Vernetzung Beiträge

Luchse sind kein Luxus – aber noch viel zu selten !

Luchsgebiete und wahrscheinliche Ausbreitungswege des Luchses. – Grafik: Sigi Reiss, Luchsprojekt NABU.

Harzer Luchse sind wanderfreudig ! 

März 2015 bei Gräfenthal in Süd-Thüringen, im Dezember 2017 schon bei Seehausen in der Altmark, im März 2018 im Tagebau Welzow-Süd (Lausitz) und jetzt auch schon bei Uelzen und bei Amelinghausen in der Lüneburger Heide (2018). Die Nachweise zu den Harzer Luchsen streuen weit ins deutsche Land.

Mit dem Ausbreitungsverhalten der Luchse lässt sich allmählich nachvollziehen, dass Luchse nicht nur die waldreichen Gebirgs- und Mittelgebirgslagen für sich als Lebensräume erschließen, sondern – wie bereits in Jahrtausenden zuvor – auch das Tiefland nutzen und vielleicht auch bald wiederbesiedeln werden. Ursprünglich sind Luchse in den mitteleuropäischen Gebirgs- und Waldregionen, wie dem Harz und dem Bayerischen Wald mit den angrenzenden Böhmerwaldgebieten, durch Menschenhand ausgewildert worden. Insbesondere im Harz geht es den Luchsen gut. Von dort aus gehen sie nun auf Wanderschaft. Platz ist jedenfalls genügend da. Hoffen wir, dass es unseren Pinselohren alsbald gelingt, auch den Weg nach Thüringen zu finden. Monitoring und Öffentlichkeitsarbeit, sowie Lebensraumschutz und -vernetzung wollen wir deshalb im Rahmen unseres Luchsprojektes „PLAN P – Luchse in die Mitte bitte!“ deutlich voranbringen. Denn nur wenn wir wissen, wo und wie die Luchse bei uns leben und zurechtkommen, nur dann können wir ihnen auf die Sprünge helfen und sie ausreichend schützen 🐾

Mehr Wissen über den Luchs

Der Hörsaal auf dem Campus der Friedrich-Schiller-Universität Jena füllt sich. – Foto: NABU Thüringen.

Am 03. November 2018 waren wir mit PLAN P zu Gast auf der Lichtbildarena in Jena. Im Rahmen der wissenschaftlichen Vortragsreihe der FSU Jena konnten wir das interessierte Publikum für die „Rückkehr der Luchse“ begeistern. Ganz besonders gefreut hat uns natürlich, dass so viele junge Gäste und besonders Schulkinder anwesend waren, um mehr über den Luchs in Europa und Thüringen erfahren zu können. Im Rahmen unseres Luchsprojektes „PLAN P wie Pinselohr – Luchse in die Mitte bitte !“ konnte Silvester Tamás, der Projektkoordinator, in seinem Vortrag den interessierten Zuhörern nahe bringen, vor welchen Herausforderungen der Luchs bei seiner Rückkehr nach Deutschland steht und welche Gefahren insbesondere durch den Straßenverkehr, die illegale Jagd und die voranschreitende Lebensraumzerstörung und -zerschneidung auf das scheue Pinselohr lauern. Begeistert lauschte das Publikum den Ausführungen, als es um Visionen und Lebensbilder ging, die wildlebende Wölfe, Luchse, Biber, Braunbären, Elche und Wisente in unsere unmittelbare Lebenswelt vor der Haustür einschließen. Alle diese Tierarten kamen noch vor nicht allzu langer Zeit (bis ins 17. und 18. Jahrhundert) ständig in unserer Natur vor, und das schon lange bevor der moderne Mensch (Homo sapiens) den europäischen Kontinent vor etwa 40.000 Jahren eroberte.

Luchs, Biber und Wolf sind streng geschützt, doch auch in Deutschland werden sie häufig Opfer illegaler Jagd. – Foto: NABU Thüringen.

Ein Zusammenleben des Menschen mit sogenannten konfliktträchtigen Tierarten ist möglich. Wir müssen es nur wollen und auch versuchen. Die technischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten haben wir jedenfalls. Der Luchs verdient eine zweite Chance!