Kein Grund zur Freude – Luchspopulation weiterhin auf einem kritischen Niveau!

Am 11.06. gedenkt der NABU Thüringen des internationalen Tages des Luchses – trotz leicht steigender Zahlen bleibt die Luchspopulation in Deutschland und in Mitteleuropa auf einem äußerst kritischen Niveau !

Das Bundesministerium für Umwelt verkündete in den letzten Tagen einen leichten Anstieg der Luchszahlen in Deutschland. Grundsätzlich eine gute Nachricht für den Artenschutz! Lange galten die „Pinselohren“ hierzulande als ausgestorben, heute streifen mindestens 85 selbstständige Luchse und 43 Jungtiere durch unsere Wälder, vor allem im bayerisch-böhmischen Grenzgebiet, im Harz und in Rheinland-Pfalz.

Seit nun fast schon 50 Jahren gibt es in Deutschland Bemühungen für die Rückkehr der Luchse, dennoch sind die Fortschritte für den Luchs, seiner Lebensräume und für seinen Schutz recht überschaubar.

Zum 2. Internationalen Tag des Luchses am 11.06. möchte der NABU deshalb auf Notwendigkeit einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit für den Luchs aufmerksam machen und fordert mehr Unterstützung von Politik für die Wiedervernetzung der Lebensräume unserer Wildtiere.

Seit schon mehr als 25 Jahre ist Deutschland nun Unterzeichner der FFH-Richtlinie zum Schutz von bedrohten oder ausgestorbenen Arten. Damit hat sich Deutschland zu ganz konkreten Maßnahmen und Strategien für den Schutz und die Verbesserung der Lebensbedingungen von diesen Arten auf europäischer Ebene bekannt. Dennoch liegen die bisherigen Ergebnisse, insbesondere mit Blick auf die Rückkehr der Luchse, weit hinter den Erwartungen zurück.

Luchse leiden in Deutschland an Lebensraumzerschneidung, illegaler Verfolgung und einsetzender genetischer Depression. Das kann langfristig zum wiederholten Aussterben des Eurasischen Luchses (Lynx Lynx) in Mitteleuropa führen.

Strategien auf Bundesebene fehlen bislang. In Deutschland ist der Luchs – wie auch andere streng geschützte Arten – sogar noch im Jagdrecht als „jagdbare Art“ mit ganzjähriger Schonzeit aufgeführt. Das ist obsolet. Denn das Jagdrecht bietet keine hinreichend fachlich begründeten Schutz- und Entwicklungsstrategien für die geschützten Arten. Deshalb müssen Luchs & Co. raus aus dem Jagdrecht und in ein maßnahmen- und ergebnisorientiertes Wildtiermanagement überführt werden. Denn der Luchs unterliegt bereits dem Bundesnaturschutzrecht und ist im Anhang der FFH-Richtlinie (FFH-RL 93/42/EWG) aufgeführt. Die Bundesrepublik Deutschland und besonders auch Thüringen haben deshalb die zentrale Verantwortung, konkrete und wissenschaftlich begründete Strategien für die erfolgreiche Rückkehr des Luchses zu formulieren und auch umzusetzen. Das Jagdrecht braucht es dafür – auch aus Gründen der Entbürokratisierung – nicht!

Anhörung im Thüringer Landtag zur Novellierung des Thüringer Jagdrechts. – Foto: Silvester Tamás

Für die richtige Weichenstellung waren wir am 06.06.2019 – auch im Rahmen unseres aktuellen Luchs-Projektes „PLAN P wie Pinselohr“ – für den Luchs und für mehr Artenschutz im Thüringer Landtag zur Anhörung für die bevorstehende Novellierung des Thüringer Jagdgesetzes. Wir vom NABU wollen zukünftig weniger Blei, keine Totschlagfallen, die auch Luchs- und Wolfswelpen, sowie Wildkatzen töten könnten. Das alte Jagdrecht muss entstaubt werden! Und Thüringen hat jetzt die Chance dazu. Immer noch gibt es zu viele geschützte und bedrohte Arten im Jagdrecht, die dort nichts mehr zu suchen haben. Mehr als die Hälfte der Arten in der Liste „jagdbarer Arten“ unterliegen bereits dem Naturschutzrecht. Da braucht es keine unwissenschaftlich begründete „Hege & Pflege“ durch die Jagd. Zukünftig benötigen wir ein fachlich und wissenschaftlich fundiertes Wildtiermanagement, was den rechtlichen Verpflichtungen des Freistaats für das Wohlergehen der bedrohten und geschützten Arten in unserer Heimat gerecht wird. Thüringen hat ganz konkrete Verpflichtungen und Aufgaben im Rahmen internationaler Vereinbarungen für den Schutz und die positiven Entwicklungen gefährdeter und bedrohter Arten auf Landesebene umzusetzen. Mit schwammigen Begriffen wie „Hege & Pflege“ wird man den modernen gesellschaftlichen Ansprüchen nicht mehr gerecht. Wir sind mit der Novellierung des Thüringer Jagdgesetzes auf dem richtigen Weg! Nun ist die Politik gefragt, die richtigen und wegweisenden Entscheidungen für die Zukunft vieler geschützter Wildtiere und ganz besonders für den Luchs zu treffen. Wir wünschen dem zuständigen Ausschuss viel Erfolg und hinreichenden Sachverstand !

 

Hintergrund
Der Internationale Tag des Luchses wurde vom Projekt 3Lynx ins Leben gerufen, um Akzeptanz und Förderung für den Luchs zu schaffen, wo er sich die Lebensräume mit den Menschen teilt oder zukünftig teilen könnte. Im Fokus des Projekts steht die länderübergreifende Zusammenarbeit zwischen Deutschland, Österreich und Tschechien. Die Herausforderung besteht darin, die Schutzmaßnahmen, das Monitoring und das Management der Luchse in eine gemeinsame grenzübergreifende Strategie zu integrieren. Der Internationale Tag des Luchses richtet sich besonders an alle Politiker (!), Jäger, Förster und Naturschützer sowie an Bürger und Wissenschaftler.

 

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