Geräusche vom emsigen Arbeiten und Tüfteln sind aus dem Wald zu hören – Bersten und Knacken trockener Äste, ein Durcheinander aufgeregter Rufe von Kinderstimmen und das durch einen dicken Moosteppich gedämpfte Laufen eiliger Füße. Die Sonnenstrahlen, die endlich nach einem kühlen Sommervormittag zum Vorschein kommen, bringen warmes Licht in die kleine Szene, in der der Wald zur Werkstatt und Baustelle geworden ist.
Eifrig werden tote Äste vom Waldboden aufgelesen, mit kritischem Auge auf ihre Länge bemessen und dann sorgfältig an die aus zahlreichen weiteren Ästen bestehende Wand der eigenen Wald-Bude angelehnt. Ernste Diskussionen werden geführt, ob nun die Sommersitzbank – bestehend aus einem dicken Ast – nun am besten vor oder in der Bude aufgehoben ist. Ein Kind hat eine abgesägte Baumstumpfscheibe gefunden, ernennt sie begeistert zum Hausnummernschild und kratzt mit einem Stein die Nummer 4 hinein. Ein anderes Kind sitzt ruhig auf einem Felsen und ist ganz in einer Verschnür-Technik versunken, um zwei Äste mit Kordel aneinander zu binden.
Ich unterstütze nur, wo mehr Kraft gebraucht wird und ein wirklich langer dicker Ast seinen Platz an der kleinen Behausung finden muss. Ansonsten drehe ich meine Runden und schaue nach, ob die Bauwerke sicher sind und ob Streitigkeiten geschlichtet werden müssen. Die Ideen und die Baukunst stammen von den Kindern selbst – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Das Baumaterial besteht aus Totholz, Steinen und trockenem Laub vom Waldboden, denn wir sind Gast im Wald und wollen kein lebendiges Wesen mehr schaden, als nötig.
Wir nähern uns der Abendbrotzeit und der Lehrer macht eine Runde, um den baldigen Baustopp und den Rückgang zur Jugendherberge anzukündigen. Die Kinder protestieren: Sie wollen ihre Behausungen weiter ausbauen, schmücken, fertig stellen. Schließlich wird eine längere Bauzeit verhandelt und begeistert setzen die Kinder ihre Arbeit fort. „Smartphone und Internet sind wohl grad nebensächlich“ bemerkte der Lehrer und lächelt belustigt.
Ab und zu halt ich mal inne, beobachte die Kinder und fühle mich in meine eigene Kindheit zurück versetzt: Schrammen am Knie, barfüßig durch den Bach waten, Grasflecken auf der Jeans und Buden bauen im Wald – wer kennt sie nicht, die goldenen Sommermomente der Kindheit?
Ein Blick aus der Waldbude
Die gemütliche Sommersitzbank vor der neuen Behausung