Auf den Spuren der Luchse !

Luchs Tamino entspannt sich im Luchs-Schaugehege des Nationalparks Harz bei den Rabenklippen/Bad Harzburg. – Foto: Silvester Tamás

 

Luchsprojekt PLAN P mit dem NAJU-Luchs-Camp im Harz !

Am 08. Juli 2019 startete das erste Luchs-Camp des NAJU Thüringen in den Harz. Aufregende Tage führten uns in eine Natur, die wir so aus weiten Teilen Deutschlands bislang kaum kennen – absterbende Fichtenwälder, Unordnung, Wildnis !

Die NAJU-Kids auf Exkursion durch die Wildnis im Harz. – Foto: Silvester Tamás

Unser Ziel war das Torfhaus-Gebiet, westlich des Brockens mit seinen stolzen 1142 Metern Höhe. Hier machten wir uns fünf Tage lang auf die Suche nach Spuren des Luchses. Der letzte Eurasische Luchs (Lynx lynx) wurde hier 1818 erlegt. Im Jahre 2000 bis 2006 wurden dann im Nationalpark Harz insgesamt 24 Luchse (9 Männchen und 15 Weibchen) in die Freiheit entlassen. Alle ausgewilderten Tiere waren Gehegenachzuchten aus europäischen Wildparks. Seitdem haben sich die Luchse im Harz erfolgreich vermehrt und ausgebreitet. Heute sollen es wieder fast 100 Luchse sein, die durch den Harz streifen. Das lässt hoffen !

Wildnis bedeutet auch Unordnung. Große Teile der Fichtenwälder im Harz sterben ab und schaffen so Platz für Neues. – Foto: Silvester Tamás

Die NAJU-Kids wollten wissen, warum es den Luchsen im Harz so gut geht, wie sie dort leben, mit welchen Herausforderungen sie zu kämpfen haben und ob sie auch in andere Landesteile abwandern. Um das herauszufinden begleiteten wir einen Nationalpark-Ranger in die Natur, um den Lebensraum der Luchse im Harz besser kennenzulernen. Hierbei erfuhren wir, dass die Fichtenwälder aufgrund von Trockenheit, Klimaerwärmung und Borkenkäfern absterben und als weitläufige Totholzreserviors im Wald verbleiben können und somit neues Leben schaffen. Die Natur ist der beste Baumeister! Ganz in diesem Sinne erlebten wir einen Lebensraum, der zahlreichen Wildtieren viele Lebensgrundlagen und Versteckmöglichkeiten bietet. Das nutzt natürlich auch dem Luchs. Der scheue Luchs braucht ruhige Verstecke für die erfolgreiche Aufzucht seines Nachwuchses und Lauerplätze von denen er erfolgreich aus Wildtiere wie junge Rothirsche erbeuten kann.

Besuch im Nationalpark-Zentrum Torfhaus. – Foto: Silvester Tamás

Wir erkundeten auch das schöne Informationszentrum Torfhaus im Harz, um uns einen persönlichen Überblick über die Harz-Wildnis zu verschaffen. Wir waren uns dabei einig, dass der Harz ein schönes Land für Wildtiere sein muss. Die Mitarbeiterinnen des Nationalpark-Zentrums erklärten uns, dass sie sich über die Rückkehr von Luchs und Wolf freuen, dies aber auch mit viel Informations- und Aufklärungsarbeit verbunden sei. Denn viele Menschen haben verlernt mit den großen Beutegreifern zusammenzuleben.

Exkursion auf die Wolfswarte, 912m über NN. Von hier aus hat man auch bei dunstigen Sichtverhältnissen einen schönen Überblick über den Westharz. – Foto: Silvester Tamás

 

Auf den Spuren der Luchse in der Wildnis Harz. – Foto: Silvester Tamás

Natürlich besuchten wir auch das mystische Torhausmoor. Hier versuchten wir Wildtiere live zu beobachten. Und tatsächlich: es gelang uns Rothirsche zu beobachten, nachdem wir uns wie Luchse leise und vorsichtig durch den Wald an das Moor herangeschlichen hatten.

Abendansitz am Torfhausmoor, Rotwildbeobachtungen inklusive. – Foto: Silvester Tamás

Der obligatorische Besuch zur Luchsfütterung beim Schaugehege des Nationalparks nahe der Rabenklippen bei Bad Harzburg verdeutlichte uns während ausführlicher Schilderungen eines Nationalpark-Rangers die Geschichte der Rückkehr der Pinselohren in den Harz. Und immer wieder wanderten wir durch die schönen Wälder des Harzes und konnten dabei verstehen lernen, dass auch dieser schöne Lebensraum seine Grenzen hat – nämlich an den intensiv durch den Menschen genutzten Landschaften, die unmittelbar in den Tallagen an den Harz angrenzen. Und leider ist der Luchs immer noch nicht allen Menschen willkommen.

Zur Luchs-Fütterung am Schaugehege bei den Rabenklippen nahe Bad Harzburg. – Foto: Silvester Tamás

In Vorträgen, TV-Beiträgen und in gemeinsamen Arbeitsgruppen konnten die Luchs-Camper deshalb viel über die Aufgaben und Arbeitsweisen der Luchsforscher und der Nationalpark-Ranger kennenlernen. Sie erklärten uns, warum es manchmal gut sei, wenn sich der Mensch aus der Natur zurücknimmt und den natürlichen Dingen selbst ihren Lauf nehmen lässt. Erst das schafft Wildnis !

Ein Nationalpark-Ranger erklärt, dass der Borkenkäfer ein wichtiger Helfer im Naturschutz ist – wir staunen. – Foto: Silvester Tamás

 

Wildnis bedeutet auch Erfahrungen sammeln, Spüren, Hören, Riechen, Fühlen und Begreifen. – Foto: Silvester Tamás

 

Besuch am Luchs-Denk-Mal(nach) beim Torfhausmoor. Hier in der Nähe wurde im Sommer 2000 der erste Luchs in die Freiheit entlassen. – Foto: Désirée Koch

 

Wissen ist besser als Glauben. Arbeitsgruppen zum Luchs als Einstieg in die Erkenntnis. – Foto: Silvester Tamás

 

Was ist eigentlich ein Monitoring und warum benutzt man dafür z.B. automatische Wildtierkamerafallen? Auch das erfuhren die Kinder und Jugendlichen im NAJU-Luchs-Camp. – Foto: Silvester Tamás

 

Das typische Fleckmuster auf dem Fell des Luchses ist individuell einmalig. Damit kann man Luchse auf Bildern von automatischen Wildtierkamerafallen eindeutig identifizieren. – Foto: Silvester Tamás

 

Luchs-Spur im Größenvergleich. Die Krallen des Luchses sieht man in der Spur eigentlich nie. – Foto: Silvester Tamás

 

Und natürlich durfte sich jeder Luchs-Camper sein eigenes Luchs-T-Shirt machen. – Foto: Silvester Tamás

 

Luchse im Harz sind eine Erfolgsgeschichte – bald kommen auch die Wölfe dauerhaft zurück. – Foto: Silvester Tamás

Das NAJU-Luchs-Camp war ein toller Erfolg! Den Kindern und Jugendlichen hat es riesigen Spaß gemacht. Sie waren ein Team, sie halfen sich, trafen Entscheidungen und lernten viel Neues über das wohl interessanteste Wildtier im Harz kennen – das Pinselohr ! Doch wir wollen, dass Luchse sich nicht nur im Harz wohlfühlen, sondern bald überall in Deutschlands Wäldern wieder dauerhaft anzutreffen sind. Darüber waren sich alle im NAJU-Luchs-Camp einig: wir kommen wieder, um mehr über das schöne Pinselohr zu lernen, damit wir den Luchsen auch in Thüringen auf die Sprünge helfen können.

 

Kein Grund zur Freude – Luchspopulation weiterhin auf einem kritischen Niveau!

Am 11.06. gedenkt der NABU Thüringen des internationalen Tages des Luchses – trotz leicht steigender Zahlen bleibt die Luchspopulation in Deutschland und in Mitteleuropa auf einem äußerst kritischen Niveau !

Das Bundesministerium für Umwelt verkündete in den letzten Tagen einen leichten Anstieg der Luchszahlen in Deutschland. Grundsätzlich eine gute Nachricht für den Artenschutz! Lange galten die „Pinselohren“ hierzulande als ausgestorben, heute streifen mindestens 85 selbstständige Luchse und 43 Jungtiere durch unsere Wälder, vor allem im bayerisch-böhmischen Grenzgebiet, im Harz und in Rheinland-Pfalz.

Seit nun fast schon 50 Jahren gibt es in Deutschland Bemühungen für die Rückkehr der Luchse, dennoch sind die Fortschritte für den Luchs, seiner Lebensräume und für seinen Schutz recht überschaubar.

Zum 2. Internationalen Tag des Luchses am 11.06. möchte der NABU deshalb auf Notwendigkeit einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit für den Luchs aufmerksam machen und fordert mehr Unterstützung von Politik für die Wiedervernetzung der Lebensräume unserer Wildtiere.

Seit schon mehr als 25 Jahre ist Deutschland nun Unterzeichner der FFH-Richtlinie zum Schutz von bedrohten oder ausgestorbenen Arten. Damit hat sich Deutschland zu ganz konkreten Maßnahmen und Strategien für den Schutz und die Verbesserung der Lebensbedingungen von diesen Arten auf europäischer Ebene bekannt. Dennoch liegen die bisherigen Ergebnisse, insbesondere mit Blick auf die Rückkehr der Luchse, weit hinter den Erwartungen zurück.

Luchse leiden in Deutschland an Lebensraumzerschneidung, illegaler Verfolgung und einsetzender genetischer Depression. Das kann langfristig zum wiederholten Aussterben des Eurasischen Luchses (Lynx Lynx) in Mitteleuropa führen.

Strategien auf Bundesebene fehlen bislang. In Deutschland ist der Luchs – wie auch andere streng geschützte Arten – sogar noch im Jagdrecht als „jagdbare Art“ mit ganzjähriger Schonzeit aufgeführt. Das ist obsolet. Denn das Jagdrecht bietet keine hinreichend fachlich begründeten Schutz- und Entwicklungsstrategien für die geschützten Arten. Deshalb müssen Luchs & Co. raus aus dem Jagdrecht und in ein maßnahmen- und ergebnisorientiertes Wildtiermanagement überführt werden. Denn der Luchs unterliegt bereits dem Bundesnaturschutzrecht und ist im Anhang der FFH-Richtlinie (FFH-RL 93/42/EWG) aufgeführt. Die Bundesrepublik Deutschland und besonders auch Thüringen haben deshalb die zentrale Verantwortung, konkrete und wissenschaftlich begründete Strategien für die erfolgreiche Rückkehr des Luchses zu formulieren und auch umzusetzen. Das Jagdrecht braucht es dafür – auch aus Gründen der Entbürokratisierung – nicht!

Anhörung im Thüringer Landtag zur Novellierung des Thüringer Jagdrechts. – Foto: Silvester Tamás

Für die richtige Weichenstellung waren wir am 06.06.2019 – auch im Rahmen unseres aktuellen Luchs-Projektes „PLAN P wie Pinselohr“ – für den Luchs und für mehr Artenschutz im Thüringer Landtag zur Anhörung für die bevorstehende Novellierung des Thüringer Jagdgesetzes. Wir vom NABU wollen zukünftig weniger Blei, keine Totschlagfallen, die auch Luchs- und Wolfswelpen, sowie Wildkatzen töten könnten. Das alte Jagdrecht muss entstaubt werden! Und Thüringen hat jetzt die Chance dazu. Immer noch gibt es zu viele geschützte und bedrohte Arten im Jagdrecht, die dort nichts mehr zu suchen haben. Mehr als die Hälfte der Arten in der Liste „jagdbarer Arten“ unterliegen bereits dem Naturschutzrecht. Da braucht es keine unwissenschaftlich begründete „Hege & Pflege“ durch die Jagd. Zukünftig benötigen wir ein fachlich und wissenschaftlich fundiertes Wildtiermanagement, was den rechtlichen Verpflichtungen des Freistaats für das Wohlergehen der bedrohten und geschützten Arten in unserer Heimat gerecht wird. Thüringen hat ganz konkrete Verpflichtungen und Aufgaben im Rahmen internationaler Vereinbarungen für den Schutz und die positiven Entwicklungen gefährdeter und bedrohter Arten auf Landesebene umzusetzen. Mit schwammigen Begriffen wie „Hege & Pflege“ wird man den modernen gesellschaftlichen Ansprüchen nicht mehr gerecht. Wir sind mit der Novellierung des Thüringer Jagdgesetzes auf dem richtigen Weg! Nun ist die Politik gefragt, die richtigen und wegweisenden Entscheidungen für die Zukunft vieler geschützter Wildtiere und ganz besonders für den Luchs zu treffen. Wir wünschen dem zuständigen Ausschuss viel Erfolg und hinreichenden Sachverstand !

 

Hintergrund
Der Internationale Tag des Luchses wurde vom Projekt 3Lynx ins Leben gerufen, um Akzeptanz und Förderung für den Luchs zu schaffen, wo er sich die Lebensräume mit den Menschen teilt oder zukünftig teilen könnte. Im Fokus des Projekts steht die länderübergreifende Zusammenarbeit zwischen Deutschland, Österreich und Tschechien. Die Herausforderung besteht darin, die Schutzmaßnahmen, das Monitoring und das Management der Luchse in eine gemeinsame grenzübergreifende Strategie zu integrieren. Der Internationale Tag des Luchses richtet sich besonders an alle Politiker (!), Jäger, Förster und Naturschützer sowie an Bürger und Wissenschaftler.

 

Das FFH-Monitoring zum Luchs in Thüringen kommt voran!

Foto: Silvester Tamás, NABU-Luchsprojekt.

Sich für den Luchs im Grünen Herzen Deutschlands zu engagieren bedeutet auch, dass wir uns aktiv um die Bemühungen für die Dokumentation und das Sammeln von Luchsdaten einsetzen. Hierfür sind wir wiederholt vertraglich durch den Freistaat Thüringen beauftragt worden und deshalb regelmäßig mit den zuständigen Fachbehörden im Kontakt und Austausch.  Am 08.05.2019 waren wir wieder in Weimar beim TLUBN zu einem Termin, um uns gemeinsam mit unseren Partnern, dem Landesjagdverband Thüringen und dem BUND Thüringen, über den aktuellen Stand und die weitere zukünftige Zusammenarbeit bei der Gestaltung und der Einrichtung des landesweiten FFH-Monitorings zum Luchs und auch zum Wolf abzustimmen. Aktuell führen wir vom NABU konkrete Maßnahmen im Bereich von Mittelthüringen durch, um Daten zum Luchs, zum Wolf aber auch zur Wildkatze zu sammeln. Dies geschieht zum Beispiel mittels Wildtierkamerafallen, Lockstöcken, aber auch durch das konkrete Abfährten und Sammeln von Losungen. Von besonderer Bedeutung für unsere Dokumentationsarbeit sind Hinweise aus der Bevölkerung und von Förstern und Jägern. Ohne deren zahlreichen Sichtmeldungen und gemeldeten Rissfunde wäre das Bild, welches wir zur Anwesenheit von Wolf und Luchs in unserer Landschaft haben, deutlich unschärfer. Deshalb können sich interessierte Beobachter und Naturfreunde jederzeit direkt auch an uns wenden, um ihre Meldungen zu Wildtierbeobachtungen, Rissfunden und auch zu Spurenfunden bei uns zu machen. Wir leiten die entsprechenden Mitteilung in aufbereiteter Form umgehend an die zuständige Fachbehörde weiter, die weitere Maßnahmen abklärt und durchführt. Auf diese Weise unserer Zusammenarbeit mit allen beteiligten Partnern entsteht eine effektive und gut strukturierte Arbeitsteilung, die im Ergebnis ein belastbares Bild über Luchs- und auch Wolfsvorkommen im Freistaat liefern. Diese Informationen wiederum helfen insbesondere Weidetierhaltern entsprechende Vorsorgemaßnahmen beim Herdenschutz zu treffen, damit es im besten Fall gar nicht erst zu Übergriffen durch die Beutegreifer kommt. Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass wir mit unserer Arbeit dazu beitragen konnten, den vermutlich ersten sesshaften Luchs im Freistaat (!), im Raum des Thüringer Waldes, nachzuweisen … vielleicht sind es sogar schon zwei Luchse (vermutlich zwei Männchen aus dem Harz, ein Männchen wurde bereits genetisch nachgewiesen), die ihren festen Wohnsitz im Thüringer Wald haben. Es bleibt weiter sehr spannend und mit jedem neuen Tag ergeben sich neue Erkenntnisse. Wir bleiben dran !

Achtung hier wird gefilmt !

ZDF im Interview vor Ort im Gelände mit Silvester Tamás (NABU Thüringen). – Foto: ZDF

Heute ging es raus ins Gelände zum Interview-Termin mit dem ZDF

Am 27.03.2019 war ich mit dem ZDF zum Wolf und Luchs in Thüringen unterwegs. Als Koordinator für die Umsetzung des FFH-Monitorings zu Wolf und Luchs im Freistaat finde ich es sehr nützlich der Öffentlichkeit zu zeigen wie und warum wir die Maßnahmen, z.B. die Einrichtung von Kamerafallen, zum Zwecke der Erfassung von streng geschützten Arten im Auftrag des Thüringer Umweltministeriums durchführen. Denn nur, wenn wir wissen wie und wo unsere Heimkehrer leben, können wir ihre Probleme verstehen und für ihren Schutz und ihre Vernetzung sorgen.

Weiters war es für das Dreh-Team vom ZDF interessant zu erfahren, wie sich die Bevölkerung gegenüber Wildtieren und im Besonderen gegenüber dem Wolf und Luchs verhalten soll, wenn es doch mal zu Begegnungen kommen sollte. Hier gilt die Devise wie im Umgang mit allen Wildtieren: Ruhe bewahren, beobachten und sich ggf. vorsichtig zurückziehen, um unnötige Störungen der Tiere zu vermeiden.

Darüber hinaus wollte das ZDF wissen, wie wir die Einrichtung von Kamerafallen vor dem Hintergrund des Datenschutzes und der Notwendigkeit des Monitorings bewerkstelligen. Natürlich ist es von außerordentlicher Bedeutung, dass wir alle Möglichkeiten zum Schutz persönlicher Interessen dabei berücksichtigen. So werden unter anderem Kamerafallen nur dort eingesetzt, wo sogenannte Gebietskulissen durch die zuständige Fachbehörde in Abstimmung mit uns festgelegt worden sind. Dabei wiederum sollen Kamerafallen nur an schwach begangenen Wegen und möglichst nur an sogenannten Wildwechseln im Wald installiert werden. Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass hierbei eine hohe Akzeptanz durch die Bevölkerung zu erwarten ist und relativ wenige Personenaufnahmen passieren, die umgehend an Ort und Stelle noch beim Auslesen der Kamerafallen durch die Betreuer der Kamerafallen gelöscht werden. Hinweisschilder im weiteren Umfeld der Kamerafallenstandorte informieren überdies über den Einsatz etwaiger Kamerafallen im Gelände, so dass sich auch Pilzsucher darauf einstellen können. Alle notwendigen und rechtlichen Maßnahmen werden dabei in enger Abstimmung mit den Behörden, den Landeignern und Landnutzern umgesetzt. Dann heißt es: „Achtung hier wird gefilmt!“ 🙂

Schlägt das Grüne Herz auch für den Luchs ?

Tourbusse der Nationalparkverwaltung werben mit dem Luchs im Nationalpark Doñana (Andalusien, Spanien). – Foto: Silvester Tamás, NABU-Luchsprojekt.

Erfahrungsaustausch für den Luchs – zu Besuch im Luchsland Andalusien (Spanien)

Die Rückkehr der Luchse nach Thüringen kommt nur schleppend voran. Trotz, dass es immer wieder einzelne Nachweise zu Europas größter Wildkatze im Thüringer Wald und im Schiefergebirge, am Grünen Band, im Hainich und bei Mühlhausen, sowie im Südharz gibt, ist nur wenig über die Lebensumstände der schönen Katze bekannt. Deshalb ist es ein besonderes Anliegen unseres Projektes „PLAN P wie Pinselohr“, die Forschung und das Wissen zum Luchs im Grünen Herzen Deutschlands deutlich zu verbessern. Neben dem Erkenntnisgewinn über mögliche Lebensräume und Gefahrenstellen, können uns die Erfahrungen aus anderen Ländern im Umgang mit den Herausforderungen für eine erfolgreiche Rückkehr der Pinselohren dabei helfen, dem Luchs auch hierzulande gewissermaßen auf die Sprünge zu helfen. Als Projektleiter unseres Luchsprojektes bin ich deshalb wieder im schönen Luchsland Andalusien unterwegs. Zum Beispiel im National- und Naturpark Doñana mit seiner reichen Flora und Fauna lässt sich hautnah erleben, welche verschiedenen Interessen der Landnutzung mit dem Anspruch des generellen Naturschutz kollidieren, aber auch durchaus in Übereinklang zu bringen sind. Es zeigt sich häufig, dass die Grenzen zwischen Grundwasser zehrenden Baumwoll- und Erdbeerplantagen zu den eigentlichen Schutzzonen sehr scharf verlaufen und die Tiere, die an der Nationalparkgrenze stehen, sich weiträumig ausgeräumten und durch intensive Landwirtschaft ausgedörrten und strapazierten Nutzflächen gegenübergestellt sehen. Weiß- und Schwarzstörche brüten im geschützten Nationalparkgebiet noch in ihren ursprünglichen Baumhabitaten, verlassen sie die Nationalparkgebiete stellen Nistplätze auf Strommasten und Gebäuden für sie grundsätzlich keine Probleme dar – sie passen sich an. Doch Reptilien, Amphibien, Wildkaninchen und Luchse scheitern nicht selten auch hier am Verlust des Lebensraumes und der fehlenden Lebensraumvernetzung. Dennoch hat man es in Spanien und Portugal in den vergangenen 20 Jahren geschafft die einstmals unmittelbar vom Aussterben bedrohte Population der iberischen Pardelluchse durch massive politische und finanzielle Anstrengungen soweit zu stabilisieren, dass heute wieder gut 600 Pardelluchse über die iberische Halbinsel streifen. Die Gründe für diesen Erfolg liegen darin begründet, dass Großgrundbesitzer und auch der Tourismus den Luchs als Chance für eine Bereicherung wahrnehmen. Mehrere Aufzucht- und Auswilderungsstationen für Pardelluchse, die Einrichtung von äußerst großflächigen Schutzgebietszonen und die Forcierung der „grünen Infrastruktur“ sind maßgeblich für den Erfolg verantwortlich. Trotzdem sterben auch hier immer noch Luchse im Straßenverkehr und durch die illegale Jagd. Anders als der iberische Wolf, der bis vor wenigen Jahren noch im süden der iberischen Halbinsel anzutreffen war und hier gnadenlos mittels Gift und Schrot beseitigt worden ist, dient der Luchs mittlerweile als Identifaktionsfigur des touristischen Andalusiens. Die Rückkehr der Luchse auf die iberische Halbinsel sieht man heute in ganz Spanien nicht nur als einen Erfolg für den Artenschutz, sondern auch als praktizierte Symbiose zwischen Mensch und Natur, bei der der Luchs als Verständigungsbrücke für die praktische Zusammenarbeit im Naturschutz und der Landnutzung fungiert. Ich denke, dass sich die Ergebnisse aus dem Süden Spaniens nicht unmittelbar auf Deutschland und insbesondere nach Thüringen übertragen lassen, aber sie zeigen deutlich, dass es der Luchs in Deutschland höchstwahrscheinlich auch nur dann schafft, ohne den Menschen zu überleben, wenn wir kleinteilige Partikularinteressen zurücklassen und uns aufmachen zu einem neuen Verständnis im Umgang mit unserer Natur, und ihr mehr Raum und Ressourcen überlassen. Für den Luchs in Deutschland und Thüringen bedeutet dies zuerst, dass wir mehr Wissen über die schöne große Katze vermitteln sollten, durchaus über unberührte Schutzgebietzonen für den Luchs nachdenken und den Ausbau der „grünen Infrastruktur“ für die Vernetzung der potentiellen Luchslebensräume voranbringen müssen. Dann wird man vielleicht auch bald in Thüringen sagen können: hier schlägt das Grüne Herz auch wieder für den Luchs !

Auf Tour im Nationalpark Doñana (Andalusien, Spanien). – Foto: Silvester Tamás, NABU-Luchsprojekt.

 

Auf Tour im Nationalpark Doñana (Andalusien, Spanien). – Foto: Silvester Tamás, NABU-Luchsprojekt.

 

Auf Tour im Nationalpark Doñana (Andalusien, Spanien). – Foto: Silvester Tamás, NABU-Luchsprojekt.

 

Auf Tour im Nationalpark Doñana (Andalusien, Spanien). – Foto: Silvester Tamás, NABU-Luchsprojekt.

 

Auf Tour im Nationalpark Doñana (Andalusien, Spanien). – Foto: Silvester Tamás, NABU-Luchsprojekt.

 

Weißstörche nisten hier noch in ihrem natürlichen Habitat. Nationalpark Doñana (Andalusien, Spanien). – Foto: Silvester Tamás, NABU-Luchsprojekt.

 

Auch die weitläufige mit Wanderdünen durchsetzte Atlantikküste im Nationalpark Doñana zählt zum natürlichen Lebensraum des iberischen Pardelluchses (Andalusien, Spanien). – Foto: Silvester Tamás, NABU-Luchsprojekt.

 

Auch die weitläufige mit Wanderdünen durchsetzte Atlantikküste im Nationalpark Doñana zählt zum natürlichen Lebensraum des iberischen Pardelluchses (Andalusien, Spanien). – Foto: Silvester Tamás, NABU-Luchsprojekt.

 

Willkommen im neuen Winter-Wurm-Quartier

Auch unsere kleinen Würmchen lässt der Frost nicht kalt, weswegen sie vor kurzem von ihrem Salat-Wurm-Reaktor in ein wohlig warmes Winter-Domizil umsiedeln mussten.

Würmer sind nämlich stark abhängig von der Umgebungstemperatur und passen ihre Aktivität der Außentemperatur an, sind also wechselwarm. Sinken die Temperaturen draußen, verringert sich beispielsweise auch die Nahrungsaufnahmeaktivität oder die Bewegung der Tiere. Die Würmer verfallen dann in eine Winterstarre, bei der sie ihre Stoffwechselaktivität herunterfahren und somit für einen bestimmten Zeitraum nicht mehr auf Nahrung angewiesen sind.

Allerdings muss auch hier beachtet werden, dass die kleinen Kriecher nur bis zu einem bestimmten Kältegrad überleben können und bei zu niedriger Außentemperatur, ohne ausreichenden Schutz, absterben.

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Also mussten wir unsere Fähigkeiten als Umzugshelfer unter Beweis stellen. Durch den praktischen Aufbau des Salat-Wurm-Reaktors konnten wir die Würmer ganz einfach transportieren. Der obere Kasten wurde abgenommen und der darunterliegende, mit den Würmern darin, zum Winterquartier transportiert.

Das neue, zeitlich begrenzte, Zuhause der Würmer sollte ein Komposthaufen sein. Der Vorteil dabei ist, dass dieser direkt mit dem Boden in Kontakt kommt. Der Salat-Wurm-Reaktor hingegen hat keinen unmittelbaren und ganzflächigen Bodenkontakt. Dadurch haben die Würmer keine Rückzugsmöglichkeiten, falls dieser durchfrieren sollte. Beim Kompost können die Würmer bei zu starker Kälte in den Boden kriechen und auf diese Weise überleben.

Letzten Endes haben unsere Würmchen den Umzug gut überstanden und sind gerüstet für kalte Temperaturen.

Der Winter kann kommen!

Der Luchs sorgt für großes Interesse in Mühlhausen

Empfang in der historischen Ratsstube von Mühlhausen zur Präsentation der 41. Mühlhäuser Beiträge. – Foto: Silvester Tamás.

Erster Luchsnachweis nach 349 Jahren sorgt für Aufsehen in Mühlhausen 

Nach 349 Jahren ist der Luchs zurück in den Wäldern bei Mühlhausen. Es ist damit der erste Luchsnachweis nach dem letzten Luchs aus dem Jahr 1668. Der Nachweis gelang  Jäger Dolling am 18.10.2017 mittels einer sogenannten Wildtierkamerafalle. Der Luchsnachweis sorgte für einiges Aufsehen. So wünschte sich der Mühlhäuser Geschichtsverein von uns eine Publikation zu Luchsen und ihrer Geschichte in der Region und darüber hinaus in ganz Thüringen. Deshalb waren wir mit PLAN P am 30.11.2018 in Mühlhausen zur Präsentation des 41. Bandes der Mühlhäuser Beiträge. Es war sicher nicht das letzte Mal 🙂

Luchs im Mühlhäuser Forst am 18.10.2017. – Foto: J. Dolling.

Luchs im Mühlhäuser Forst am 18.10.2017 (groß). – Foto: J. Dolling.

 

Publikation

Silvester Tamás: PLAN P wie Pinselohr – Luchse in die Mitte bitte! – Luchsprojekt des NABU Thüringen. Mühlhäuser Beiträge 41, 49-60.

Luchse sind kein Luxus – aber noch viel zu selten !

Luchsgebiete und wahrscheinliche Ausbreitungswege des Luchses. – Grafik: Sigi Reiss, Luchsprojekt NABU.

Harzer Luchse sind wanderfreudig ! 

März 2015 bei Gräfenthal in Süd-Thüringen, im Dezember 2017 schon bei Seehausen in der Altmark, im März 2018 im Tagebau Welzow-Süd (Lausitz) und jetzt auch schon bei Uelzen und bei Amelinghausen in der Lüneburger Heide (2018). Die Nachweise zu den Harzer Luchsen streuen weit ins deutsche Land.

Mit dem Ausbreitungsverhalten der Luchse lässt sich allmählich nachvollziehen, dass Luchse nicht nur die waldreichen Gebirgs- und Mittelgebirgslagen für sich als Lebensräume erschließen, sondern – wie bereits in Jahrtausenden zuvor – auch das Tiefland nutzen und vielleicht auch bald wiederbesiedeln werden. Ursprünglich sind Luchse in den mitteleuropäischen Gebirgs- und Waldregionen, wie dem Harz und dem Bayerischen Wald mit den angrenzenden Böhmerwaldgebieten, durch Menschenhand ausgewildert worden. Insbesondere im Harz geht es den Luchsen gut. Von dort aus gehen sie nun auf Wanderschaft. Platz ist jedenfalls genügend da. Hoffen wir, dass es unseren Pinselohren alsbald gelingt, auch den Weg nach Thüringen zu finden. Monitoring und Öffentlichkeitsarbeit, sowie Lebensraumschutz und -vernetzung wollen wir deshalb im Rahmen unseres Luchsprojektes „PLAN P – Luchse in die Mitte bitte!“ deutlich voranbringen. Denn nur wenn wir wissen, wo und wie die Luchse bei uns leben und zurechtkommen, nur dann können wir ihnen auf die Sprünge helfen und sie ausreichend schützen 🐾