Legale Jagd Beiträge

Frankreich will Abschuss von fast 18.000 Turteltauben erlauben

Der französische Staat will erlauben, dass ab diesem Herbst 17.460 Turteltauben legal getötet werden! Der entsprechende Textentwurf von Barbara Pompili, der neuen Ministerin für ökologischen Wandel der französischen Regierung, unterliegt derzeit einer öffentlichen Konsultation. Diese endet allerdings morgen, Mittwoch, den 12. August.

Wieder im Fadenkreuz der Jagd in Frankreich, Grafik: David Tipling/Nature Picture Library/construktiv.de

Auch aus unseren Besenderungsergebnissen wissen wir, dass ein Großteil der Turteltauben aus Deutschland über Frankreich und Spanien in die Sahelzone zieht. Der Bestand dieser Westzieher ist in den letzten Jahren enorm geschrumpft, um 78 Prozent in Westeuropa seit 1980, der Gesamtbestand in Deutschland sogar um 89 Prozent.

Am 2. Juli sandte die Europäische Kommission eine Vetragsverletzungsbeschwerde an Frankreich, um dringende Maßnahmen gegen die Jagd auf Arten in einem schlechten Erhaltungszustand und in erster Linie gegen die Turteltaube zu erwirken. Dort kam bereits im vergangenen Jahr ein Ausschuss wissenschaftlicher Expert*innen des für den ökologischen Wandel zuständigen Ministeriums zu dem Schluss, dass die Jagd auf diese Art zumindest vorübergehend eingestellt werden muss, um die Chancen auf eine kurzfristige Stabilisierung der Zahlen zu maximieren. Der französische Staat gab dennoch der Jagdlobby nach und gewährte eine reduzierte Quote von 18.000 Vögeln, wobei er versicherte, dass die „Proben“ überwacht, gemeldet und analysiert würden.

Die Jäger haben natürlich nicht alle ihre Fänge deklariert und niemand kann sagen, ob diese Quote eingehalten wurde oder nicht, da auch keine ausreichenden Kontrollen durchgeführt wurden.

Die Beschwerde des französischen BirdLife-Partnerverbandes Ligue pour la Protection des Oiseaux (LPO) gegen dieses Ministerialdekret vom 30. August 2019 wurde noch nicht in der Sache geprüft. Teil der aktuellen offiziellen Begründung von LPO ist, dass die Zahl von 17.460, die in diesem Jahr anstelle von 18.000 vorgeschlagen wurde, lediglich einen geschätzten Bestandsrückgang von 3% pro Jahr berücksichtigt, aber nicht die Notwendigkeit die dramatische langjährige Abwärtsspirale zu stoppen.

Deshalb ist auch die vorgeschlagene Jagdquote viel zu hoch und muss verhindert werden.

Unterstützen Sie uns und LPO, denn unter den zu befürchtenden Opfern sind sehr viele der letzten in Deutschland brütenden und in diesem Jahr erst groß gewordenen Turteltauben. Nehmen Sie deshalb an der Konsultation des französischen Umweltministeriums teil! Das Konsultationsformular des französischen Umweltministeriums akzeptiert keine identischen Einträge. Daher schreiben Sie mit eigenen Worten oder wandeln Sie den folgenden Mustertext gern mit Sonderzeichen oder auf andere passende Weise ab. Zum Formular

 

Textvorschlag:

Non à la chasse aux tourterelles

Chère Ministre Pompili,
La tourterelle des bois est menacée dans le monde entier et figure sur la Liste rouge de l’UICN. Les stocks en Europe sont en chute libre. Leur déclin de près de 80% depuis 1980 semble être particulièrement prononcé sur la route migratoire occidentale, qui comprend également la France. En Allemagne, où l’espèce n’est pas chassée, la baisse est de 89 pour cent depuis 1980. La plupart des derniers oiseaux nicheurs d’Allemagne migrent à travers la France à l’automne et y sont tués.
Il faut mettre fin à la chasse aux tourterelles au lieu d’accélérer l’extinction de l’espèce en Europe avec un quota de chasse beaucoup trop élevé de 17460 oiseaux!

 

Übersetzung für Sie:

Nein zur Jagd auf Turteltauben

Sehr geehrte Frau Ministerin Pompili,

die Turteltaube ist weltweit gefährdet und steht auf der Roten Liste der IUCN. Die Bestände in Europa befinden sich im freien Fall. Ihr Rückgang von fast 80% seit 1980 scheint auf der westlichen Zugroute, zu der auch Frankreich gehört, besonders ausgeprägt zu sein. In Deutschland, wo die Art nicht bejagt wird, beträgt der Rückgang 89 Prozent seit 1980. Ein Großteil der letzten Brutvögel aus Deutschland zieht im Herbst über Frankreich und wird dort getötet.

Beenden Sie die Jagd auf Turteltauben statt mit einer viel zu hohen Jagdquote von 17.460 Vögeln das Aussterben der Art in Europa weiter zu beschleunigen!

 

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Wenn Sie Ihren Text eingegeben haben, klicken Sie auf „Prévisualisation“ (Vorschau) und danach auf „Message définitif: envoyer au site“ (Absenden). Ihr Kommentar erscheint auf der Konsultationsseite.

 

Vielen Dank für Ihre Unterstützung!

 

Weitere Informationen zum Thema bietet ein Presseartikel des Online-Magazins BirdGuides (auf Englisch) vom 24. Juli 2020.

Immer wieder Malta

Alle drei Turteltauben befinden sich zur Zeit noch südlich des Mittelmeers, das vor allem Francesco schon in den nächsten Tagen von Nordafrika aus nach Italien überqueren dürfte. Daher richtet sich unser Augenmerk wieder einmal auf die Situation in Malta, dem Inselstaat im zentralen Mittelmeer, der für die Jagd und Wilderei auf ziehende Vögel berüchtigt ist und als einziges EU-Land jährlich Ausnahmeregelungen für eine Jagd auf Zugvögel im Frühjahr durchsetzt.

Turteltaube als Jagdopfer zwischen acht Pirolen. Foto: NABU/Waheed Salama

Die maltesische Regierung wird sich wohl durchaus bewusst gewesen sein, dass eine legale Jagd auf die gefährdeten Turteltauben in diesem Frühjahr kaum zu rechtfertigen sein dürfte. Um die über 6000 schießfreudigen Jäger dennoch zufriedenstellen zu können, genehmigte der für die „Wild Bird Regulation Unit“ (WBRU) zuständige Minister Clint Camilleri, der selbst ein Jäger ist, eine dreiwöchige Frühjahrs-Saison auf Wachteln. Diese „Wachtelsaison“ bis Ende April wurde allerdings zeitlich so ausgedehnt, dass sie mit der Hauptdurchzugszeit der Turteltauben zusammenfällt – Wachteln ziehen hauptsächlich von März bis Anfang April über die maltesischen Inseln.

Darüber hinaus führt auch in Malta die Situation bezüglich der Covid-19 Pandemie dazu, dass alle Aktivitäten draußen für die Bevölkerung auf das Notwendigste reduziert sind.

Bundesumweltministerium erhält 75.453 Unterschriften für die Turteltaube

Mehr als 75.000 Menschen haben sich unseren Forderungen angeschlossen und unsere Petition für die Turteltaube unterzeichnet. Heute – symbolträchtig am Valentinstag übergab NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger die Unterschriften an die Parlamentarische Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter im Bundesumweltministerium. Mit unserer Petition fordern wir Umweltministerin Svenja Schulze auf, sich dafür stark zu machen, dass die Jagd auf die Turteltaube in der EU endlich gestoppt wird. Frau Schwarzelühr-Sutter sichert dem NABU Unterstützung zu. Wir „rennen da offene Türen ein“.

Danke an alle, die unsere Forderungen mit ihrer Stimme unterstützt haben! Mehr dazu unter https://www.nabu.de/turteltauben-petition

Melanie zieht von Spanien nach Mauretanien in 4 Tagen

In Südwestlicher Richtung flog Melanie zwischen dem späten Vormittag des 22. September und dem frühen Morgen des 24. Septembers von ihrem Rastgebiet im Norden Spaniens bis nach Zentralmarokko. Somit haben alle von uns besenderten Turteltauben Europa verlassen und befinden sich nun in Afrika.

Rastende Turteltaube in der Ténéré, © J. Brouwer, mit Dank an die West African Bird Database (www.wabdab.org)

Wird Melanie Afrika erreichen?

Alle drei Turteltauben aus der Lieberoser Heide sind nach wie vor in Nordafrika. Jenny bewegt sich derzeit in südlicher Richtung weiter durch Tunesien, am 20. September wurde ihr Sender nahe der Stadt Makthar verortet. Wird sie dort länger rasten oder demnächst ebenfalls die Sahara überqueren? Cyril, der sich am 15. September noch nahe der österreich-ungarischen Grenze im Burgenland aufhielt, hatte zwei Tage später schon Slowenien, Kroatien, Serbien und dann die Adria überflogen. Nach der Adria-Überquerung legte er am 19. September einen kurzen Zwischenstop in Süditalien nahe Brindisi ein und flog dann in südwestlicher Richtung über Italiens Stiefelhacke und das Mittelmeer. Sizilien und Malta ließ Cyril dabei nordwestlich liegen  eine weise Entscheidung, denn in beiden Ländern ist die Herbstjagd noch erlaubt. Er erreichte spätestens am 21. September die libysche Mittelmeerküste, ca. 60km östlich von Tripolis. Dort hält er sich zur Zeit zur Zwischenrast auf. Luciano, der Libyen bereits am 15. September erreicht hatte, hielt sich dort nicht lange auf sondern flog zügig weiter nach Süden. Seine nächste Ortung erreichte uns am

Standort von Lucianos Argos-Satellitensender aus der Wüstenoase Umm Al Aranib in Murzuk, Libyen

17. September aus Umm Al Aranib, einer Sahara-Oase in Zentral-Libyen in der Region Murzuk. Dort rastet Luciano zur Zeit und frisst sich vermutlich Reserven für die nächste Etappe der Wüstenüberquerung an.

Francesco, der sich als erster aus seinem Brutgebiet in Kampanien auf die herbstliche Reise gemacht hatte und als erste besenderte Turteltaube bereits die Sahara überquerte, flog am 22. September südöstlich von Gao über den Fluss Niger. Seither rastet er in der Sahelzone im südöstlichen Mali, ca. 70km nördlich der Grenze zu Burkina Faso. Ob er in den nächsten Tagen noch weiter nach Süden zieht, oder bereits in seinem ersten Winterquartier in Westafrika angekommen ist, werden wir in Kürze erfahren, wenn wir die nächsten Ortungen seines Satellitensenders erhalten. Dieser sendet uns bereits seit dem Frühjahr 2017 zuverlässig Francescos Aufenthaltsorte.

Melanie ist die einzige Taube, die sich momentan noch in Europa aufhält. Sie flog von ihrem Rastort in Frankreich in südwestlicher Richtung weiter nach Spanien und hält sich seit dem 17. September in einem Gebiet aus Wald und Feldern ca. 100km östlich von Valladolid nahe der Stadt Aranda de Duero auf. Die nordspanische Stadt liegt in der Provinz Burgos am Fluss Duero. Drücken wir die Daumen, dass Melanie, die einzige der besenderten Tauben auf dem westlichen Zugweg, Spanien sicher durchquert, denn leider werden dort nach wie vor sehr viele Turteltauben auf dem Herbstzug von Jägern geschossen.

Melanies Rastort in Nordspanien am Fluss Duero mit den Standorten ihres Argos-Satellitensenders.

Francesco lässt Malta links liegen

Francesco startete seinen diesjährige Herbstzug am Abend des 09. Septembers und damit zwei Tage früher als im letzten Jahr. In südlicher Richtung flog er über das thyrrenische Meer bis nach Sizilien, wo er am nächsten Morgen im Landesinnern Italiens größter Insel angekommen war und sich tagsüber eine Pause gönnte. Am Abend des 10. flog er dann in südwestlicher Richtung weiter, und überquerte das Mittelmeer westlich von Malta in der Nacht auf den 11. September, vermutlich nonstop. Damit blieb er von der Maltesischen Jägerschaft glücklicherweise unbehelligt, die derzeit immer noch legal Jagd auf durchziehende Turteltauben und ca. 40 andere Vogelarten macht.

Francescos diesjährige Herbstzugroute vom Brutgebiet übers Mittelmeer nach Nordafrika.

Nicholas Barbara, der für BirdLife Malta seit etlichen Jahren als Naturschutzbeauftragter tätig und mit dem Dauerthema der legalen und illegalen Vogeljagd bestens vertraut ist, fasst es zusammen: Bis Ende September dürfen die Maltesischen Jäger ganz legal insgesamt 7000 Turteltauben erlegen. Mit etwa 10.000 registrierten Jägern besitzt der kleine, dicht besiedelte Inselstaat im zentralen Mittelmeer die bei weitem höchste Jägerdichte Europas und von ein paar Wildkaninchen abgesehen wird dort ausschließlich auf ziehende Vögel geschossen. Leider werden die Gesetzte kaum durchgesetzt und deshalb auch nicht eingehalten, weshalb die tatsächliche Zahl geschossener Turteltauben viel höher ausfallen dürfte und darüber hinaus auch sehr viele Individuen streng geschützter Vogelarten illegal geschossen werden. Aber auch in fast allen anderen Mittelmeerländern ist die Jagd auf Turteltauben im Herbst noch erlaubt.

Eine auf Malta geschossene Turteltaube. Foto: Archiv BirdLife Malta

 

Das nächste Signal von Francescos Satellitensender erreichte uns am Abend des 11. Septembers von der tunesischen Insel Djerba, von wo aus Francesco noch am selben Abend weiter aufs tunesische Festland flog und somit vorerst sicher den afrikanischen Kontinent erreichte. Die Gegend, in der er sich zur Zwischenrast aufhält, ist landwirtschaftlich geprägt und besteht aus weitläufigen Feldern mit eingestreuten größeren Bäumen, zirka 10 km südlich der Stadt Medenine gelegen. Auf dem Satellitenbild sieht sie recht trocken aus. Täglicher Zugang zu offenen Wasserstellen ist für Turteltauben allerdings sehr wichtig, egal ob im Brutgebiet, am Rastplatz oder im Winterquartier. In heißeren Klimazonen und nach langen Zugstrecken sind diese überlebensnotwendig, und so dürfte Francesco seinen Durst vermutlich an von Menschen angelegten Brunnen oder Wasserreservoirs stillen. Wie lange wird er sich wohl in Nordafrika aufhalten, bevor er ein weiteres Mal die Sahara quert?

Turteltaube an der Tränke, einem von Menschen angelegten Brunnen. Foto: B. Metzger