Gemeinsam Brücken bauen für den Luchs

Podiumsdiskussion der Bayreuther Freitagsdebatte zum Thema LUCHS. Im Podium die Referenten v.l.n.r. Silvester Tamás (NABU Thüringen), Dr. Markus Port (Uni Göttingen), Eberhard Freiherr zu Gemmingen-Hornberg, Dr. Norbert Schäfer (LBV), Christoph Hartl (LBV) – Foto: LBV Bayreuth.

„Der Luchs – heimlicher Rückkehrer?“ unter diesem Titel hatte der LBV Bayreuth zur Podiumsdiskussion im Rahmen seiner Bayreuther Freitagsdebatte eingeladen

Der Saal im Bayreuther Lindenhof war voll. Das Thema weckte große Begeisterung unter dem anwesenden Publikum, andererseits sorgt das Thema in Bayern nach wie vor für Zündstoff. Denn nicht alle wollen den Luchs. Zu frisch sind die Erinnerungen an die zurückliegenden Tötungs- und Verfolgungsdelikte im Bayerischen Wald. Um so notwendiger schien die Veranstaltung mit Blick auf eine engere vernetzte und insbesondere länderübergreifende Zusammenarbeit. Denn auch gut 50 Jahre nach den ersten Versuchen den Luchs erfolgreich in seine einst angestammten Lebensräume in Deutschland und darüber hinaus zu etablieren, schaffen es die Pinselohren immer noch nicht sich über die Nationalparkgrenzen hinweg zu vernetzen, ihren Bestand zu vergrößern und letztlich auch ohne Zutun des Menschen überlebensfähig zu halten. Die Bedeutung des Themas wurde nicht zuletzt durch die Teilnahme von Mitarbeitern aus den Artenschutzreferaten der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie (TLUG), des Regierungspräsidiums Kassel und dem Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) hervorgehoben.

Vortragsprogramm zur Bayreuther Freitagsdebatte. – Foto: LBV Bayreuth.

Der Luchs kennt keine Grenzen, also müssen auch wir Menschen uns über Ländergrenzen für den Luchs einsetzen. Die Referentenbeiträge boten für die Podiumsdiskussion entsprechende Impulse. So referierte Dr. Markus Port von der Universität Göttingen über die Luchssituation in Nordhessen, wo sich erstmals in Deutschland ein kleinerer Bestand von Luchsen selbstständig etablierte und sogar reproduzierte. Diese Subpopulation stand mit der Ursprungsquelle im Harz in Verbindung. Letztlich führten Räudeerkrankung und auch der Straßenverkehr zum Einbruch dieser Population. Die Zukunft der hessischen Luchse steht damit in den Sternen.

Christoph Hartl vom LBV Bayreuth veranschaulichte in seinen anschließenden, sehr eindrücklichen Ausführungen die vielfältigen Möglichkeiten des Einsatzes von Spürhunden, um dem Luchs aber auch anderen Tierarten auf die Schliche und damit letztlich auch an genetisches Material im Rahmen von Monitoringmaßnahmen zu kommen.

Eberhard Freiherr zu Gemmingen-Hornberg berichtete in seinem Redebeitrag von den Erfahrungen zweier Luchsauswilderungen in seinen Waldgebieten im Steinwald in der Oberpfalz (Bayern). Als Jäger und Landnutzer machte er sehr deutlich, dass gerade er sich als Nutzer der Natur, auch gleichermaßen für die Natur und allen darin vorkommenden Geschöpfe engagieren sollte. „Doch wer Luchs sagt, muss auch Reh sagen.“ So war es ihm auch ein wichtiges Anliegen aufzuzeigen, dass man als Waldbesitzer nicht immer „den Wald vor Wild“ sehen muss, sondern auch den Rehen – der Leibspeise des Luchses – ihren Platz und ihren Raum geben kann, ohne auf Holznutzung verzichten zu müssen – wer kann schon behaupten, Luchse in seinem Wald zu haben.

Silvester Tamás vom Luchsprojekt PLAN P beim NABU Thüringen (links) und Dr. Markus Port von der Uni Göttingen (rechts) . – Foto: LBV Bayreuth.

Silvester Tamás, der Projektleiter des Luchsprojektes PLAN P vom NABU Thüringen, schloss den Beitragsreigen mit der Idee einer großen zusammenhängenden europäischen Luchspopulation, die vom Baltikum und Süd- und Südosteuropa über Mitteleuropa bis Westeuropa reicht. Für diese Idee sind letztlich mehr politischer Wille, Lebensraumschutz und -vernetzung, sowie mehr Geld und eine länderübergreifende Zusammenarbeit notwendig. In seinen Ausführungen hob er überdies die zentrale Rolle Thüringens, zwischen den Luchspopulationen im Harz und im Bayerischen Wald-Böhmerwald, für die Luchse in Deutschland hervor. Ein gutes Beispiel dafür wie auch die Rückkehr des Luchses nach Deutschland laufen könnte, veranschaulichte er an den sehr erfolgreichen Bemühungen für den iberischen Pardelluchs in Spanien und Portugal. Sein Schlusssatz „Gemeinsam Brücken bauen für den Luchs“ leitete unmittelbar in die anschließende Podiumsdiskussion über.

In der Podiumsdiskussion wurde der Fokus auf die Herausforderungen und Probleme für die Luchse in Bayern und Deutschland geschärft. Hierzu gab es viele Fragen an die Referenten und in das Podium. Das abschließende Bekenntnis der Podiumsrunde zur engeren Vernetzung und das Fortführen des Dialogs über die Luchse in Deutschland weiter voran zu bringen, sollen den Grundstein für weitere gemeinsame Aktivitäten in naher Zukunft legen.

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