Silvester Tamás Beiträge

Ein gutes Zeichen – PLAN P wie Pinselohr geht weiter !

Foto: Silvester Tamás (NABU Thüringen)

In schweren Zeiten kann man aus Fehlern lernen, was wiederum für die Zukunft helfen kann, eine lebenswerte Welt und Natur zu erhalten

Für uns sind die aktuellen Zeiten der CORONA-Krise nicht nur eine Belastung, sondern auch zugleich eine Chance, für die Zukunft zu lernen. Gerade diese schweren Tage der weltweiten CORONA-Pandemie lehren uns, dass wir nicht losgelöst von unserer Umwelt und der Natur existieren können. Vielmehr erkennen wir gerade jetzt, dass der Raubbau an der Natur und die Ausbeutung natürlicher Ressourcen ihre Grenzen haben, nämlich dort, wo der Mensch unmittelbar durch illegale Jagd und unkontrollierte Nutzung eingreift in scheinbar von menschlichen Einflüssen bislang unberührte Randzonen der Natur. Die Auswirkungen sind fatal: Wilderei, Artensterben, Waldsterben, Raubbau, Monokulturen, GLYPHOSAT, GÜLLE, Schweine- und Geflügelpest, SARS, MERS, CORONA.

Die Frage stellt sich ab jetzt für uns ganz existenziell, wie wir in Zukunft weiter mit der Natur umgehen und in welcher Welt wir morgen und übermorgen leben wollen bzw. überhaupt noch leben können. Fragen, die sich unsere wildlebenden Tiere sicher auch stellen würden und vielleicht schon an uns gestellt hätten, wenn sie mit uns reden könnten. Deshalb liegt es ausschließlich an uns, unsere Welt auch für alle anderen noch bestehenden Arten auf unserem einzigartigen Planeten zu erhalten. Noch haben wir die Chance dazu! Noch haben wir auch alle Möglichkeiten dazu!

Vor dem Hintergrund der bestehenden aktuellen Herausforderung hat sich der NABU ausdrücklich dazu entschlossen das Luchsprojekt „PLAN P wie Pinselohr“ fortzusetzen und noch mehr für den Schutz der natürlichen Lebensräume zu tun. Was für unsere wildlebenden Tiere, wie dem Luchs, überlebenswichtig ist, kann auch für uns von lebenswertem Vorteil sein. Gesunde Wälder zum Beispiel bieten nicht nur Holz, sondern sind zugleich Rückzugsraum für seltene und bedrohte Arten, Wälder aber geben auch sauberes Wasser, gutes Klima und sauber Luft. Nur wenn wir bereit sind, jetzt alles Mögliche für den Schutz unserer Umwelt und Natur zu tun, nur dann werden auch wir Menschen es schaffen, das nächste Jahrhundert einigermaßen unbeschadet zu erreichen. Dessen sollten wir uns gewahr sein, jeden Tag.

Jeder von uns kann etwas tun! Helft mit, jede noch so kleine Spende kann ein Luchskätzchen retten Android Pie; U+1F408; Emoji

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Unsichere Zukunft für Pinselohren !

Luchsverbreitung in Deutschland – Grafik: BMU und BfN, 2020.

Luchse kommen trotz großer Sprungkraft nicht voran – die größte Hoffnung für die Luchse in Deutschland ist aktuell der Harz

Am 6. Februar 2020 hat das Bundesamt für Naturschutz (BfN) die aktuellen Zahlen aus dem bundesweiten Monitoringjahr 2018/19 vorgelegt.  Der nachgewiesene Mindestbestand liegt in zehn Bundesländern bei 137 Luchsen. Erstmals wurde im Monitoringjahr 2018/19 auch ein standorttreues Luchsmännchen im  Thüringer Wald mit Hilfe unseres Luchsprojektes PLAN P nachgewiesen. Leider ist die Anzahl der Luchsweibchen mit Nachwuchs in Deutschland immer noch sehr gering. Zusätzlich sind Luchse durch die Zerschneidung von Lebensräumen sowie durch den Verkehr weiterhin stark gefährdet. Die  BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel sagt sogar: „Der Erhalt der Population kann nicht als gesichert gelten.“

Eine gute Nachricht für den Luchs ist die positive Entwicklung im Harz. Von hier aus wandern die Luchse mittlerweile weit ins Land. Insbesondere die Luchsmännchen sind dabei sehr wanderfreudig. Nachweise einzelner Luchsmännchen gab es so im März 2015 bei Gräfenthal in Süd-Thüringen, im Dezember 2017 bei Seehausen in der Altmark, im März 2018 im Tagebau Welzow-Süd (Lausitz) und auch schon bei Uelzen und bei Amelinghausen in der Lüneburger Heide (2018). Die Nachweise zu den Harzer Luchsen streuen weit ins Land. Allein was fehlt, sind Luchsweibchen. Luchsweibchen wandern nicht gerne und bleiben eigentlich immer in der Nähe ihres Ursprungsgebietes. Somit fällt es wandernden Luchsmännchen sehr schwer, auf dringend notwendige Verpaarungspartner in neu kolonisierten Gebieten zu treffen. Langfristig wird sich aber genau an jener Problematik die erfolgreiche Rückkehr der Luchse nach Deutschland entscheiden. Was es jetzt braucht, sind gefahrlose Wanderwege und Rückzugsräume für Luchse. Deutschland braucht endlich eine ganzheitliche und länderübergreifende Strategie für den Luchs und sein Vorankommen!

Aus Sicht des NABU ist es deshalb dringend notwendig, dass mit Hilfe der Politik Maßnahmen ergriffen werden, um die Lebensraumvernetzung für wildlebende Tierarten zu verbessern. Wenn wir wollen, dass Luchse nicht nur in Nationalparks künstlich am Leben erhalten werden, dann müssen wir jetzt handeln und den Straßenverkehr durch Tempolimits und Querungshilfen weiter entschärfen. Allein im Monitoringzeitraum 2018/19 starben acht Luchse im Straßenverkehr. Das sind acht Luchse zu viel! Wir müssen dringend handeln wenn die schönen Pinselohren wieder natürlicher Bestandteil unserer Wälder werden sollen. Im Rahmen unseres Luchsprojektes „PLAN P wie Pinselohr“ ist es uns ein Hauptanliegen, die isolierten Luchspopulationen im Harz, Pfälzerwald und im Bayerischen Wald auch überThüringen miteinander zu verbinden, damit die schönen Pinselohren wieder eine Chance haben, sich in Deutschland auszubreiten und hier langfristig auch ohne die Unterstützung des Menschen (über)leben können.

Link zur aktuellen Pressemitteilung des BfN

https://www.bfn.de/presse/pressemitteilung.html?no_cache=1

Treffen der LAG Wolf und Luchs, sowie der Luchsfreunde in Jena

Treffen der LAG Wolf & Luchs, sowie der Luchsfreunde in Jena. – Foto: NABU Thüringen.

Ein Treffen für mehr Wissen und Akzeptanz gegenüber unseren Rückkehrern auf dem sicheren Fundament des „Wissens“ in der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek in Jena

Wolf und Luchs kehren allmählich wieder nach Thüringen zurück. Das ist nicht nur ein Erfolg für den Artenschutz, sondern auch ganz konkret der Bemühungen von ehrenamtlich engagierten Naturfreunden, die sich für den Schutz aber auch für die konkrete Wissensvermittlung zu den Heimkehrer einsetzen.

Um die Chancen für eine erfolgreiche Rückkehr der großen Beutegreifer kontinuierlich zu verbessern, dafür kamen auch dieses Jahr, am 20. November 2019, Vertreter der Landesarbeitsgruppe Wolf & Luchs, sowie die Luchsfreunde des NABU Thüringen in Jena zusammen. Wie auch schon im vergangenen Jahr trafen sich die Naturfreunde in Jena, um sich über die Ergebnisse des Monitorings und des Managements zu informieren und über konkrete Ziele und Maßnahmen zur Verbesserung der Akzeptanz gegenüber Wolf und Luchs zu beraten.

Treffen der LAG Wolf & Luchs, sowie der Luchsfreunde in Jena. – Foto: NABU Thüringen.

Die Arbeitsgruppe setzt sich u.a. aus Fachleuten der Veterinärmedizin, des Rechtswesens, der Umweltbildung und der konkreten Naturschutzarbeit und Feldforschung zusammen. Ein starkes Team also, welches zu den besonderen Fragestellungen wie Biologie, Ökologie, Konfliktmanagement und Öffentlichkeitsarbeit explizit Stellung beziehen kann und Lösungen und Antworten auf die Fragen des zukünftigen Zusammenlebens mit den großen Beutegreifern finden soll. Im Fokus der diesjährigen Sitzung standen Konfliktlösungsstrategien im Kontext der Rückkehr von Wolf/Luchs und der gesellschaftlich oft sehr hitzig geführten Wild-Wald-Jagd-Debatte. Wichtige Themen waren so auch die Bedeutung der Afrikanischen Schweinepest, die Verbesserung der Kommunikationsstrukturen zum Thema Herdenschutz und die Intensivierung der Kinder- und Jugendarbeit z.B. in den NAJU-Gruppen, sowie die Erstellung von Infomaterialien u.a. zum Luchs. Eines der Themen, welches die Mitglieder sehr beschäftigte, war die Positionierung zur Bedeutung von stützenden Maßnahmen mit Blick auf Sub- bzw. Trittstein-Populationen des Luchses. Hierzu wurde u. a. auch die aktuelle Studie zur Lebensraumsituation für den Luchs in Thüringen von Sophie Hoffmann (Uni Jena/Uni Potsdam) diskutiert. (Wir berichteten: https://blogs.nabu.de/thueringen/2019/11/der-luchs-hat-eigentlich-gute-bedingungen-in-thueringen)

Die Teilnehmer des diesjährigen Treffens in Jena waren sich darüber einig: Thüringen, das Grüne Herz Deutschlands, hat genügend Platz für Luchs und Wolf!  Ob es den beiden aber gelingt sich hier erfolgreich niederzulassen, liegt letztlich an uns Menschen und unserer Akzeptanz.

Studie: Der Luchs findet grundsätzlich gute Bedingungen in Thüringen!

Potentielle Lebensräume für den Luchs in Thüringen. Je dunkler die Flächen, desto günstiger die Bedingungen für den Luchs. – Foto: Sophie Hoffmann.

Wissenschaftliche Studie (Masterarbeit) bescheinigt dem Luchs grundsätzlich gute Lebensbedingungen im Grünen Herzen Deutschlands

Zu dieser Erkenntnis kommt die aktuelle Masterarbeit von Sophie Hoffmann aus Berlin. Allein der Thüringer Wald bietet, laut der Studie, Platz für bis zu 90 Luchse. Die Fragmentierung der Waldflächen, der Straßenverkehr und die fehlende Akzeptanz wirken sich dagegen nachteilig auf die Ausbreitung und das Vorkommen von Luchsen aus. Die Forschungsarbeit wurde durch die Friedrich-Schiller-Universität Jena, die Universität Potsdam und den NABU Thüringen betreut.

Jena – Wie viele Luchse können in Thüringen leben? Wo im Freistaat finden die Pinselohren gute Lebensbedingungen? Mit diesen Fragen beschäftigte sich Sophie Hoffmann aus Berlin in ihrer Masterarbeit, die sie am Mittwoch den 13. November 2019, im Rahmen des Forschungskolloquiums am Ökologischen Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena, vorgestellt hat. Die Arbeit trägt den Titel „Lebensraumanalyse zur potentiellen Verbreitung des Luchses (Lynx lynx) in Thüringen“ und wurde durch die Friedrich-Schiller-Universität, die Universität Potsdam und durch den NABU Thüringen betreut. Sie zeigt auf, welches Potential Thüringen als Lebensraum bietet und mit welchen Schwierigkeiten die Tiere rechnen müssen.

Laut der Studie finden Luchse im Vergleich zu den bisher etablierten Luchsgebieten, wie dem Harz, dem Bayerischen Wald und dem Pfälzerwald ebenso gute Bedingungen im Thüringer Wald. „Großflächig zusammenhängende Waldgebiete liebt der Luchs. Mit Blick auf die Voraussetzungen in den Mittelgebirgslagen von Thüringen müsste es hier eigentlich schon mehr Luchse geben. Warum dies noch nicht so ist, hängt sehr wahrscheinlich mit der Zergliederung der Waldgebiete und den Störungen durch die menschliche Infrastruktur zusammen“, sagt Sophie Hoffmann. Aus Sicht von Stefan Halle, Professor und Direktor des Ökologischen Instituts der Friedrich-Schiller-Universität Jena muss diesbezüglich noch mehr Forschung betrieben werden. „Wenn wir verlässlichere Aussagen über die Vorkommen von Luchsen in unserer Landschaft machen wollen, brauchen wir noch mehr Daten. An der erfolgreichen Ausbreitung und Etablierung des Luchses in Thüringen hindern die Tiere vor allem der Straßenverkehr, weitläufige Ackerlandschaften und fehlende Luchsweibchen. In der Regel sind es Luchskater, die weite Strecken wandern und neue Gebiete erobern. Luchsweibchen hingegen wandern kaum aus ihren angestammten Gebieten ab.“

Vorstellung der Masterarbeit von Sophie Hoffmann anlässlich des Forschungskolloquiums im Ökologischen Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena (v.l.n.r. Sophie Hoffmann, Stefan Halle, Silvester Tamás). – Foto: Elena Jess.

Thüringen liegt nicht nur zentral in Deutschland, sondern auch mitten im Herzen Europas, zwischen den bedeutenden Luchspopulationen im Harz und im Bayerischen Wald mit den angrenzenden Böhmerwaldgebieten. Auch im Pfälzerwald entwickelt sich aktuell eine neue Luchspopulation im Rahmen des dortigen Wiederansiedlungsprojektes. Die Masterarbeit von Sophie Hoffmann sollte herausfinden, wie viele Luchse in Thüringen potentiell leben können und in welchen Gebieten sie gute Bedingungen vorfinden. Im Thüringer Wald wären das beispielsweise bis zu 90 Luchse. „Schaut man sich die Ergebnisse dieser Studie genauer an, könnten sich in ganz Thüringen sogar mehr als 100 Luchse ansiedeln“, sagt Silvester Tamás, der Projektkoordinator des NABU-Luchsprojektes „PLAN P wie Pinselohr“. „Dem Freistaat kommt deshalb nicht nur eine strategische Rolle als Lebensraum, sondern auch als Vernetzungskorridor zwischen den bislang noch voneinander isolierten Luchspopulationen in Deutschland und Europa zu. Wissenschaftliche Arbeiten, wie die von Sophie Hoffmann sind deshalb so wichtig, denn sie helfen uns zu verstehen, welche Lebensbedingungen Luchse brauchen und wo Schwierigkeiten zu erwarten sind.“

In unserem Luchsprojekt PLAN P wollen wir mit Erkenntnissen, wie jenen aus der vorliegenden Studie, den Fokus auf Schwerpunkte und Problembereiche für die Vernetzung und den Lebensraumschutz weiter schärfen und uns gemeinsam mit den Fachbehörden und politischen Gremien um Lösungen für die erfolgreiche Rückkehr der Pinselohren nach Thüringen bemühen. Hierfür braucht es aber noch mehr Wissen, deshalb haben wir uns in den letzten beiden Jahren unter anderem darum bemüht, gemeinsam mit den zuständigen Fachbehörden, eine umfängliche Gebietskulisse für das sogenannte FFH-Monitoring mit der Zielart Luchs in Thüringen einzurichten. Hierbei soll es zukünftig gelingen, mehr zuverlässige Daten zum Luchs im Freistaat zu sammeln und daraus wiederum abzuleiten, wie es den Luchsen bei uns geht und wo sie unsere ganz konkrete Unterstützung zum Beispiel bei der Einrichtung von Wanderkorridoren und Schutzgebieten oder den Bau von Querungshilfen benötigen.

Link zur Studie:

https://thueringen.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/luchs/index.html

 

Falsches Signal – Naturschutz ist kein Luxus !

Luchsin Tessa, vergiftet mit Carbofuran, 2012, Nationalpark Bayerischer Wald. – Foto: Nationalpark Bayerischer Wald.

Bund der Steuerzahler rügt Ausgaben für Luchsprojekt im Pfälzerwald 

Naturschutz ist kein Luxus! Doch wenn man das aktuelle „Schwarzbuch“ des Steuerzahlerbundes in die Hand nimmt, muss man zu einem anderen Schluss kommen. Demnach seien offenbar vergleichsweise moderate Ausgaben für ein tatsächlich dringend notwendiges Artenschutzprojekt im Pfälzerwald (Rheinland-Pfalz) „Verschwendung“.

Doch was ist geschehen? Der Bund der Steuerzahler hat in seinem jüngsten „Schwarzbuch“ unter anderem Ausgaben für das aktuelle Luchs-Wiederansiedlungsprojekt im Pfälzerwald gerügt. Die Wiederansiedlung der Eurasischen Luchse (Lynx lynx) wird dort mit 50% durch das EU LIFE-Programm gefördert und hat ein Gesamtvolumen von 2,75 Mio. €. Neben der Stiftung und ihren Projektpartnern beteiligen sich das Land Rheinland-Pfalz, die Deutsche Wildtier Stiftung, die Landesverbände von NABU und BUND, die HIT Umweltstiftung sowie weitere Förderer an der Finanzierung des Vorhabens. Die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz unterhält ein Projektbüro in der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF) in Trippstadt. Mithilfe des europäischen Förderprogramms LIFE-Natur führt die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz mit ihren Projektpartnern Landesforsten Rheinland-Pfalz, SYCOPARC in Frankreich sowie dem WWF das Projekt zur Wiederansiedlung der Luchse durch. Das Vorkommen soll zum Schutz und Erhalt einer Art beitragen, die in Europa nur mehr in wenigen Rückzugsgebieten vorkommt und in Zentral- und Westeuropa als gefährdet einzustufen ist. Das Projekt ist im Januar 2015 gestartet und endet im September 2021. Naturschutzexperten der International Union for the Conservation of Nature (IUCN) haben die Konzeption geprüft und sehr positiv bewertet.

Doch was ist das Problem? Die Rückkehr der Luchse nach Deutschland und nach West- und Mitteleuropa ist ein zentrales Anliegen europäischer Bemühungen für den Arten- und Naturschutz. Grundlage hierfür bildet unter anderem die sogenannte FFH-Richtlinie 92/43/EWG (Flora-Fauna-Habitatrichtlinie). Diese besagt – kurz gesprochen -, dass alle EU-Länder alles dafür tun und ausreichend finanzieren müssen, was die Rückkehr und Lebensbedingungen von Luchsen (auch von Wölfen, Braunbären etc.) günstig beeinflusst. Tatsächlich aber galten Luchse bis in die 1970er Jahre in Zentraleuropa als ausgestorben bzw. als ausgerottet. Es gab nur noch wenige Refugien in Europa, wo Luchse noch natürlich vorkamen und noch vorkommen (Skandinavien, Karpaten, Baltikum). Nur in wenigen einzelnen Fällen gelang es Luchse in Mitteleuropa, künstlich durch Menschenhand, anzusiedeln (Harz, Schweiz, Bayern/Tschechien). Von einer stabilen und zusammenhängenden, sich ständig im Austausch befindlichen europäischen Luchspopulation ist man jedoch – auch nach nunmehr fast 50 Jahren Bemühungen für diese Art – immer noch weit entfernt! Um aber eine stabile, regenerationsfähige und genetisch gesunde und dazu eine sich im ständigen Austausch befindliche Luchspopulation in Europa voranzubringen, braucht es zahlreiche kleine Subpopulationen, die sozusagen als „Lebensbrücken“ und „Trittstein-Populationen“ fungieren. Hierbei spielt der Pfälzerwald mit seiner Verbindungsfunktion zwischen den Waldgebieten im Dreiländereck Schweiz-Frankreich-Deutschland eine entscheidende, ja strategisch sogar überlebenswichtige Rolle für den Luchs. Und es scheint bislang zu funktionieren! Denn den bisher angesiedelt Luchsen geht es gut im Pfälzerwald !

Das ist aber nicht überall so! Luchsen fehlt es überregional und international gesehen immer noch an der notwendigen politischen und finanziellen Unterstützung. Luchse spielen als sogenannter Spitzenprädator eine wichtige Rolle im komplexen Ökosystem. Dabei werden Luchse nicht selten als Konkurrenten in der Jagd gesehen und leider auch durch Menschen getötet (mutmaßlich durch Hobby-Jäger). Auch der Straßenverkehr greift limitierend in die Luchspopulation ein. Häufig werden Luchse auf ihren Wanderung überfahren. Es fehlt an ausreichend geeigneten Querungshilfen und Vernetzungsmöglichkeiten, aber auch an Lebensraumschutz. Deshalb sind Trittstein-Projekte, wie jenes im Pfälzerwald, so wichtig und notwendig. Eigentlich braucht es aus wissenschaftlicher Sicht gesehen noch vielmehr an vergleichbaren Projekten.

Der langfristige Erfolg von Luchs-Wiederansiedlungen hängt heutzutage von der Akzeptanz der Luchse in der Gesellschaft ab. Akzeptanz kann sich nur entwickeln bzw. fortbestehen, wenn ausreichend Wissen zur Tierart vorhanden ist und eine Abstimmung mit den beteiligten Interessensgruppen wie Jägern und Weidetierhaltern erfolgt. So ist eine anfängliche große Investition in die breite Öffentlichkeitsarbeit eine mehr als sinnvolle und nachhaltige Vorgehensweise. Die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz steht im regelmäßigen Austausch mit den Interessengruppen, hält Bildungs- und Informationsmaterial vor und engagiert sich bei Veranstaltungen. Dabei wird sie regelmäßig durch Vertreter der Jagd, der Tierhalter und des Naturschutzes begleitet.  Wie gut eine Wiederansiedlung funktionieren kann, beweist aktuell das Projekt im Harz. Hier ist die Luchspopulation seit den ersten Freilassungen 2000 in Ausbreitung begriffen. Darüber hinaus hat der Luchs mittlerweile auch einen spürbaren Effekt für den nachhaltigen Tourismus und damit auch für die Menschen in der Region!

Aus unserer Sicht – und der vieler unserer Kollegen in Deutschland und Europa – liegt der Steuerzahlerbund dieses Mal mit einigen seiner Kritikpunkte meilenweit neben seinen Zielaufgaben. Denn Natur- und Artenschutz sind keine Billigkeitsleistungen des Staates, sondern verpflichtender Bestandteil der solide zu finanzierenden Staatsaufgaben (Etat). Man kann es nur als einen schlechten Witz verstehen, wenn der Bund der Steuerzahler meint, dass hier das Geld „verschwendet“ worden sei, zumal der Staat tatsächlich Milliarden Euro an Steuergeldern in marode Infrastrukturprojekte, in die gescheiterten Maut-Bemühungen und in eine naturfeindliche, die Artenvielfalt zerstörende Landwirtschaft versenkt.

Von uns gibt es für den Steuerzahlerbund ein ganz klares „Daumen runter der Woche“ dafür!

Mehr zum Luchsprojekt im Pfälzerwald https://snu.rlp.de/de/projekte/luchs/

„PLAN P wie Pinselohr“ geht auf Sendung !

Silvester Tamás zu Gast bei Radio LOTTE Weimar. – Foto: NABU Thüringen.

„PLAN P wie Pinselohr“ zu Gast bei Radio LOTTE Weimar und im Naturpark Thüringer Wald 

Wir sind ständig für Pinselohr auf Achse, um unseren Luchsen in Thüringen noch mehr auf die Sprünge zu helfen. Am 23.10. waren wir zu Gast bei Radio LOTTE Weimar. Im Interview mit Svea Geske konnten wir – kurz vor den Thüringer Landtagswahlen – ausführlich über unser Projekt PLAN P und unser Engagement für die Luchse in Thüringen und Deutschland berichten. Insbesondere so kurz vor den Wahlen haben wir im Gespräch mit Radio LOTTE darlegen können, wie wichtig es ist, sich besonders auf der politischen Bühne, für mehr Waldnaturschutz und Lebensraumvernetzung in unserem GRÜNEN HERZEN einzusetzen. Denn Luchse brauchen die Wälder in Thüringen! Thüringen liegt mitten in Deutschland aber auch zentral in Europa. Damit sich Luchse erfolgreich ausbreiten können, muss Thüringen mehr für den Schutz der Pinselohren und seiner Waldlebensräume tun. Luchse gehören auch nicht mehr ins Jagdrecht, auch nicht die Wildkatze. Trotzdem sind beide streng geschützten Tierarten – wie viele andere auch – noch im Katalog der jagdbaren Arten enthalten. Wir setzen uns dafür ein, dass Luchs, Wildkatze & Co. zukünftig aus dem Jagdrecht herausgenommen werden und nur noch dem Naturschutzrecht unterliegen.

Der Interview-Beitrag mit uns wird bei Radio LOTTE Weimar in den nächsten Tagen zum „Sonntags-Sektfrühstück“ zu hören sein. Haltet die Augen und Ohren offen 😉

Silvester Tamás vor Ort im Thüringer Wald. – Foto: NABU Thüringen.

Am 24.10. waren wir dann zu Gast im Naturpark Thüringer Wald, auf der idyllischen Friedrichshöhe bei Siegmundsburg. Wir trafen uns dort mit engagierten Kollegen, die sich aktiv in der – durch das GRÜNE Umweltministerium eingerichteten – Natura 2000-Station für Natur- und Artenschutz einsetzen. Im fachlichen Austausch über Luchs und Wolf haben wir uns über eine zukünftige Zusammenarbeit zu den „Heimkehrern“ beraten. Wir werden schon bald die ersten Informationsveranstaltungen und Exkursionen zu Luchs, Wolf und Wildkatze in der Region anbieten. Unser Ziel ist es, die Akzeptanz insbesondere unter den Jägern und Landnutzern zu erhöhen. Gleichzeitig wollen wir aber auch die interessierten Menschen vor Ort für die Bereicherung unserer Natur durch die Rückkehr von Wolf und Luchs begeistern. Denn wir sind davon überzeugt, dass uns ein gemeinsames Zusammenleben mit der Natur zukünftig noch besser gelingt, wenn die Menschen wissen, welche Bedürfnisse unsere Heimkehrer haben.

PLAN P vor Ort im Thüringer Wald. Hier oben in den Wäldern auf der Friedrichshöhe schaut auch der Luchs immer öfter vorbei. – Foto: Silvester Tamás.

 

Der Luchs braucht ungestörte NaturWälder!

Experten diskutieren über den Wald. Exkursion im Rahmen der Abschlussveranstaltung SpeicherWald in den Nationalpark Hainich (Thüringen). – Foto: Silvester Tamás.

Natürlich Naturwald! – Projekt SpeicherWald – eine Initiative des NABU und des Klima-Bündnis für ein Umdenken im Umgang mit unseren Wäldern

Wald ist nicht nur Holz, sondern auch frische Luft, gutes Klima und sauberes Wasser. Wald ist auch Erholungsort für Menschen und Lebensraum für seltene und bedrohte Arten. Mit dem SpeicherWald-Projekt wollen die Projektpartner Klima-Bündnis und NABU die Bedeutung unbewirtschafteter Wälder für den regionalen Klimaschutz stärker ins Bewusstsein der deutschen Öffentlichkeit rücken. Außerdem soll ein grundlegendes Wissen über den Zusammenhang zwischen dem Ökosystem Wald und dem Klimawandel vermittelt werden.

Aus diesem Anlass waren auch wir vom Luchsprojekt „PLAN P wie Pinselohr“ am 17. und 18. September 2019 in Erfurt und im Nationalpark Hainich um den erfolgreichen Projektabschluss zu begehen und uns mit den Projektpartnern und Gästen auszustauschen. Denn auch der Luchs braucht ungestörte Rückzugsräume, um zum Beispiel seinen Nachwuchs erfolgreich aufziehen zu können. Dort wo der Luchs leben kann, geht es häufig auch anderen Wildtieren gut. Besonders erfolgreich leben Luchse in den Nationalparkgebieten des Pfälzerwaldes, des Bayerischen Waldes und des Harzes. Auch im UNESCO-Biosphärenreservat Hainich und Thüringer Wald wurde der Luchs schon mehrfach nachgewiesen. Gerade die relative Ruhe und Unberührtheit der großen Waldschutzgebiete scheinen den Luchsen gut zu tun. Darüber hinaus unterliegen die Nationalparkreservate besonderer staatlicher Aufsicht, so dass sich die Luchse hier in der Regel auch sicher fühlen können vor illegaler Verfolgung. Ungestörte Wälder sind insbesondere für die scheuen Luchse von essentieller Bedeutung. Sollen Luchse erfolgreich nach Thüringen zurückkehren, dann brauchen sie auch im Grünen Herzen Deutschlands unbedingt mehr Schutz und ungestörte Rückzugsräume. Dafür setzen wir uns ein!

Mehr zum Projekt SpeicherWald: https://www.speicherwald.de

Abschlussveranstaltung des Projektes SpeicherWald in Erfurt. – Foto: Silvester Tamás.

NABU-Präsident, Olaf Tschimpke, referiert über Erfolge für den Naturschutz und die Notwendigkeit von mehr politischem Willen. Abschlussveranstaltung des Projektes SpeicherWald in Erfurt. – Foto: Silvester Tamás.

Staatssekretär des Thüringer Umweltministeriums, Olaf Möller, referiert zur Bedeutung des Waldes und über Erreichtes und kommende Herausforderungen. Abschlussveranstaltung des Projektes SpeicherWald in Erfurt. – Foto: Silvester Tamás.

Dr. Christiane Schell, Bundesamt für Naturschutz, erklärt die unterschiedlichen Aspekte der gesellschaftlichen Naturwahrnehmung. Abschlussveranstaltung des Projektes SpeicherWald in Erfurt. – Foto: Silvester Tamás.

Manfred Grossmann, Leiter des Nationalparks Hainich, führt die Exkursion zur Abschlussveranstaltung des Projektes SpeicherWald in den Hainich. – Foto: Silvester Tamás.

Exkursion zur Abschlussveranstaltung des Projektes SpeicherWald in den Hainich. – Foto: Silvester Tamás.

Exkursion zur Abschlussveranstaltung des Projektes SpeicherWald in den Hainich. – Foto: Silvester Tamás.

Manfred Grossmann, Leiter des Nationalparks Hainich, erklärt die Wirkung des Klimawandels auf den Hainich und die Bedeutung von Wissenschaft und Forschung für die Zukunft. – Foto: Silvester Tamás.

Im Hainich darf der Wald seinen Weg gehen. Er darf hier ungestört aufkeimen, wachsen, sterben und vergehen. Der Mensch ist hier nur Gast. Exkursion zur Abschlussveranstaltung des Projektes SpeicherWald in den Hainich. – Foto: Silvester Tamás.

Im Hainich darf der Wald seinen Weg gehen. Er darf hier ungestört aufkeimen, wachsen, sterben und vergehen. Der Mensch ist hier nur Gast. Exkursion zur Abschlussveranstaltung des Projektes SpeicherWald in den Hainich. – Foto: Silvester Tamás.

Im Hainich darf der Wald seinen Weg gehen. Experten und Gäste diskutieren. Exkursion zur Abschlussveranstaltung des Projektes SpeicherWald in den Hainich. – Foto: Silvester Tamás.

Im Hainich darf der Wald seinen Weg gehen. Er darf hier ungestört aufkeimen, wachsen, sterben und vergehen. Der Mensch ist hier nur Gast. Exkursion zur Abschlussveranstaltung des Projektes SpeicherWald in den Hainich. – Foto: Silvester Tamás.

Im Hainich darf der Wald seinen Weg gehen. Er darf hier ungestört aufkeimen, wachsen, sterben und vergehen. Der Mensch ist hier nur Gast. Exkursion zur Abschlussveranstaltung des Projektes SpeicherWald in den Hainich. – Foto: Silvester Tamás.

 

Luchstötungen – erster Fall vor Gericht!

Luchsin Tessa, vergiftet mit Carbofuran, 2012, Nationalpark Bayerischer Wald. – Foto: Nationalpark Bayerischer Wald.

Die illegale Verfolgung und Tötung von streng geschützten Arten hat in Deutschland ungeahnte Ausmaße angenommen – erstmals sollte sich nun ein Jäger wegen der illegalen Nachstellung und Tötung von Luchsen im Bayerischen Wald vor einem deutschen Gericht verantworten

Am 12.09.2019 war es soweit. Erstmals musste sich ein Jäger in Deutschland vor einem deutschen Gericht (Cham, Bayern) verantworten, weil er vorgegeben hatte, dass er freilebende Luchse im Bayerischen Wald mit einer illegalen Falle gefangen und anschließend getötet haben will.  Die Sache kam ans Tageslicht, weil ein verdeckter Personenkreis und andere Jäger ihm auf die Schliche gekommen waren und seine Aussagen diesbezüglich sogar noch in direkten Gesprächen am vermeintlichen Tatort mit einer verdeckten Kamera aufgenommen hatten. Allein schon diese Tatsache belegt, mit welch hoher krimineller Energie hier offenbar  Jäger völlig unbehelligt in deutschen Wäldern mit Waffe und Jagdschein unterwegs sein können und die Jagd ausüben dürfen, ganz nach dem Motto: ich schieß‘ mir die Welt zurecht, wie sie mir gefällt. Aber das ist kein Einzelfall, weit gefehlt. Immer wieder werden auch andere streng geschützte und bedrohte Arten wie Wölfe oder Greifvögel in Deutschland aufgefunden, die mittels jagdlicher Munition oder extrem wirksamen Giften (z.B. Carbofuran) absichtlich getötet worden sind. Nicht selten führt auch hier die Spur immer wieder zu Jägern, die die Jagd überwiegend in ihrer Freizeit ausüben und Beutegreifer, wie Wolf, Luchs und Habicht als jagdliche Konkurrenten sehen. Nicht immer jedoch gelingt eine Überführung der Täter, weil der Fundort häufig nicht mit dem Tatort übereinstimmt. Absichtlich „nur“ angeschossene Wölfe (zum Beispiel durch Bauchschuss) können sich unter elendigen Qualen noch Kilometer weit vom Beschussort wegschleppen und sterben fern des eigentlichen Tatorts. Anderseits wurden vorsätzlich getötete Wölfe, denen noch nach dem Tötungsdelikt der Kopf abgetrennt wurde, vom Tatort wegtransportiert, um sie als gut sichtbares Zeichen der Ablehnung unter einem Naturschutzschild abzulegen (Lieberose, Brandenburg 2015). Gut 50 Wölfe wurden in den Jahren 1991 bis heute illegal in Deutschland getötet (DBBW). Wenn man bedenkt, dass dies nur eine sehr kleine Spitze eines noch viel größeren „Eisberges“ sein dürfte, gibt der Zustand der deutschen Jagd ein erschreckendes Bild wieder. Auch im Bayerischen Wald wurde eine tragende Luchsin mit Schrot abgeschossen (2013) und eine weitere Luchsin mit dem hierzulande verbotenen Gift „Carbofuran“ vergiftet (Luchsin Tessa, 2012). In einem Fall wurde den getöteten Luchsen die Gliedmaßen abgetrennt und diese gut sichtbar, gewissermaßen als deutliches Zeichen der Ablehnung, vor eine Kamerafalle des Luchsprojektes im Bayerischen Wald drapiert (Luchs Leo und Leonie, 2015). Solche und andere vergleichbare Fälle zeigen, dass es in Sachen Jagd und Ermittlungsarbeit ein Umdenken braucht. Die Jagd in Deutschland muss besser kontrolliert und im Fall von Verstößen deutlich restriktiver sanktioniert werden. Es kann nicht angehen, dass internationale Bemühungen für den Artenschutz auf nationaler Ebene durch hochgradig kriminelle Energien unter wenigen Jägern mit Füßen getreten und zu Nichte gemacht werden. Insofern ist das Urteil von Cham ein gutes Signal! Am Amtsgericht erwartete den 53-jährigen Jäger aus Lohberg der Prozess. Dieser wurde von der Regensburger Staatsanwaltschaft wegen Besitz zweier illegaler Waffen und dem vorsätzlichen Nachstellen von Luchsen sowie der Tötung von Luchsen angeklagt und durch das Gericht für schuldig befunden. Der Angeklagte wurde zu einer Geldstrafe in Höhe von 3000,- € und zur Zahlung der erheblichen Gerichtskosten verurteilt. Er gilt damit als einschlägig vorbestraft. Zudem muss er seine Waffen, die Waffenbesitzkarte und seinen Jagdschein abgeben.

Kommentar: Silvester Tamás (Autor Luchs-BLOG, NABU Thüringen)