Der Spätsommer des Rotmilans Neptun
Während sich unsere telemetrierten Altvögel Tristan, Isolde und Noah – wie nicht anders zu erwarten – noch im Brutgebiet im EU-Vogelschutzgebiet Vogelsberg aufhalten, ist das vorjährige Rotmilan-Männchen Neptun bereits Ende Juli nach Süddeutschland aufgebrochen.
Dort verweilte der Vogel einige Wochen und hielt sich vor allem zwischen Ingolstadt und Nürnberg (rund 250 Kilometer vom Vogelsberg entfernt) auf. Das Männchen verbrachte mehrere Wochen also in einem Raum, der üblicherweise nicht allzu dicht von Rotmilanen besiedelt ist und profitierte hier von der Getreideernte sowie Mahdterminen, die dem Vogel eine gute Nahrungsgrundlage lieferten. Bei einem Besuch konnte der Vogel frühmorgens lediglich alleine ohne Artgenossen an einem Schlafplatz, den er mehrere Nächte aufsuchte, festgestellt werden.
Einige Rotmilane, vor allem junge Tiere, können mittlerweile ziehend in Hessen beobachtet werden, so dass eher nicht davon auszugehen war, dass der Vogel diesen Herbst noch mal nach Hessen zurückkehrt. Doch weit gefehlt!
Vor wenigen Tagen zog Neptun, der Ende Juni besendert wurde, wieder nach Norden und hält sich aktuell abermals im Vogelsberg auf, zwar nicht bei Ulrichstein (dem Beringungsort), dafür aber wenige Kilometer weiter westlich. Hier ist er in bester Gesellschaft, da im Vogelsberg derzeit recht viele Rotmilane an Sammelplätzen zusammenkommen. Dort gelang es zuletzt in den frühen Morgenstunden, ihn an einem Schlafplatz mit 4 jungen, 5 adulten und 3 vorjährigen Vögeln auszumachen.
Über das Verhalten vorjähriger und somit nicht geschlechtsreifer Rotmilane ist bis dato wenig bekannt. Umso spannender nun die aktuellen Erkenntnisse. Möchte sich der Vogel diesen Herbst schon ein geeignetes Revier für kommendes Jahr suchen? Hoffentlich wissen wir bald mehr.
In jedem Fall kennen wir nun einen Schlafplatz mehr und sind gespannt, was uns der bzw. alle weiteren Vögel in den kommenden Wochen für Daten liefern werden.
Aufenthaltsorte des Rotmilan-Männchens Neptun
von Mitte August bis Mitte September.
Der Vogel liefert derzeit im 1,5 Stunden-Takt Daten (Kartengrundlage: Open Street Maps).
- Unsere Sendermilane haben wieder den Vogelsberg erreicht - 20. März 2019
- Auf dem Weg „heim“ - 25. Februar 2019
- Max´ Überwinterungsverhalten - 11. Dezember 2018
3 Kommentare
Martin Scott
23.09.2016, 09:39Und warum? weil's noch so warm ist?
AntwortenMaikSommerhage
23.09.2016, 10:03Hallo Martin, das ist eine gute Frage! Wärme spielt beim Vogelzug keine Rolle, vielmehr die Nahrungsgrundlage. Aber warum dieser Rotmilan, der letztes Jahr geboren wurde, noch nicht geschlechtsreif ist und nächstes Jahr dann erstmals brüten wird, wieder in den Vogelsberg gezogen ist, lässt sich nicht abschließend beurteilen. Eventuell sucht er nach geeigneten, nicht besetzten Revieren in jenem Naturraum, in dem er geboren wurde bzw. wo er sich ebenfalls zur Brut niederlassen möchte. Hoffentlich wissen wir im nächsten Jahr mehr. Viele Grüße, Maik
AntwortenPetra Gatz
30.09.2016, 09:34Hallo Maik, ich freue mich sehr über diesen Blog!!!!!! Bin gespannt was sich alles so ereignet und schon jetzt Fan dieses Blogs ;o) Viele Grüße Pe
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