Melanie rastet noch in Mauretanien

Seit unserem letzten Blog-Eintrag zog Melanie weiter aus der Westsahara Richtung Süden. Vom 28. September an rastet sie nun in Mauretanien, ca. 120km nordöstlich der Hauptstadt Nouakchott, und 90km südöstlich der Banc d‘Arguin einem Nationalpark und Weltnaturerbe. Als eines der wichtigsten Rast- und Überwinterungsgebiete für arktische Watvögel auf dem ostatlantischen Zugweg beherbergt dieses marine Flachwassergebiet beispielsweise die höchsten Zahlen überwinternder Regenbrachvögel. Auch für die ostatlantische Population des Knutts, einem Vertreter der Strandläufer, sind die Wattflächen der Banc d‘Arguin ein wichtiges Überwinterungsgebiet. Am nahegelegenen Cap Blanc findet sich außerdem noch ein kleiner Bestand der stark bedrohten Mittelmeer-Mönchsrobbe. Das alles sollte unsere Turteltaube Melanie allerdings weniger interessieren, sie rastet weiter im Landesinneren und braucht für ihre Rast Bäume und Sträucher als Schutz und Schattenspender, Sämereien zur Nahrung und leicht zugängliches Süßwasser zur Tränke. Ist davon alles ausreichend vorhanden, sollte sie in nur wenigen Tagen in der Lage sein, ihre Reserven für den Weiterzug aufzufrischen.

Jenny in Algeriens größter Oasenstadt

Jenny rastet im Augenblick in der südlichen Sahara, allerdings weiter östlich. Sie flog am 25. September von Süd-Tunesien aus weiter und erreichte am 29. September ihr momentanes Rastgebiet nahe der Stadt Tamanrasset, der größten Oasenstadt Algeriens. Damit ist sie von den fünf Sendertauben im Augenblick am weitesten im Norden und hat vermutlich noch die weiteste Strecke ins Winterquartier vor sich. Tamanrasset liegt am Rande des Ahaggar-Gebirges, welches mit seinen spektakulären Felsformationen Teil des gleichnamigen Kulturparks ist, den die Turteltaube kurz zuvor erfolgreich überquert hatte. Jennys Ortungen kommen derzeit aus einem sogenannten Wadi, einem trockenen Flussbett etwa sechs Kilometer außerhalb der Stadt, in dem etwas Landwirtschaft betrieben wird.

Auch Cyril hat Sahara komplett überflogen

Cyril verließ sein Rastgebiet an der libyschen Küste vermutlich am Abend des 26. Septembers in südwestlicher Richtung. Am 28. September war er schon  in der algerischen Provinz Illizi angekommen, von wo uns seine nächsten Ortungen knapp nördlich des Tassili-Gebirges erreichten. Dieses ließ er zügig hinter sich und erreichte am 30. September seinen derzeitigen Aufenthaltsort im Niger, etwa 200 km westlich der Oasenstadt Agadez. Somit benötigte er für die Überquerung der Sahara gerade einmal vier Tage.

Treue zum Winterquartier bei Francesco?

Francesco hält sich seit dem 22. September weiter in seinem Rast- oder ersten Überwinterungsgebiet im südlichen Mali auf. Nach wie vor ist er von den besenderten Turteltauben bisher am weitesten nach Süden gezogen, hat die Wüste deutlich hinter sich gelassen und befindet sich in der Sudan-Savanne. Wir sind gespannt, ob er im weiteren Verlauf des Zuges noch von der einen oder anderen Taube überholt wird.

Melanie zieht von Spanien nach Mauretanien in 4 Tagen

In Südwestlicher Richtung flog Melanie zwischen dem späten Vormittag des 22. September und dem frühen Morgen des 24. Septembers von ihrem Rastgebiet im Norden Spaniens bis nach Zentralmarokko. Somit haben alle von uns besenderten Turteltauben Europa verlassen und befinden sich nun in Afrika.

Rastende Turteltaube in der Ténéré, © J. Brouwer, mit Dank an die West African Bird Database (www.wabdab.org)

Wird Melanie Afrika erreichen?

Alle drei Turteltauben aus der Lieberoser Heide sind nach wie vor in Nordafrika. Jenny bewegt sich derzeit in südlicher Richtung weiter durch Tunesien, am 20. September wurde ihr Sender nahe der Stadt Makthar verortet. Wird sie dort länger rasten oder demnächst ebenfalls die Sahara überqueren? Cyril, der sich am 15. September noch nahe der österreich-ungarischen Grenze im Burgenland aufhielt, hatte zwei Tage später schon Slowenien, Kroatien, Serbien und dann die Adria überflogen. Nach der Adria-Überquerung legte er am 19. September einen kurzen Zwischenstop in Süditalien nahe Brindisi ein und flog dann in südwestlicher Richtung über Italiens Stiefelhacke und das Mittelmeer. Sizilien und Malta ließ Cyril dabei nordwestlich liegen  eine weise Entscheidung, denn in beiden Ländern ist die Herbstjagd noch erlaubt. Er erreichte spätestens am 21. September die libysche Mittelmeerküste, ca. 60km östlich von Tripolis. Dort hält er sich zur Zeit zur Zwischenrast auf. Luciano, der Libyen bereits am 15. September erreicht hatte, hielt sich dort nicht lange auf sondern flog zügig weiter nach Süden. Seine nächste Ortung erreichte uns am

Standort von Lucianos Argos-Satellitensender aus der Wüstenoase Umm Al Aranib in Murzuk, Libyen

17. September aus Umm Al Aranib, einer Sahara-Oase in Zentral-Libyen in der Region Murzuk. Dort rastet Luciano zur Zeit und frisst sich vermutlich Reserven für die nächste Etappe der Wüstenüberquerung an.

Francesco, der sich als erster aus seinem Brutgebiet in Kampanien auf die herbstliche Reise gemacht hatte und als erste besenderte Turteltaube bereits die Sahara überquerte, flog am 22. September südöstlich von Gao über den Fluss Niger. Seither rastet er in der Sahelzone im südöstlichen Mali, ca. 70km nördlich der Grenze zu Burkina Faso. Ob er in den nächsten Tagen noch weiter nach Süden zieht, oder bereits in seinem ersten Winterquartier in Westafrika angekommen ist, werden wir in Kürze erfahren, wenn wir die nächsten Ortungen seines Satellitensenders erhalten. Dieser sendet uns bereits seit dem Frühjahr 2017 zuverlässig Francescos Aufenthaltsorte.

Melanie ist die einzige Taube, die sich momentan noch in Europa aufhält. Sie flog von ihrem Rastort in Frankreich in südwestlicher Richtung weiter nach Spanien und hält sich seit dem 17. September in einem Gebiet aus Wald und Feldern ca. 100km östlich von Valladolid nahe der Stadt Aranda de Duero auf. Die nordspanische Stadt liegt in der Provinz Burgos am Fluss Duero. Drücken wir die Daumen, dass Melanie, die einzige der besenderten Tauben auf dem westlichen Zugweg, Spanien sicher durchquert, denn leider werden dort nach wie vor sehr viele Turteltauben auf dem Herbstzug von Jägern geschossen.

Melanies Rastort in Nordspanien am Fluss Duero mit den Standorten ihres Argos-Satellitensenders.