Zugvogelschutz Beiträge

Franceso ist noch in Italien

Foto: BirdLife Europe

Francesco ist sozusagen der Veteran in unserem Turteltaubenprojekt. Wir hatten ihn bereits im Frühjahr 2017 auf der Maltesischen Insel Comino mit einem Satellitensender ausgestattet und seither hat er uns schon eine große Menge an Daten zum Zug, seinem Brutgebiet und zu den Winterquartieren in Westafrika geliefert. Anfang Mai diesen Jahres war er nun schon zum dritten Mal in sein Brutgebiet in der Nähe der Stadt Benevento in der süditalienischen Provinz Kampanien zurückgekehrt und hat dort vermutlich erfolgreich gebrütet und Junge aufgezogen, eventuell sogar in mehr als einer Brut. In seinem Brutrevier hatte er sich diesen Sommer bis zum zweiten August aufgehalten und war dann etwa 35 km nach Nordosten geflogen, wo er sich seither schon über einen Monat aufhält. Einen solchen Ortswechsel nach der Brutzeit aber vor dem eigentlichen Zug hatte er bereits 2018 durchgeführt, nicht jedoch 2017. Möglicherweise ist das Gebiet, in dem sich Francesco zur Zeit aufhält, für adulte Turteltauben in der Nachbrutmauser und in Vorbereitung auf den Zug einfach besser geeignet als sein eigentliches Brutgebiet, in dem jedoch bessere Nahrungspflanzen für die Jungenaufzucht wachsen dürften.

Im Herbst 2017 war Francesco bereits Ende August Richtung Süden aufgebrochen, letztes Jahr begann er seinen Herbstzug am 11. September. Wir erwarten daher, dass er sich in den nächsten Tagen wieder auf die Reise ins Winterquartier begeben wird.

Besenderung 2019 – Das ist Melanie

Foto: Jennifer Greiner

Turteltauben-Dame Melanie wurde in Hessen in der Nähe eines Naturschutzgebiets bei Gießen besendert. Leicht gemacht hat sie es Forscherinnen der Uni Gießen, die die Besenderungen durchgeführt haben, allerdings nicht: Nach wochenlangem Anfüttern und Fangversuchen über zwei Wochen konnte sie Mitte Juni beim neunten Anlauf in einer Käfigfalle gefangen werden. Danach wurde sie mit ihrem Sender ausgestattet und wieder freigelassen.

Benannt haben wir die Taube nach Dr. Melanie Marx von der Justus-Liebig-Universität Gießen. Melanie hat in ihrer Doktorarbeit unter anderem Daten und Proben von Turteltauben aus verschiedenen europäischen Ländern analysiert. So konnte sie anhand von Daten von Ringfunden und mit Stabilisotopen die Zugwege besser definieren und untersuchte, woher die gejagten Tauben aus den verschiedenen Ländern stammten. Weiterhin untersuchte Melanie die Verbreitung der Trichomonaden-Infektionen bei Wildtauben aus Deutschland und Turteltauben aus verschiedenen Ländern Europas, und die Habitatwahl der Turteltauben in Deutschland.

Besenderung 2019 – Das ist Luciano

Der Sender bei Luciano muss genau und fest sitzen, damit er ihn nicht beim Fliegen behindert. Foto: Jennifer Greiner

Das Männchen Luciano wurde – wie auch Jenny und Cyril – Ende Juni in der Niederlausitz in Brandenburg besendert. Die Turteltaube wurde von Forscher*innen der Universität Gießen mit einer Käfigfalle auf einer Lichtung in einem Mischwald auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Lieberose gefangen.

Benannt haben wir die Taube nach Dr. Luciano Pablo Calderón. Luciano ist ein Biologe aus Argentinien und war Gastwissenschaftler an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Hier hat er  erforscht, ob sich die Turteltauben der verschiedenen Zugrouten genetisch voneinander unterscheiden. Die Daten zeigten jedoch, dass Turteltauben keine nach den Zugrouten definierte genetische Struktur haben, sondern dass der Gen-Austausch auch zwischen den Turteltauben auf verschiedenen Zugrouten hoch ist.

Besenderung 2019 – Das ist Jenny

Jetzt mit Sender – Jenny in ihrem Brutgebiet, Foto: Jennifer Greiner

Turteltauben-Weibchen Jenny wurde auch in der Niederlausitz gefangen. Die Fangstelle auf einer Lichtung im Wald wurde schon eine Weile beobachtet, ohne dass Turteltauben gesichtet wurden. Eines Tages lagen allerdings Federn von Turteltauben im Käfig, sodass die Forscherinnen der Universität Gießen, die die Tauben für uns besendert haben, nicht aufgegeben haben und schließlich mit einem erfolgreichen Fangversuch belohnt wurden.

Benannt haben wir die Taube nach Dr. Jenny Dunn. Jenny war von 2010 bis 2016 bei der RSPB (Royal Society for the Protection of Birds) in Großbritannien im Turteltauben-Team tätig. Sie hat hier im Rahmen der „Operation Turtle Dove“ an Fragen zum Bruterfolg und an Artenschutzmaßnahmen  geforscht und führt diese Forschung nun im Rahmen ihrer Arbeit an der University of Lincoln in England weiter. Seit 2012 besteht ein enger Kontakt zu der Arbeitsgruppe in Gießen, insbesondere für methodische Entwicklungen zu Fragen der Parasiten und der genetischen Nahrungsanalyse.

Besenderung 2019 – Das ist Cyril

Foto: Jennifer Greiner

Turteltauben-Männchen Cyril wurde auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Lieberose in Brandenburg gefangen. Im Gegensatz zu den anderen Vögeln, bei denen mehrere Fangversuche nötig waren, wurde Cyril direkt beim ersten Fangversuch in der Käfigfalle entdeckt. Unsere Kolleginnen der Uni Gießen, die die Vögel besendert haben, berichten, dass er zwar zwei seiner Schwanzfedern im Käfig verloren hat. Doch nachdem er freigelassen wurde, ist er trotzdem geradlinig abgeflogen und scheint also wohlauf zu sein. Inzwischen sind Cyrils Steuerfedern bestimmt nachgewachsen.

Diese Taube haben wir nach Dr. Cyril Eraud benannt. Cyril arbeitet in einer Forschungsgruppe zu Zugvögeln der französischen Wildtier- und Jagdbehörde in Chizé. Er hat sich bei seiner Arbeit vor allem mit den Zugwegen der Turteltauben und ihren Bedingungen im Winter beschäftigt. Von Cyrils Erfahrungen beim Fang und der Besenderung hat das Forschungsteam von Prof. Dr. Quillfeldt sehr profitiert, auch bei der diesjährigen Besenderungsaktion. So wurde zum Beispiel das Design für den Rucksack-Sender übernommen und er hat die Fangkäfige in Frankreich besorgt.

Beeinträchtigen Sender die Zugvögel?

Manch besorgter Vogelfreund fragt sich, ob die an den Zugvögeln angebrachten Sender diese nicht beeinträchtigen oder beim Flug gravierend stören. Auf den ersten Blick eine berechtige Frage. Doch sie können unbesorgt sein.

Der fünf Gramm leichte Sender wird an einer Turteltaube befestigt. Studien zeigen, dass diese dadurch nicht eingeschränkt ist. – Foto: Ben Metzger