanz für die Subventionen sinkt rapide. Es ist allerhöchste Zeit, dass die Diskussion um die Zukunft der Agrarsubventionen gesellschaftlich breit geführt wird“, so Tschimpke.

Der NABU fordert schon lange, die Gemeinsame Agrarpolitik auf den Prüfstand zu stellen. Im November 2016 hat der Verband mithilfe eines Modells aufgezeigt, wie die Wende hin zu einer naturverträglichen Landwirtschaft gelingen kann, bei der Betriebe und Natur gleichermaßen profitieren. Dabei müssten die knapper werdenden Gelder auf jene Landwirte konzentriert werden, die konkrete Maßnahmen für den Umwelt- und Naturschutz umsetzen. Dabei können die Einkommen für viele Betriebe gesichert oder gar gesteigert werden.

Weiterlesen: Standpunkt von Konstantin Kreiser auf Euractiv.de: Aus dem Schattenreich ins Licht. Die Fragen des Phil Hogan.

1 Kommentar

Dagmar

03.02.2017, 10:16

Wir sind Imker und wir brauchen eine bienenfreundliche Agrarproduktion nicht nur für die Bienen, auch wir Nenschen sind betroffen. Leider nehmen die Maisfelder immer noch zu, auch zu viele Spargelfelder nutzen der Allgemeinheit sehr wenig. Ich bin dafür dass die Steuergelder für die Gesellschaft zuträglicher Landwirtschaft verteilt werden sollten.

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