Zug Beiträge

Überwinterung an spanischen Lagunen?

Unser junger Schwarzstorch hält sich weiterhin in Spanien auf.

Seit dem 1.10. ist der besenderte Vogel auf der Iberischen Halbinsel und war bereits kurz vor Gibraltar, bevor sich die Storchendame an einen Lagunen-Komplex erinnerte, an dem sich Waltraud bereits vom 2. bis 3. Oktober aufhielt.

Südspaniens Lagunen sind zu großen Teilen ausgetrocknet bzw. kurz davor, so zum Beispiel auch die Lagune de Fuente de Piedra (s. Foto), an der Waltraud eine Nacht verbrachte.

Die Laguna de Fuente de Piedra ist ein Feuchtgebiet in der Gemeinde Fuente de Piedra der Provinz Málaga in Spanien. Die Wasserfläche ist bis zu 6,5 Kilometer lang, etwa 2,5 Kilometer breit und bedeckt 1300 Hektar. Teile des Gebiets stehen unter Naturschutz. Dort, wo sich unter Idealbedingungen rund 15.000 Rosaflamingos aufhalten, sind derzeit nur rund 300 Tiere anzutreffen. Denn bis auf wenige Bereiche gleicht die Lagune derzeit eher eine Steppe.

Die Laguna de Fuente de Piedra, zu großen Teilen ausgegtrocknet (Aufnahme vom 7. Oktober).

Rund 200 Kilometer südlich von Madrid hat der Schwarzstorch nun jedoch einen Lagunen-Komplex bei Ossa de Montiel gefunden, an dem die Lagunen noch genügend Wasser führen. Ossa de Montiel ist eine Gemeinde im Westen der Provinz Albacete in der autonomen Region Kastilien-La Mancha. Hier scheint es ihr sehr gut zu gefallen, denn bereits seit dem 11. Oktober weilt der Vogel an diesem Stillgewässer-Verbund. Tagestemperaturen von aktuell rund 23 Grad Celsius könnten für einen Überwinterungsversuch sprechen, zumal immer mehr Schwarzstörche in Spanien zu überwintern versuchen.

Es bleibt spannend, ob sie es wirklich versuchen wird oder aber in den kommenden Tagen weiterzieht. Wir werden zeitnah über die weiteren Entwicklungen berichten.

Buen día – Unser Vogel erreicht Spanien

Unsere besenderte Schwarzstorch-Dame Waltraud überflog heute Vormittag die Pyrenäen und hat somit Spanien erreicht.

Der Vogel legte zuletzt täglich zwischen 140 und 270 Kilometern zurück, dies in bis zu fast 1.000 Metern Höhe. Die durchschnittliche Fluggeschwindigkeit lag bei etwa 25 Kilometern/Stunde.

In aller Regel suchte der Vogel zunächst zwischen 6 und 9 Uhr morgens nach Nahrung, um dann den Zug fortzusetzen. Zwischen 17 und 19 Uhr landete der Vogel jeweils, suchte kurz Nahrung und flog dann abends gegen halb acht zum jeweiligen Schlafplatz.

Als Nahrungsgebiete dienten – soweit erkennbar – insbesondere extensive Grünlandbereiche, Auen und Teiche. Dabei besuchte der Vogel wahrlich schöne Ecken in Frankreich, denn er nutzte für Nahrungsaufnahmen und Übernachtungen so gut wie immer Naturparke.

Imposant sind die Aufnahmen (s. u.), die die Nutzung der Thermik in den Pyrenäen zeigen und heute erhoben wurden. Dabei sind im Sekundentakt Daten gewonnen worden, die somit den Flug in Echtzeit aufzeichnen konnten.

Zugroute des Schwarzstorchs vom 28. September bis 1. Oktober 2025.

 

Der Vogel nutzte die Thermik, um sich in den Pyrenäen in die Höhe zu schrauben. Zum Teil wurden im Sekunden-Takt Daten erhoben.

 

Glück im Unglück – und der Start zu einem neuen „Reise-Blog“

Mitte September musste leider ein junger Schwarzstorch aufgegriffen werden, der zu verhungern drohte.

Durch die Dürre sind Bachläufe vielerorts ausgetrocknet, Felder abgeerntet, Wiesen gemäht. Zum Glück konnte der Vogel gefangen und in die Auffangstation des NABU Oberbiel bei Wetzlar gebracht werden. Die NABU-Gruppe um Ottfried Schreiter und Martin Kallabinsky hatte sich in den Tagen danach mit aller Vorsicht um den Vogel gekümmert und mit Forellen, Eintagsküken und anderen „Leckereien“ versorgt.

Ausgestattet mit modernster Technik

Über Ornitela, einer Firma aus Litauen, konnte ein Sender besorgt werden, der innerhalb weniger Tagen die NABU-Landesgeschäftsstelle in Wetzlar erreichte. Ornitela (https://www.ornitela.com/) ist spezialisiert auf Sender bzw. die Telemetrie, um die Raumnutzung von Vögeln erforschen zu können. Von der Firma stammen auch die Sender, die wir im Rahmen des Rotmilan-Projekts (s. „On tour mit Milan“, ebenfalls auf dem NABU-Blog) genutzt haben. Am Sender können vielfältige Einstellungen vorgenommen werden. Derzeit liefert uns der Vogel alle 5 Minuten seine vertikale und horiziontale Position.

Am 17. September erhielt der Vogel seinen kleinen Beinsender, ebenso einen Ring der Vogelwarte Helgoland. Dies wäre ohne die Unterstützung von Gerd Bauschmann (ehemals Staatliche Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland) nicht möglich gewesen. Eingebunden in Pflege und Besenderung war zudem u. a. Martin Hormann von Hessen-Forst, ein bundesweit anerkannter Spezialist für die Art.

Der diesjährige Schwarzstorch am 17. September. Gut zu erkennen ist der Sender am rechten Bein.

Anstatt loszufliegen, hielt sich Waltraud (die „Herrscherin des Waldes“), wie ihn die NABU-Gruppe getauft hatte, noch mehrere Tage in Oberbiel auf. Warum wegfliegen, wenn es hier doch so lecker ist? Doch ab dem Moment der Beringung/Besenderung wurde der Vogel nicht mehr gefüttert und hätte jederzeit seine Reise in den Süden beginnen können, lief aber noch einige Tage durch den kleinen Ort, suchte auf den umliegenden Feldern nach Nahrung und übernachtete auf den Hausdächern Oberbiels. Zahlreiche Anrufe (wohlgemerkt aus ganz Hessen) von besorgten Personen erreichten den NABU. Schön, dass sich so viele Menschen um den Schwarzstorch sorgten.

Ab in den Süden

Am 23. September war es dann jedoch soweit: Vormittags bei Sonnenschein und Rückenwand hob der Vogel ab und hatte innerhalb weniger Stunden bereits Hessen und Rheinland-Pfalz hinter sich gelassen; um halb drei am Nachmittag war er bereits im Saarland. Bei rund 300 Metern Höhe und mit rund 45 Kilometern/Stunde hat der Vogel somit bereits gut Strecke gemacht. Der Vogel scheint also fit zu sein. Zeitnah folgen weitere Blogeinträge.

Hintergründe der Besenderung

Wir hoffen, dass ein langes Leben auf den Vogel wartet. Da die Besenderung eines einzelnen Vogels keine repräsentative Stichprobe und somit keine wissenschaftliche Untersuchung darstellen kann, handelt es sich vielmehr um das Einzelschicksal eines jungen Storchs. Die gesammelten Daten stellen wir gleichwohl größeren Besenderungsprojekten zur Verfügung. Wichtige Erkenntnisse für den Schutz dieser Art können wir – insbesondere bei einem längeren Leben des Storchs – auch mit nur einem Vogel gewinnen können.

Von Interesse ist zudem, wie sich die Pflegephase in Oberbiel ausgewirkt hat. Offene Fragen sind z. B.: Hat er die Scheu vor Menschen verloren? Sucht der Vogel in Zukunft häufiger Siedlungsräume auf?

Und ebenso wichtig: Wir werden hier im NABU-Blog über den Storch berichten und dabei auch wertvolle Aspekte des Vogelschutzes, des EU-Wiederherstellungsgesetzes, des Wasserrückhalts in der Landschaft, des Wald-Naturschutzes und viele weitere Themen beleuchten. All dies spielt für den Fortbestand der Art eine Rolle!

Viel Spaß beim Lesen der Schwarzstorch-Blogbeiträge,

Ihr Maik Sommerhage (Landesvorsitzender NABU Hessen)

Sender und Ring des Schwarzstorchs. Durch zahlreiche Studien ist bekannt, dass sich die Vögel daran nicht stören. Gleichzeitig liefern die Vögel wichtige Informationen für ihren Schutz, in den letzten Jahren vor allem auch durch verschiedene Telemetrie-Projekte.

Unsere Sendermilane haben wieder den Vogelsberg erreicht

Erfreuliches ist zu berichten: Unsere Sendermilane Isolde, Noah und Max haben wieder den Vogelsberg erreicht und konnten in den letzten Tagen bei Paarungsflügen und Horstbauaktivitäten beobachtet werden.

Max erreichte den Vogelsberg bereits am 28.02. und besetzte wie 2017 und 2018 jenes Brutrevier bei Stockhausen im östlichen Vogelsberg, in dem er nun im mindestens dritten Jahr in Folge zur Brut schreiten wird. Nachdem aus dem Brutjahr 2017 ein flügger Jungvogel aus der Brut hervorging, brüteten Max und seine Partnerin im letzten Jahr erfolglos. Für den 1.200 Kilometer langen Heimzug von Salamanca bis in den Vogelsberg brauchte er 12 Tage.

Noah wiederum hat am 04.03. den Vogelsberg erreicht und für den 1.800 Kilometer langen Heimzug aus der Extremadura ganze 12 Tage benötigt. Er hat sich abermals für sein traditionelles Brutrevier bei Bobenhausen II in der Nähe von Ulrichstein entschieden – jetzt bereits im mindestens vierten Jahr in Folge (2016, 2017, 2018, 2019). In den letzten Jahren brüteten Noah und seine Partnerin jeweils erfolgreich. Es scheint sich dieses Jahr abzuzeichnen, dass es zu einem Horstwechsel kommt.

Isoldes Sender fiel ja bereits 2018 mehrfach aus (wir berichteten), so dass wir zuletzt wieder einmal nicht genau wussten, wo sich der Vogel aufhält. Noch ehe der Sender sich wieder bei uns meldete und den aktuellen Aufenthaltsort verriet, konnte ein besenderter Vogel bei Salz im südlichen Vogelsberg beobachtet werden. Isolde scheint wieder auf ihrem traditionellen Horst Platz zu nehmen, auf dem sie 2016, 2017 und 2018 erfolgreich brütete. Der Vogel ist wohlauf, ganz im Gegensatz zum Sender, der seine „besten Zeiten“ ganz offensichtlich hinter sich hat und sich nur noch unregelmäßig meldet.

Unser Projekt „On tour mit Milan“ hinsichtlich der Untersuchung des Zug- und Überwinterungsverhaltens besenderter Vogelsberger Rotmilane endet in den kommenden Tagen. Viele spannende Erkenntnisse sind dabei zusammengekommen.

Heimzug der besenderten Vogelsberger Rotmilane im Februar und März 2019

Update

Unter https://msommerhage.net/wp-content/uploads/2019/11/jnh18_s_56-61_sommerhage.pdf befindet sich die kürzere Fassung des Abschlussberichts, erschienen im „Jahrbuch Naturschutz in Hessen“.

Auf dem Weg „heim“

Während wir bereits Anfang Februar die ersten Meldungen erhalten haben, dass an mehreren Stellen Hessens bzw. Deutschlands schon wieder Rotmilane zu sehen sind (s. www.NABU-naturgucker.de), haben es sich unsere drei  besenderten Rotmilane aus dem mittelhessischen Vogelsberg etwas länger auf der Iberischen Halbinsel gutgehen lassen. Verständlich, wenn man bedenkt, dass in den höheren Lagen des Vogelsbergs noch bis vor kurzem Schnee und Eis den Alltag dominierten.

Max, der die letzten Jahre bei Stockhausen im östlichen Vogelsberg brütete, war der Erste im Bunde, der letzten Sonntag die Heimreise angetreten ist. Mitte der Woche folgte ihm Noah, der seit mindestens drei Jahren bei Ulrichstein brütet. Und schließlich machte sich am Wochenende auch Isolde auf den Weg und hat genauso wie Max bereits die Pyrenäen hinter sich gelassen.

Beginn des Heim-/Frühjahrszuges 2019 der drei besendeten Vogelsberger Rotmilane Isolde, Max und Noah

Wir wünschen den Milanen alles Gute für den Heimzug!

Rotmilan-Portrait