Malta Beiträge

Bentornato a casa – Willkommen zuhause, Francesco!

Zehn Tage lang hatte Francesco nach seiner Sahara-Überquerung in Algerien am Südhang des Aurès-Gebirges gerastet und sich dort vermutlich von den Strapazen dieser enormen Zugstrecke durch die Wüste erholt. In der Nacht vom 27. auf den 28. April war er dann den Berghängen folgend nach Ost-Nordosten gezogen und rastete daraufhin weitere drei Tage unweit der tunesischen Hafenstadt Sousse. Am Abend des 30. April flog Francesco dann zur Überquerung des Mittelmeeres in nordöstlicher Richtung los, passierte Pantelleria, und erreichte am 1. Mai bereits das Nordost-Ende von Sizilien, nahe der Straße von Messina. Noch am gleichen Tag wechselte er aufs italienische Festland und zog gleich weiter nach Norden, und so kam er am 3. Mai früh morgens in seinem Brutgebiet bei Benevento in Kampanien an. Leider bekamen wir in den drei letzten Tagen von Francescos Reise überwiegend recht unpräzise Ortungen seines Satellitensenders, weshalb wir kaum sagen können, welche exakte Route er übers Mittelmeer genommen hat. In jedem Fall hat er die Straße von Sizilien bei Nacht überquert und ließ Malta weit östlich liegen. Damit war er wieder einmal vor der Maltesischen Jägerschaft sicher.

Turteltaube im Brutgebiet im Mittelmeerraum. Foto: Ben Metzger

Seit seiner Besenderung auf der maltesischen Insel Comino im Frühjahr 2017 ist Francesco nach drei kompletten Zugzyklen nun schon zum vierten Mal in seinem Brutgebiet angekommen. Wünschen wir ihm eine gute Ankunft in seiner italienischen Heimat und eine weitere erfolgreiche Brutsaison und hoffen, dass uns sein Sender auch weiterhin wertvolle Daten zu seinem Aufenthalt übermittelt.

Francesco lässt Malta links liegen

Francesco startete seinen diesjährige Herbstzug am Abend des 09. Septembers und damit zwei Tage früher als im letzten Jahr. In südlicher Richtung flog er über das thyrrenische Meer bis nach Sizilien, wo er am nächsten Morgen im Landesinnern Italiens größter Insel angekommen war und sich tagsüber eine Pause gönnte. Am Abend des 10. flog er dann in südwestlicher Richtung weiter, und überquerte das Mittelmeer westlich von Malta in der Nacht auf den 11. September, vermutlich nonstop. Damit blieb er von der Maltesischen Jägerschaft glücklicherweise unbehelligt, die derzeit immer noch legal Jagd auf durchziehende Turteltauben und ca. 40 andere Vogelarten macht.

Francescos diesjährige Herbstzugroute vom Brutgebiet übers Mittelmeer nach Nordafrika.

Nicholas Barbara, der für BirdLife Malta seit etlichen Jahren als Naturschutzbeauftragter tätig und mit dem Dauerthema der legalen und illegalen Vogeljagd bestens vertraut ist, fasst es zusammen: Bis Ende September dürfen die Maltesischen Jäger ganz legal insgesamt 7000 Turteltauben erlegen. Mit etwa 10.000 registrierten Jägern besitzt der kleine, dicht besiedelte Inselstaat im zentralen Mittelmeer die bei weitem höchste Jägerdichte Europas und von ein paar Wildkaninchen abgesehen wird dort ausschließlich auf ziehende Vögel geschossen. Leider werden die Gesetzte kaum durchgesetzt und deshalb auch nicht eingehalten, weshalb die tatsächliche Zahl geschossener Turteltauben viel höher ausfallen dürfte und darüber hinaus auch sehr viele Individuen streng geschützter Vogelarten illegal geschossen werden. Aber auch in fast allen anderen Mittelmeerländern ist die Jagd auf Turteltauben im Herbst noch erlaubt.

Eine auf Malta geschossene Turteltaube. Foto: Archiv BirdLife Malta

 

Das nächste Signal von Francescos Satellitensender erreichte uns am Abend des 11. Septembers von der tunesischen Insel Djerba, von wo aus Francesco noch am selben Abend weiter aufs tunesische Festland flog und somit vorerst sicher den afrikanischen Kontinent erreichte. Die Gegend, in der er sich zur Zwischenrast aufhält, ist landwirtschaftlich geprägt und besteht aus weitläufigen Feldern mit eingestreuten größeren Bäumen, zirka 10 km südlich der Stadt Medenine gelegen. Auf dem Satellitenbild sieht sie recht trocken aus. Täglicher Zugang zu offenen Wasserstellen ist für Turteltauben allerdings sehr wichtig, egal ob im Brutgebiet, am Rastplatz oder im Winterquartier. In heißeren Klimazonen und nach langen Zugstrecken sind diese überlebensnotwendig, und so dürfte Francesco seinen Durst vermutlich an von Menschen angelegten Brunnen oder Wasserreservoirs stillen. Wie lange wird er sich wohl in Nordafrika aufhalten, bevor er ein weiteres Mal die Sahara quert?

Turteltaube an der Tränke, einem von Menschen angelegten Brunnen. Foto: B. Metzger

Besenderung der Turteltauben auf Malta

Die erste Turteltaube, die wir auf den Namen Nicola tauften, hatten wir in einer Pilotphase des Projekts bereits im Frühjahr 2016 in Malta besendert. Sie war dem Beringer und Naturschutzwart Charles Coleiro am Vormittag des 13. Mai in BirdLife Maltas Vogelschutzgebiet Simar ins Netz gegangen. Simar liegt im Norden der Hauptinsel und ist als  Feuchtgebiet mit Lagunen und einen renaturierten Olivenhain als Rastort für durchziehende Vögel sehr bedeutend.

Turteltaube ‚Nicola‘ wird besendert – Foto: Ben Metzger

Als einer von BirdLife Maltas Gebietsbetreuern fängt und beringt Charles in Simar regelmäßig Zugvögel im Rahmen eines standardisierten Monitoring-Programms.