Quo vadis, Agrifood-System? ForumforAg sucht Antworten
3. April 2025. Wie geht es weiter mit der Transformation des Agrifood-Systems? Die diesjährige Konferenz des Forums for the Future of Agriculture (ForumforAg) am 1. April in Brüssel konnte vielleicht keine finalen Antworten liefern. Die Teilnehmer aus Industrie, Landwirtschaft, Finanzsektor und Umweltverbänden versuchten aber, das weite Feld abzustecken, das von den Auswirkungen der geopolitischen Spannungen bis zu den Herausforderungen der Finanzierung reichte. Einig war man sich darin, dass öffentliche Gelder, vor allem der Gemeinsamen EU–Agrarpolitik (GAP) effizienter eingesetzt werden müssen.
Ökologische Leistung müsse sich lohnen, und GAP-Zahlungen sollten sich weder an Bedürftigkeit noch an Betriebsgröße ausrichten, sagte etwa der Generalsekretär des Konferenz-Mitausrichters ELO (European Landowners’ Organization) Jurgen Tack, der mit NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger auf dem Podium diskutierte. Konsens der Konferenz war, dass EU-Subventionen für die Landwirtschaft an das Erreichen von am Gemeinwohl orientieren Ziele gekoppelt werden sollten und nicht pauschal vergeben oder geknüpft an Maßnahmen mit unklarem Ausgang. Entsprechend sollten vor allem Betriebe öffentlich honoriert werden, die erfolgreich im Sinne der Nachhaltigkeit und des Naturschutzes wirtschaften.
Es gebe nicht den einen Königsweg, die eine “One-Size-fits-all”-Lösung. Stattdessen seien Kreativität und Unternehmergeist gefragt. “Welcher Unternehmer plant Zukunft auf Grundlage einer Subvention, die großteils aus Einkommensstützung besteht?”, fragte Krüger. Sozialpolitik sei Sache der Mitgliedsstaaten und sollte nicht von den Geldern für nachhaltige Landwirtschaft abgedeckt werden.
Einem mehrjährigen EU-Finanzrahmen ab 2028, der die Ausgestaltung der kommenden GAP maßgeblich bestimmen und eine stärkere Rolle der Mitgliedsstaaten anstelle einer zentralen EU-Steuerung vorsehen könnte, konnte Krüger auch Positives abgewinnen: Die EU sei schon allein von den landwirtschaftlichen Standortbedingungen – von Skandinavien bis Zypern – vielleicht zu divers für einheitliche Vorgaben. Hier biete eine stärkere Umsetzungsorientierung auf der Ebene der Mitgliedsstaaten Chancen, in der die EU weniger für die Entwicklung konkreter Maßnahmen verantwortlich wäre, sondern vielmehr für die Festlegung übergeordneter Ziele und der Überwachung der Zielerreichung.
In Brüssel hat die neue Kommission ihre Arbeit aufgenommen. Das Abschlussdokument des Strategischen Agrardialogs (SD) liegt dem Arbeitspaket des Agrarkommissars für die kommenden fünf Jahre zugrunde. Der SD macht auch deutlich, dass eine Änderung der Ernährungsgewohnheiten, etwa hin zu mehr pflanzlichen Proteinen, eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Transformation des Agrifood-Systems ist. Die Ernährungspolitik sollte mit ebenso hoher Priorität behandelt werden, wie die Agrarpolitik, betonte der NABU-Präsident auf der Konferenz. An dieser Stelle war der Konsens leider weniger spürbar – was zeigt, wie kontrovers das Thema nach wie vor diskutiert wird.
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