Auf den Spuren der Luchse !

Luchs Tamino entspannt sich im Luchs-Schaugehege des Nationalparks Harz bei den Rabenklippen/Bad Harzburg. – Foto: Silvester Tamás

 

Luchsprojekt PLAN P mit dem NAJU-Luchs-Camp im Harz !

Am 08. Juli 2019 startete das erste Luchs-Camp des NAJU Thüringen in den Harz. Aufregende Tage führten uns in eine Natur, die wir so aus weiten Teilen Deutschlands bislang kaum kennen – absterbende Fichtenwälder, Unordnung, Wildnis !

Die NAJU-Kids auf Exkursion durch die Wildnis im Harz. – Foto: Silvester Tamás

Unser Ziel war das Torfhaus-Gebiet, westlich des Brockens mit seinen stolzen 1142 Metern Höhe. Hier machten wir uns fünf Tage lang auf die Suche nach Spuren des Luchses. Der letzte Eurasische Luchs (Lynx lynx) wurde hier 1818 erlegt. Im Jahre 2000 bis 2006 wurden dann im Nationalpark Harz insgesamt 24 Luchse (9 Männchen und 15 Weibchen) in die Freiheit entlassen. Alle ausgewilderten Tiere waren Gehegenachzuchten aus europäischen Wildparks. Seitdem haben sich die Luchse im Harz erfolgreich vermehrt und ausgebreitet. Heute sollen es wieder fast 100 Luchse sein, die durch den Harz streifen. Das lässt hoffen !

Wildnis bedeutet auch Unordnung. Große Teile der Fichtenwälder im Harz sterben ab und schaffen so Platz für Neues. – Foto: Silvester Tamás

Die NAJU-Kids wollten wissen, warum es den Luchsen im Harz so gut geht, wie sie dort leben, mit welchen Herausforderungen sie zu kämpfen haben und ob sie auch in andere Landesteile abwandern. Um das herauszufinden begleiteten wir einen Nationalpark-Ranger in die Natur, um den Lebensraum der Luchse im Harz besser kennenzulernen. Hierbei erfuhren wir, dass die Fichtenwälder aufgrund von Trockenheit, Klimaerwärmung und Borkenkäfern absterben und als weitläufige Totholzreserviors im Wald verbleiben können und somit neues Leben schaffen. Die Natur ist der beste Baumeister! Ganz in diesem Sinne erlebten wir einen Lebensraum, der zahlreichen Wildtieren viele Lebensgrundlagen und Versteckmöglichkeiten bietet. Das nutzt natürlich auch dem Luchs. Der scheue Luchs braucht ruhige Verstecke für die erfolgreiche Aufzucht seines Nachwuchses und Lauerplätze von denen er erfolgreich aus Wildtiere wie junge Rothirsche erbeuten kann.

Besuch im Nationalpark-Zentrum Torfhaus. – Foto: Silvester Tamás

Wir erkundeten auch das schöne Informationszentrum Torfhaus im Harz, um uns einen persönlichen Überblick über die Harz-Wildnis zu verschaffen. Wir waren uns dabei einig, dass der Harz ein schönes Land für Wildtiere sein muss. Die Mitarbeiterinnen des Nationalpark-Zentrums erklärten uns, dass sie sich über die Rückkehr von Luchs und Wolf freuen, dies aber auch mit viel Informations- und Aufklärungsarbeit verbunden sei. Denn viele Menschen haben verlernt mit den großen Beutegreifern zusammenzuleben.

Exkursion auf die Wolfswarte, 912m über NN. Von hier aus hat man auch bei dunstigen Sichtverhältnissen einen schönen Überblick über den Westharz. – Foto: Silvester Tamás

 

Auf den Spuren der Luchse in der Wildnis Harz. – Foto: Silvester Tamás

Natürlich besuchten wir auch das mystische Torhausmoor. Hier versuchten wir Wildtiere live zu beobachten. Und tatsächlich: es gelang uns Rothirsche zu beobachten, nachdem wir uns wie Luchse leise und vorsichtig durch den Wald an das Moor herangeschlichen hatten.

Abendansitz am Torfhausmoor, Rotwildbeobachtungen inklusive. – Foto: Silvester Tamás

Der obligatorische Besuch zur Luchsfütterung beim Schaugehege des Nationalparks nahe der Rabenklippen bei Bad Harzburg verdeutlichte uns während ausführlicher Schilderungen eines Nationalpark-Rangers die Geschichte der Rückkehr der Pinselohren in den Harz. Und immer wieder wanderten wir durch die schönen Wälder des Harzes und konnten dabei verstehen lernen, dass auch dieser schöne Lebensraum seine Grenzen hat – nämlich an den intensiv durch den Menschen genutzten Landschaften, die unmittelbar in den Tallagen an den Harz angrenzen. Und leider ist der Luchs immer noch nicht allen Menschen willkommen.

Zur Luchs-Fütterung am Schaugehege bei den Rabenklippen nahe Bad Harzburg. – Foto: Silvester Tamás

In Vorträgen, TV-Beiträgen und in gemeinsamen Arbeitsgruppen konnten die Luchs-Camper deshalb viel über die Aufgaben und Arbeitsweisen der Luchsforscher und der Nationalpark-Ranger kennenlernen. Sie erklärten uns, warum es manchmal gut sei, wenn sich der Mensch aus der Natur zurücknimmt und den natürlichen Dingen selbst ihren Lauf nehmen lässt. Erst das schafft Wildnis !

Ein Nationalpark-Ranger erklärt, dass der Borkenkäfer ein wichtiger Helfer im Naturschutz ist – wir staunen. – Foto: Silvester Tamás

 

Wildnis bedeutet auch Erfahrungen sammeln, Spüren, Hören, Riechen, Fühlen und Begreifen. – Foto: Silvester Tamás

 

Besuch am Luchs-Denk-Mal(nach) beim Torfhausmoor. Hier in der Nähe wurde im Sommer 2000 der erste Luchs in die Freiheit entlassen. – Foto: Désirée Koch

 

Wissen ist besser als Glauben. Arbeitsgruppen zum Luchs als Einstieg in die Erkenntnis. – Foto: Silvester Tamás

 

Was ist eigentlich ein Monitoring und warum benutzt man dafür z.B. automatische Wildtierkamerafallen? Auch das erfuhren die Kinder und Jugendlichen im NAJU-Luchs-Camp. – Foto: Silvester Tamás

 

Das typische Fleckmuster auf dem Fell des Luchses ist individuell einmalig. Damit kann man Luchse auf Bildern von automatischen Wildtierkamerafallen eindeutig identifizieren. – Foto: Silvester Tamás

 

Luchs-Spur im Größenvergleich. Die Krallen des Luchses sieht man in der Spur eigentlich nie. – Foto: Silvester Tamás

 

Und natürlich durfte sich jeder Luchs-Camper sein eigenes Luchs-T-Shirt machen. – Foto: Silvester Tamás

 

Luchse im Harz sind eine Erfolgsgeschichte – bald kommen auch die Wölfe dauerhaft zurück. – Foto: Silvester Tamás

Das NAJU-Luchs-Camp war ein toller Erfolg! Den Kindern und Jugendlichen hat es riesigen Spaß gemacht. Sie waren ein Team, sie halfen sich, trafen Entscheidungen und lernten viel Neues über das wohl interessanteste Wildtier im Harz kennen – das Pinselohr ! Doch wir wollen, dass Luchse sich nicht nur im Harz wohlfühlen, sondern bald überall in Deutschlands Wäldern wieder dauerhaft anzutreffen sind. Darüber waren sich alle im NAJU-Luchs-Camp einig: wir kommen wieder, um mehr über das schöne Pinselohr zu lernen, damit wir den Luchsen auch in Thüringen auf die Sprünge helfen können.

 

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