Julia Beiträge

Bleibt Julia in Marokko auf der Strecke?

Bereits vor zwei Wochen war Julia als erste unserer Sendertauben in Nordafrika angekommen. Von ihrem Rastort in Nordmarokko, etwas südöstlich der Großstadt Rabat aus einer Gegend mit recht intensivem Getreideanbau, erreichten uns dann in der Nacht des 17. September kurz nach Mitternacht die letzten Signale ihres Satellitensenders. Leider können wir aus den zusätzlichen Daten von Julias Sender, die uns mit diesen letzten Ortungen erreichten, nicht ableiten, ob Julia etwas zugestoßen ist, oder eventuell lediglich der Sender ausgefallen ist. In jedem Fall stellt die Zugzeit für Turteltauben und viele weitere Zugvogelarten eine entbehrungsreiche und gefahrvolle Periode in ihren Lebenszyklen dar. Außerdem ist bekannt, dass Turteltauben in Marokko immer noch intensiv bejagt werden, inklusive von Jagdtouristen aus Europa.

Turteltaube im Rastgebiet auf einem abgeernteten Getreidefeld; Foto: Ben Metzger

Oasen – Hotspots der Klimakrise in der Sahara

Zwei unserer Turteltauben haben erfolgreich das Mittelmeer überquert und damit auch die erste große geografische Hürde genommen auf ihrem Zug in ihr Überwinterungsgebiet im Sahel Afrikas. Die zweite steht nun für Julia und Taubert direkt bevor und verlangt vieles von ihnen ab: Die Sahara, größte Wüste der Welt, kann von einem kleinen Vogel wie der Turteltaube zwar in nur vier Tagen gequert werden, wie wir aus unseren Senderdaten wissen, doch trotzdem benötigen sie ab und zu Rastplätze zum Schlafen, Trinken und Fressen.

Die Klimakrise und die einhergehende Erderhitzung trifft nicht nur die Pole und bringt Gletscher zum Schmelzen, sie beschleunigt die Ausbreitung der Wüsten (auch als Desertifikation bezeichnet) und trifft dieses Ökosystem selbst.

Foto: NABU/CEWE/Jörg Tenberken

Wüstenoasen fungieren wie Inseln im Sand aus Meer. Dort sorgen unterirdische Wasseradern oder Grundwasserspeicher für ausreichend günstige Bedingungen für zum Teil üppiges Vegetationswachstum und um Landwirtschaft zu betreiben, etwa durch den Anbau von Dattelpalmen. Durch die Temperaturzunahmen wird in immer mehr Oasen das Wasser vor allem über eine höhere Verdunstung knapp oder sie sind bereits ausgetrocknet.

Stefan Schaaf berichtete am 11. Juli für die ARD aus der Oasenstadt M’hamid El Ghizlane am Rande der Sahara. Lesen Sie hier seine Schilderung zur Verschärfung der Situation dort durch die Klimakrise. Neben den Zukunftsängsten der Bevölkerung wird hier zwischen den Zeilen auch deutlich, welches ökologische Defizit mit dem Schwund dieser Wüsteninseln einhergeht. Für Zugvögel wie die Turteltaube bedeutet der Verlust oder die Verschlechterung dieser Tankstellen, dass die Einzeletappen ohne Pause länger werden oder die Energiereserven nicht mehr für den restlichen Zugweg reichen. Bereits im letzten Jahr sind die zwei Turteltauben Luciano und Jenny aus Brandenburg in der südlichen Sahara aus unbekannten Gründen gestrandet. Ihre Sender zeigten zum Ende ihres Herbstzugs keine Bewegung mehr an. Hoffen wir, dass unsere hessischen Sendertauben heil in ihr Überwinterungsgebiet finden!

Julia als erste in Afrika

Julias Reise durch Spanien nach Marokko

Julia hatte nach der ersten großen Strecke auf dem Wegzug aus ihrem hessischen Brutgebiet etwa eine Woche lang in Zentralspanien gerastet. Am Abend des 12. September war sie dann in Etappen recht zügig in Richtung Süden weitergeflogen. Am 13. machte sie tagsüber Rast im Naturpark von Cornalvo, knapp nördlich von Mérida. Am späten Abend des 15. September war sie auf der Höhe Sevillas in Südspanien, angekommen und flog noch in der selben Nacht etwas westlich der Meeresenge von Gibraltar nach Nordafrika. Seit dem 16. rastet Julia nun in Marokko, etwa dreißig Kilometer südöstlich von Rabat. Hier hält sie sich in einer Gegend mit größeren Getreidefeldern auf. Vermutlich wird sie sich dort etwas länger aufhalten, um sich für die bevorstehende Überquerung der Sahara genügend Reserven anzufressen.