Michael Beiträge

Das lange Leben von Michael

Michael war neben Gustav unser „dienstältester“ Senderstorch. Er wurde am 7. Juli 2010 im Beisein von TV-Moderator und Weißstorchpate in Bargen besendert. Er trug immer den gleichen Sender – insgesamt 3.459 Tage lang, also fast 9,5 Jahre – bis er am 6. Dezember 2019 im nördlichen Teil des Tschadsees starb. In dieser Zeit konnten wir ihn 35.159 mal mit Hilfe des Senders orten und viele interessante Informationen aus seinem Leben sammeln.

Seit 2010 brütete Michael jedes Jahr in Bargen und zog mit seinen fünf verschiedenen Partnerinnen insgesamt 22 Junge auf. Zwei seiner Partnerinnen erhielten ebenfalls einen Sender. Ronja,  von 2013 bis 2017 seine Partnerin, war im Gegensatz zu Michael eine Westzieherin und überwinterte jedes Jahr bei Madrid.

Michael hat während wir ihn beobachtet haben insgesamt 244.562 Kilometer zurückgelegt. Er hat also mehr als sechs mal die Erde umrundet. Mehr als 225.000 Kilometer flog er während des Zuges ins Winterquartier und in den Rastgebieten herum. Michael zog in jeden September in den Tschad, um dort den Winter zu verbringen. Ab November eines jeden Jahres flog er in das nördliche Becken des Tschadsees und suchte im Grenzgebiet zwischen Tschad, Nigeria und Niger nach Futter. Er war nicht nur seinem Nest treu, sondern auch seinem Winterquartier. Michael flog im Winter 2013/14 insgesamt 26.231 Kilometer weit. Im Winter 2016/17 waren es dagegen nur 20.540 Kilometer.

Die Senderstörche um den Jahreswechsel

Bis zum Jahresende ist bei unseren Senderstörchen einiges passiert. Von Arthur und Robert haben wir bis jetzt keine Informationen, was uns aber nicht beunruhigen soll. Roberts Sender hat ohnehin immer weniger Daten geliefert und dürfte nur noch unter optimalen Bedingenungen senden. Und Arthur befindet sich wahrscheinlich im nördlichen Tschadseebecken, wo es kein Mobilfunknetz gibt.

Es gibt jedoch eine traurige Nachricht zu vermelden. Von Michael haben wir seit dem 6. Dezember keine Informationen mehr und die letzten Positionsdaten belegen, das er wohl tot ist. Die letzten Ortungen kamen aus dem nördlichen Tschadseebecken, wo er alljährlich einen großen Teil des Winters verbrachte. Der letzte Ort ist ein Gebüsch in der Nähe eine kleinen Siedlung. Über die Ursachen können wir nur spekulieren. Er war neben Gustav unser „dienstältester“ Senderstorch, der uns seit mehr als neun Jahren viele interessante Daten lieferte. Wie alt er tatsächlich war, wissen wir allerdings nicht, der er wurde nicht als Nestling beringt.

Gustav hatte Mitte Dezember die Region um Wad Madani wieder verlassen und ist wieder westlich des Weißen Nil geflogen. Es ist die Region um die Stadt Umm Ruwaba. Die Stadt liegt an einem periodisch Wasser führenden Flusslauf mit Namen Khawar Abu Habi, der zum Weißen Nil hin entwässert. Im Satellitenbild ist der Flusslauf grün und scharf von der nördlich liegenden Savanne abgegrenzt. Das Satellitenbild zeigt Felder und einige kleine Gewässer. An diesen Gewässern hat Gustav sich gern während der Nacht aufgehalten. Im seichten Wasser ist er vor Feinden sicher. Diese Region ist seit vielen Jahren im Dezember und Januar das traditonelle Überwinterungsgebiet von Gustav.

Leo hat sich seit Anfang Dezember westlich des Lac Fitri aufgehalten. Die flache Savannenlandschaft ist von vielen trockenen Flussläufen durchzogen. Hier und da finden sich seichte Wasserstellen.

Elfi befindet sich weiterhin in der Region Dafur im Sudan. Zunächst hielt sie sich in der Gegend um Nyala auf. Hier suchte sie ihre Nahrung vor wiegend auf den vielen Ackerflächen der Region. Aber auch hier finden sich flache Gewässer, die von Elfi aufgesucht wurden, um die Nacht im flachen Wasser zu verbringen oder einfach zu trinken. Am 21. Dezember ist Elfi gut 120 Kilometer nach Südwesten geflogen und hält sich seitdem in der mit Bäumen bestandenen Savanne der Region auf.

Hans Albert verbringt  im Gegensatz zu den ostziehenden Störchen in Afrika ohne große Wanderungen bei Madrid den Winter. Zwei große Aktivitätszentren sind zu erkennen. Zum einen natürlich die Mülldeponie,  auf der er seine Nahrung finden und zum anderen die Kiesteiche von El Porcall, in deren flachen Wasser er die Nächte verbringt. Ab und dann sucht er die Wiesen am Fluss Manzanares oder die kreisrunden Bewässerungsfelder südöstlich von Rivas-Vaciamadrid auf.

Michael wieder zurück an den Tschadsee

Michael hielt es nur gut zwei Wochen in der Savanne südöstlich des Tschadsees aus. Am 11. November ist er wieder Richtung Norden gezogen. Seitdem hält er sich in einem gut 400 Quadratkilometer großen Gebiet im nördlichen Becken des Tschadsees östlich der Grenze zum Niger auf. Dies ist seit vielen Jahren sein angestammtes Überwinterungsgebiet. Hier dürfte sich auch Arthur aufhalten, von dem wir derzeit keine Informationen haben.

Arthur und Michael auf dem Weg zum Tschadsee

Arthur und Michael haben sich zeitgleich am Freitag (25. Okt.) auf den Weg nach Westen gemacht. Ihr Ziel ist, wie in jedem Winter, der Norden des Tschadsees.  Arthur war zuvor noch mehr als 75 Kilometer nach Norden gezogen, um dort am Rande der Sahara zwei Tage lang zu rasten. Eine recht unwirtliche Gegend, denn das Satellitenbild zeigt vorwiegend Sand und nur wenige Bäume oder Büsche. Aber der Regen hat in diesem Jahr dort wohl viel Gras wachsen lassen. Michaels Route verläuft etwas weiter südlich.

Michael in der Savanne

Michael befindet sich noch etwa 150 Kilometer östlich des Lac Fitri in der Nähe der Straße die von Abéché nach Westen bis in die Hauptstadt N’Djamena führt. Das Satellitenbild zeigt auch hier eine ebene Savannenlandschaft mit nur wenigen Bäumen. Es sind allerdings auch unregelmäßige Pfade zu erkennen, die vermutlich von umherwandernden Weidetieren stammen.

Keine Neuigkeiten aus dem Sahel

Arthur, Michael, Gustav und Leo befinden sich immer noch im Gebiet zwischen Abéché und dem Lac Fitri. Neuere Informationen haben wir allerdings nur von Gustav und Michael. Arthur und Leo haben kein Netz, so dass es keine Informationen von ihnen gibt.

Storchenkonzentration

Vier unserer Senderstörche, Michael, Gustav, Leo und Arthur halten sich derzeit in einem ca 200 x 200 Kilometer großen Areal westlich der Provinzhauptstadt Abéché auf. Über 200 Kilometer weiter östlich an der Grenze zum Sudan befindet sich Elfi. Insgesamt rasten unsere Senderstörche weiter nördlich als zur gleichen Zeit in den Vorjahren. Ich habe nach möglichen Ursachen für dieses Verhalten recherchiert und bin auf der Website der Welternährungsorganisation FAO fündig geworden. Danach ist die Regenfront der diesjährigen Regenzeit weiter nach Norden vorangekommen als üblich. Das bedeutet, dass mehr Regen gefallen ist. In der Folge davon haben sich verstärkt Heuschrecken entwickeln können ohne, dass es bis jetzt zu einer Invasion gekommen ist. Aber offensichtlich nutzen unsere Störche dieses Angebot. Wahrscheinlich nicht nur sie – tausende anderer Störche ebenfalls.

Auch Michael hat die Sahelzone erreicht

Michael überflog den Golf von Suez am 13. September auf der „klassischen Route“ zwischen El Tor und dem Gabal et Zayt, die gut 40 Kilometer weit ist. Nachdem er die Wüste in zwei Tagen hinter sich gelassen hatte, erreichte Michael am 19. September den Tschad und befindet sich derzeit etwa 120 Kilometer nördlich der Provinzhauptstadt Abeche.

Michael überquert die Wüste

Seit meinem letzten Beitrag ist Michael ein großes Stück vorangekommen. Für die Türkei brauchte er gut dreieinhalb Tage. Syrien erreichte er am Mittwoch (11. Sept.). Danach durchquerte er  Syrien und Israel ohne eine längere Rast einzulegen. Nachdem er dann am Freitagnachmittag (13. Sept.) den Golf von Suez überflogen hatte, übernachtete er direkt am Strand. Dann ging es in Richtung Nil. Die Nacht von Samstag auf Sonntag schlief er wieder in der Wüste gut 15 Kilometer vom Nil entfernt. Das ist typisch für die ziehenden Störche. Sie fressen jetzt kaum noch etwas. Erst nachdem sie die Wüste überquert haben nehmen sie wieder in der Sahelzone Futter zu sich. Heute Morgen (16. Sept.) kommen seine Ortungen aus der Sahara südöstlich des Assuan Stausees.

Michael nimmt Kurs auf den Bosporus

Michael hat nach drei Tagen am Freitag (6. Sept.) das Schwarze Meer in Höhe von Warna erreicht. Dabei umflog er die Karpaten im Osten. Nun nimmt Michael Kurs auf den Bosporus und verlässt damit Europa.