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Unsere besenderten Rotmilane haben nun allesamt die Iberische Halbinsel erreicht

Angekommen: Nach Neptun, Noah und Tristan hat nun auch Isolde die Pyrenäen überquert.
Isolde zog am 22. Oktober durch die Pyrenäen. Anders als ihre drei männlichen Artgenossen streifte sie jedoch beim Weiterflug gen Süden nicht Pamplona, sondern flog nach dem Überqueren des Gebirges in westliche Richtung und übernachtete etwa 50 Kilometer östlich von Bilbao.
Somit halten sich unsere besenderten Rotmilane aus dem EU-Vogelschutzgebiet Vogelsberg allesamt auf der Iberische Halbinsel auf.
Am weitesten in den Süden hat es das vorjährige Männchen Neptun verschlagen, der sich im südlichen Portugal zwischen Torraro und Portel aufhält. Zuletzt besuchte er das Delta des Rio Sado, wo auch das Schutzgebiet „Reserva Natural do Estuário do Sado“ liegt. Dieses Gebiet mit einer Größe von etwa 23.000 ha ist ein riesiges Feuchtgebiet. Hier werden traditionell Reisanbau, Fischerei und Salzgewinnung betrieben. Einem großen Publikum bekannt wurde das Naturreservat durch das Vorkommen von Süßwasserdelfinen, welche im Sado Delta leben. Neben großen Mengen an Weißstörchen, die die Ufer des Naturreservats und die Reisfelder nach Fröschen absuchen, gibt es eine Fülle von seltenen und geschützte Vogelarten. Zu dieser Wahl als Winterquartier kann man ihm wahrlich nur gratulieren. Auf ihn wartet ein reich gedeckter Tisch!
Als Grenzgänger bezeichnet werden kann Noah, der sich seit rund 2 Wochen im Grenzbereich zwischen Portugal und Spanien aufhält. Dabei nutzt er ein Winterrevier zu großen Teilen in der spanischen Extremadura rund 30 Kilometer westsüdwestlich von Badajoz, in dem lückige Steineichenwälder die Landschaft prägen.
Zwischen Sangarcia und Segovia in Spanien hält sich aktuell Tristan, Isoldes Partner aus dem Jahr 2016, auf. Ob er hier bleibt oder noch weiter zieht, ist derzeit ungewiss. Über die Region Kastilien und León wurde an dieser Stelle kürzlich bereits berichtet, als sich ganz in der Nähe auch Neptun und Noah aufhielten, bevor sie in den Süden weiterzogen.
Und Isolde? Offensichtlich zieht sie ihrem diesjährigen Partner Tristan nicht hinterher, sondern scheint sehr viel weiter nördlich in Spanien zu überwintern, also in einem Raum, aus dem mehrere große Schlafplatzgemeinschaften im Winterhalbjahr bekannt sind. Sie hält sich momentan bei Villalbeto de la Pena im Norden der Region Kastilien und León auf. Kastilien und León ist eines der wichtigsten Überwinterungsgebiete von Rotmilanen in Spanien.

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Die Zugwege vom Vogelberg zur Iberischen Halbinsel von Noah (türkis), Neptun (lila), Tristan (grün) und Isolde (blau) (Kartengrundlage: Open Street Maps). Die Vögel liefern derzeit im 30 Minuten-Takt Daten.

Tristan überquerte die Pyrenäen, Partnerin Isolde noch in Südfrankreich

Tristan hat es nun auch geschafft.
Er überquerte am gestrigen Tag zwischen 13.50 und 16.50 Uhr die Pyrenäen, streifte wie die Sendervögel Neptun und Noah zuvor das nordspanische Pamplona und übernachtete in einer kleinen Baumreihe südlich Agoncillo.
Dort war es am Donnerstag sonnig bei 20 Grad – ganz anders als im verregneten mittelhessischen Vogelsberg, in dem sogar die ersten Schneeflocken den Erdboden erreichten, aber für keine weiße Pracht sorgten.
Tristan schraubte sich am Mittag rund 1.000 Meter hoch und segelte dann in erster Linie gen Spanien.
Währenddessen ist ihm Partnerin Isolde auf den Fersen, hält sich aber noch in Südfrankreich auf.

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Tristans Reise vom 11. bis 20.10.2016 vom Vogelsberg nach Nordspanien (Kartengrundlage: Open Street Maps).

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Tristans Querung der Pyrenäen am 20. Oktober 2016 (Kartengrundlage: Open Street Maps).

Neptun ist im Norden Spaniens angekommen

Während Tristan und Isolde weiterhin im Vogelsberg verweilen und sich das Männchen Noah noch in Südfrankfreich nördlich der Pyrenäen aufhält, hat Neptun heute die Pyrenäen bei Pamplona überquert und nächtigt derzeit westlich der Stadt Almarza in einer kleinen Baumreihe.
Die Pyrenäen überquerte der Vogel binnen vier Stunden in einer Höhe von durchschnittlich 400 Metern Höhe; die Pyrenäen erreichen in dieser Region eine Höhe von rund 1.000 Metern ü. NN.

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Neptuns Weg durch die Pyrenäen Anfang Oktober 2016.
(Kartengrundlage: Open Street Maps)

Der Spätsommer des Rotmilans Neptun

Während sich unsere telemetrierten Altvögel Tristan, Isolde und Noah – wie nicht anders zu erwarten – noch im Brutgebiet im EU-Vogelschutzgebiet Vogelsberg aufhalten, ist das vorjährige Rotmilan-Männchen Neptun bereits Ende Juli nach Süddeutschland aufgebrochen.
Dort verweilte der Vogel einige Wochen und hielt sich vor allem zwischen Ingolstadt und Nürnberg (rund 250 Kilometer vom Vogelsberg entfernt) auf. Das Männchen verbrachte mehrere Wochen also in einem Raum, der üblicherweise nicht allzu dicht von Rotmilanen besiedelt ist und profitierte hier von der Getreideernte sowie Mahdterminen, die dem Vogel eine gute Nahrungsgrundlage lieferten. Bei einem Besuch konnte der Vogel frühmorgens lediglich alleine ohne Artgenossen an einem Schlafplatz, den er mehrere Nächte aufsuchte, festgestellt werden.
Einige Rotmilane, vor allem junge Tiere, können mittlerweile ziehend in Hessen beobachtet werden, so dass eher nicht davon auszugehen war, dass der Vogel diesen Herbst noch mal nach Hessen zurückkehrt. Doch weit gefehlt!
Vor wenigen Tagen zog Neptun, der Ende Juni besendert wurde, wieder nach Norden und hält sich aktuell abermals im Vogelsberg auf, zwar nicht bei Ulrichstein (dem Beringungsort), dafür aber wenige Kilometer weiter westlich. Hier ist er in bester Gesellschaft, da im Vogelsberg derzeit recht viele Rotmilane an Sammelplätzen zusammenkommen. Dort gelang es zuletzt in den frühen Morgenstunden, ihn an einem Schlafplatz mit 4 jungen, 5 adulten und 3 vorjährigen Vögeln auszumachen.
Über das Verhalten vorjähriger und somit nicht geschlechtsreifer Rotmilane ist bis dato wenig bekannt. Umso spannender nun die aktuellen Erkenntnisse. Möchte sich der Vogel diesen Herbst schon ein geeignetes Revier für kommendes Jahr suchen? Hoffentlich wissen wir bald mehr.
In jedem Fall kennen wir nun einen Schlafplatz mehr und sind gespannt, was uns der bzw. alle weiteren Vögel in den kommenden Wochen für Daten liefern werden.

 

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Aufenthaltsorte des Rotmilan-Männchens Neptun
von Mitte August bis Mitte September.
Der Vogel liefert derzeit im 1,5 Stunden-Takt Daten (Kartengrundlage: Open Street Maps).

Projektstart: Erforschung von Zug- und Überwinterungsverhalten Vogelsberger Rotmilane

Der NABU-Blog „On tour mit Milan“ berichtet im Winterhalbjahr (August bis Februar) über die Reise unserer besenderten Rotmilane in ihre Überwinterungsgebiete in Spanien und ihr Leben dort. Das Projekt des NABU Hessen, das von 2016 bis 2019 läuft, wird vom Land Hessen sowie dem NABU Bundesverband unterstützt.

In den kommenden Monaten möchten wir einen Eindruck darüber vermitteln, wie das Leben von Noah, Neptun, Tristan und Isolde verläuft, wohin es sie während des Zuges verschlägt.
Für 2017 ist die Besenderung weiterer Vögel vorgesehen.

Alle Vögel wurden im Juni im mittelhessischen EU-Vogelschutzgebiet Vogelsberg mit einem 20 Gramm schweren Satellitensender augestattet und liefern nun in enger zeitlicher Abfolge Daten.
Noah ist ein altes Männchen, Neptun ein vorjähriges Männchen. Tristan und Isolde sind ein Brutpaar, das unweit der Vogelsbergteiche einen Traditionshorst besetzt hat.

In regelmäßigen Abständen werden wir nun an dieser Stelle über unsere Sender-Milane berichten. Wir sind gespannt auf die Ergebnisse…

28271033576_fce8981510_bBesendeter Rotmilan „Neptun“

Zentrale Fragestellungen, deren Beantwortung wir uns erhoffen:
– Informationen zu nachbrutzeitlichen Schlafplatzgesellschaften. Dabei ist es z. B. von Interesse, ob es Traditionsschlafplätze gibt.
– Informationen zu Schlafplatzgesellschaften während des Zuges (ggf. Erkenntnisse über wichtige Sammelplätze sowie Leitlinien während des Zuges). Von Interesse ist z. B., wie lange Herbstschlafplätze bestehen und ob es sich dabei ggf. um Traditionsschlafplätze handelt.
– Informationen zu Zughöhen und Zuggeschwindigkeiten.
– Bei den winterlichen Schlafplätzen ist u. a. von Interesse, wie weit sich die Rotmilane täglich von den Schlafplätzen entfernen, ob es hierbei geschlechtsspezifische Unterschiede gibt und woraus (nach Aufgabe vieler Luderplätze und Müllhalden bspw. in Spanien) in erster Linie die Nahrung besteht.
– Gefahrenanalyse während des Zuges und im Überwinterungsgebiet.
– Dokumentation notwendiger Schutzmaßnahmen.

Wichtige Bausteine im Rahmen des Projekts sind die Sensibilisierung für europäische Naturschutzrichtlinien (z. B. Natura 2000), Öffentlichkeitsarbeit, Symathiewerbung für die Art, Vernetzung von Rotmilan-Kennern zwischen Deutschland und Spanien sowie Aufklärungsarbeit im Überwinterungsgebiet.

Ansprechpartner:
Maik Sommerhage
Maik.Sommerhage@NABU-Hessen.de