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Robert am Nil

Dort wo Robert derzeit sein Winterquartier aufgeschlagen hat, ist eigentlich noch Wüste. Nur Sand und Steine und vielleicht mal ein vertrockneter Busch. Eigentlich kein Platz für Störche zum Überwintern. Wäre nicht da der Nil. Mit seinem Wasser werden zahlreiche ausgedehnte Felder bewässert, die oft mehrere Kilometer vom Fluss entfernt liegen. Robert befindet sich nun schon fast seit einer Woche in einem Bewässerungsgebiet, das südlich des Nilbogens bei Al Dabbah liegt. Dieses Bewässerungsgebiet ist gut 3 x 20 Kilometer groß. Robert nutzt dabei ein Gebiet von ca. 3 x 3 Kilometer Größe.

 

Robert zieht in den Sudan

Nun hält es Robert doch nicht mehr am Assuan Stausee. Er ist am Freitag (5. Okt. ) in den Sudan weitergezogen. Dabei ist er immer den Nil entlang geflogen und landete am Abend nach rund 350 Kilometern nördlich der Stadt Dongola. Dort verbrachte er die Nacht auf dem Mast einer Hochspannungsleitung mitten in der Wüste, westlich des Nil. Der Schatten des Mastes ist gut auf dem Satellitenbild zu erkennen. Am nächsten Morgen ging es gleich weiter in Richtung Süden bis er nach gut 150 Kilometern am Nilbogen von Al Dabbah in einem Bewässerungsgebiet landete.

Im Satellitenfoto sind die kreisrunden Bewässungsfelder gut auszumachen. Auch diesmal kann ich seinen Schlafplatz gut erkennen. Er verbrachte die Nacht auf dem Arm der Bewässungsanlage. Sie dreht sich im Kreis, um das Feld zu bewässern. Deshalb entstehen die kreisrunden grünen Felder in der Wüste. Alle 5 Minuten zeichnet sein Sender eine GPS Ortung auf und so drehte Robert in der Nacht von Samstag auf Sonntag mal eine Runde.

Robert auf den Bewässerungsfeldern westlich des Nil am 6. und 7. Oktober (Kartengrundlage: Google Earth).

Robert ist wieder aufgetaucht.

Seit dem 19. Sept. gab es keine Ortungen von Robert. Meine Vermutung: er müsse sich schon in seinem Winterquartier im Tschad oder Sudan aufhalten – allerdings ohne Mobilfunknetz. Jetzt wissen wir, wo er sich die letzten zwei Wochen wirklich aufgehalten hat, denn seit Mittwoch (3. Okt.) gibt es wieder neue Ortungen von Robert. Und es sind einige Überraschungen zu berichten! Er befindet sich immer noch in Ägypten. Am 19. September war er vom Nil aus noch mehr als 170 Kilometer nach Süden Richtung Assuan Stausee gezogen. Er verbrachte die folgende Nacht mitten in der Wüste.

Am nächsten Tag beendete er seinen Flug aber bereits nach 80 Kilometern, um am  Ufer des großen Stausees wieder Rast zu machen. Diesmal sollte die Pause allerdings 11 Tage lang dauern. Warum legte er gerade dort eine längere Pause ein? Und wie konnte er dort überhaupt überleben?  In das Satellitenbild hineingezoomt offenbart sich eine plausible Erklärung für sein Verhalten (Foto). Hier, direkt am Ufer des Assuan Stausees, befindet sich ein Bewässerungsgebiet mit ausgedehnten grünen Feldern in der umgebenden Wüstenlandschaft. Futter und Wasser im Überfluss für Robert. Am Montag (1. Okt.) ist Robert noch ein Stück am Assuan Stausee entlang gezogen und hielt sich bis Mittwoch (3. Okt.) direkt am Seeufer auf. Auch hier gibt es Vegetation, auch wenn Felder nicht zu erkennen sind. Aktuell befindet Robert sich am Auslauf für einen Bewässerungskanal, der das Toshka-Bewässerungsprojekt mitten in der Wüste mit Wasser versorgt. Das liegt immer noch gut 40 Kilometer nördlich von Abu Simbel entfernt.

Ich frage mich: wird Robert überhaupt noch weiter nach Süden ziehen oder den Rest des Winters hier am Assuan-Stausee bleiben?

Aufenthaltsorte von Robert am Assuan Stausee zwischen dem 20. September und dem 1. Oktober (Kartengrundlage: Google Earth).

Keine Meldungen von Robert

Von Robert haben wir, seit er den Nil verlassen hat, keinerlei Informationen mehr bekommen. Wahrscheinlich hält er sich in einer dünn besiedelten Gegend auf, und hat kein Mobilfunknetz. So bleibt uns nichts anderes übrig als abzuwarten.

Robert hat Afrika erreicht

Robert hatte es dann doch nicht mehr lange auf dem Sinai gehalten. Er war am Dienstag (18. Sept.) über den Golf von Suez geflogen. Am nächsten Tag gab es dann einige Ortungen in der Nähe des Nil unweit von Esna. Seitdem haben wir keine neuen Informationen von ihm.

Rätsel um Robert

Das Zugverhalten von Robert gab mir einige Rätsel auf. Eigentlich ist es ungewöhnlich, dass Weißstörche bis zur Südspitze des Sinai fliegen. Einige Kollegen sind sogar der Auffassung, dass vor allem geschwächte Vögel bis Sharm el Sheik ziehen, weil sie  für die Überquerung des Golf von Suez zu schwach sind. Sie halten sich dann an den Klärteichen der Tourismushochburg auf. Viele Weißstörche verenden dort im Schlamm, so dass der Ort unter Storchenschützern schon traurige Berühmheit erlangt hat.

Auch Robert hält sich seit einigen Tagen dort auf, allerdings ohne dass er in Gefahr geraten ist. Außerdem gibt es gut 14 Kilometer weiter nördlich von Sharm el Sheik eine offene Mülldeponie, die von Robert auch aufgesucht wird. Die Nacht verbringt er auf den umgebenden Felskuppen.

Dann fiel mir ein, dass sich Robert auch während des Herbstzuges im vergangenen Jahr ungewöhnlich verhalten hatte. So holte ich mir die Ortungen von 2017 aus der Datenbank. Und richtig Robert nahm im vergangenen Jahr die gleiche Route und machte zwei Tage lang bei Sharm el Sheik Pause. Dies scheint also der normale Zugweg von Robert zu sein. Mal sehen wann er zum Weiterflug startet.

Was ist mit Robert los?

Die Zugroute von Robert gibt mir einige Rätsel auf. Er erreichte am Samstag (8. Sept.) das Tote Meer. Er zog aber nicht weiter Richtung Süden, sondern bog am nächsten Tag nach Westen ab, um bei Beer Scheva einen Tag lang am Rande der Negev Pause zu machen. Am Dienstag (11. Sept.) ging es weiter über den Sinai direkt zum Golf von Suez, den er relativ weit nördlich bei Ras Matarma erreichte. Er folgte der Küste Richtung Süden und rastete am Abend an dem Ort, an dem die meisten Störche den Golf von Suez überqueren, um nach Afrika zu gelangen. Doch gestern machte Robert genau das nicht. Er flog dagegen einfach die Küstenlinie weiter, bis es an der Spitze der Sinai Halbinsel bei Ras Mohamed nicht mehr weiter ging. Um die Mittagszeit startete er einen Versuch nach Afrika zu gelangen, kehrte aber nach wenigen Kilometer um. Ich bin gespannt wie es weiter geht.

Robert über dem Golf von Iskenderun

Es gibt zwei Arten, wie unsere Weißstörche den Golf von Iskenderun hinter sich lassen. Lilly beispielweise umflog die breite Bucht im Süden der Türkei, während Robert am Donnerstagmorgen (6. Sept.) die fast 40 Kilometer breite Bucht auf direktem Wege überquerte. Robert war dazu gut 40 Minuten unterwegs. Lilly dagegen brauchte mit 1 Stunde und 35 Minuten deutlich länger. Dabei dürfte sie ihre Strecke vorwiegend segelnd zurückgelegt haben, während Robert aktiv fliegen musste.

Robert in Anatolien

Auch wenn es Robert in den letzten Tagen ein wenig ruhiger angegangen ist, hatte er am Montag (3. Sept.) den Bospurus überquert und am Abend das anatolische Hinterland erreicht. Er nahm zunächst eine Route entlang der Küste des Marmarameeres. Auf der Höhe des Flughafens von Istanbul verließ er die Küste und flog etwa 25 Kilometer über das Wasser. In Kleinasien angekommen überquerte er den Golf von Izmit und den Izmit See. Nach insgesamt gut 270 Tageskilometern machte Robert unweit der Großstadt Eskişehir Rast. Am nächsten Morgen ging seine Reise zügig weiter Richtung Südosten.

Robert macht eine Pause

Im Gegensatz zu seiner Partnerin hat es Robert offenbar nicht ganz so eilig. Die Nacht auf Freitag (31. Aug.) befand er sich schon in Bulgarien, unweit der Hafenstadt Warna. Am nächsten Tag ging es Richtung Türkei. Er landete nachmittags auf den Feldern nahe der Kleinstadt Buyukkaristiren. Am nächsten Tag (1. Sept.) flog Robert jedoch nur 25 Kilometer nach Süden und machte wieder eine Pause. Wann geht es für ihn weiter?

Gegen Abend landen die Störche auf einem Acker. Am nächsten Morgen werden sie den Bosporus überqueren (Foto: Emine Nurhan Tekin).