Schon gestartet

Ole Einar/Przygódka ist schon am 7. August zum Herbstzug gestartet. So richtig eilig muss sie es allerdings noch nicht haben, so dass sie von Zeit zu Zeit mal einen Tag Pause einlegen kann. Am 9. August rastete sie am Oberlauf der Warthe gut 50 Kilometer westlich von Łódź. Seit Samstag (12. August) befindet sie sich ganz im Südosten Polens in der Grenzregion zwischen Polen, der Ukraine und der Slowakei. Sie versuchte offenbar die Karpaten zu überqueren – bisher erfolglos.

Die Brutsaison unserer Senderstörche

In einigen Tagen starten unsere Senderstörche in ihre Winterquartieren. Ole Einar/Przygódka ist sogar schon unterwegs – aber dazu später mehr. So kann Bilanz gezogen werden – wie war der die Brutsaison der Senderstörche?

In Norderbrarup im nördlichen Schleswig-Holstein hat Else mit ihrem neuen Partner drei Junge aufgezogen. Max, ihr Ex-Partner vom Vorjahr hat nicht mehr gebrütet. Er ist in der Gegend herumvagabundiert und hat mal an unterschiedlichen Orten geschlafen.

Bei Eva in Tielen an der Eider sind zwei Junge groß geworden. In Hollingstedt auf dem gegenüberliegenden Flussufer der Eider hat Pauli ein Junges aufgezogen. Fritzi hat nicht gebrütet. Aber das ist nicht verwunderlich, denn sie mit zwei Jahren ist noch zu jung. Sie hat sich den Sommer über in der Umgebung von Erfde aufgehalten.

 

Ein Besuch bei Sonja

Sonja brütet in Gozdowice (Polen) an der Oder. Schon vom deutschen Ufer der Oder in Güstebieser Loose kann man das Nest von ausmachen. Drei Junge, die ihre Flugübungen machen, sind zu erkennen. Auf den Wiesen von Güstebieser Loose suchen zwei Altstörche nach Nahrung. Wahrscheinlich ist Sonja dabei. Jede volle Stunde lässt sich Gozdowice mit der Fähre erreichen. Sonjas Nest befindet sich auf einem Mast von einer elektrischen Versorgungsleitung. Das Nest liegt am Hang zur Oder. So können die Störche die Flussaue gut überblicken und auf die nahrungsreichen Wiesen mit einigen Flügelschlägen fliegen.

Das Nest von Senderstörchin Sonja in Gozdowice (PL).

Tini ist verunglückt

Es hat leider ein Unflück gegeben. Am 28. Juli wurde Tini mit einem offenen Beinbruch tot aufgefunden. Sie muss an einem Drahtzaun oder an einer Stromleitung verunglückt sein. Leider sind Unfälle an Drähten in unserer Kulturlandschaft keine Seltenheit.

Der einzige Lichtblick ist, dass dieses Unglück am Ende der Brutzeit passiert ist. Tini hatte in diesem Jahr mit ihrem Partner drei Junge aufgezogen, die zum Unfallzeitpunkt schon flügge waren.

Nachwuchs für unsere Senderstörche

Die diesjährige Brutsaison ist in vollen Gange und viele unserer Senderstörche ziehen Junge auf. Else in Norderbrarup zieht mit ihrem neuen Partner drei Junge auf. Max hat nicht gebrütet. Er vagabundiert durch die Landschaft Angeln. Sein Aktionsraum ist etwa 20 x 20 Kilometer groß. Eva in Tielen hat zwei Junge. Gustav ist ohne Nachwuchs geblieben. Bei Pauli in Hollingstedt/Dithmarschen sind wir uns nicht sicher. Sie scheint ein Junges zu haben. Bei Tini in Bütlingen gibt es 2 Jungstörche

Ole Einar ist eine Berühmtheit

Ole Einar erreichte am 12. Mai sein Brutgebiet westlich des Plauer Sees. Zunächst besetzte er in Retzow mit einer Partnerin. Die beiden paarten sich, aber es wurden keine Eier gelegt. Dafür war es wohl schon zu spät. Eines konnte aber bei den Paarungen beobachtet werden: Ole Einar ist ein Weibchen! Danach orientierte sie sich nach Süden über die Grenze nach Brandenburg und hielt sich jeweils einige Zeit in Freyenstein und Meyenburg auf.

Ole Einar am Nest in Retzow, Landkreis Ludwigslust-Parchim am 19. Mai (Foto: Hans-Dieter Graf)

Mittlerweile haben wir auch weitere Informationen über den Lebenslauf von Ole Einar erhalten. Sie wurde 2018 als Jungvogel im Dorf Przygodzice bei Ostrów (Wielkopolski) in Polen beringt. Sie ist also schon fünfjährig und damit eigentlich im besten Alter, um erfolgreich zu brüten. Sie wurde im vergangenen Jahr in der Region Röbel verletzt und geschwächt aufgefunden und in den Storchenhof Loburg gebracht. Hier wurde sie wieder aufgepäppelt und erhielt einen Sender.

Aber das ist noch nicht die ganze Geschichte, denn das Storchennest in Przygodzice wird von einer Webcam beobachtet und ist wohl das bekannteste Storchennest in Polen. Leider ist das Nest in diesem Jahr nicht besetzt. Ihre Beringung wurde damals von vielen Menschen verfolgt. Sie erhielt den Namen Przygódka (Kleines Abenteuer). So wollen wir Ole Einar mit dem Namen Przygódka ergänzen. Wir haben also einen prominenten Storch, dessen Leben von Tausenden von Menschen buchstäblich seit der Eiablage verfolgt wurde.

 

Storchenkämpfe bei Hans Albert

Hans Albert wird in diesem Jahr ohne Nachwuchs bleiben. Am 16. Mai versuchte ein anderer Storch sein Nest zu besetzen und es kam zu hefitgen Kämpfen zwischen den Konkurrenten. Dabei wurden nach und nach alle Jungen aus dem Nest geworfen. Auch Hans Albert schien ein wenig in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Aber jetzt geht es ihm wieder gut.

Wenn Konkurrenten versuchen ein bereits besetztes Nest zu erobern kommt es häufig zu heftigen Kämpfen zwischen den Störchen. Dabei können Eier oder Jungvögel aus dem Nest geworfen werden (Foto: Kai-M. Thomsen).

Ole Einar in Polen

Auf einmal hatte es Ole Einar ganz eilig. Heute morgen nahm er kurz vor deutscher Grenze Kurs auf die Lausitz. Er wird heute in Deutschland ankommen. Am Dienstag (9. Mai) befand sich Ole Einar noch nahe Belgrad. Am nächsten Tag zog er dann über 500 Kilometer weit bis an die Grenze zwischen der Slowakei und Tschechien. Gestern erreichte er nach 360 Kilometern das westliche Polen nahe der Grenze zu Brandenburg. Offenbar hat ihn das warme Hochdruckwetter dazu animiert doch noch ins Brutgebiet zu fliegen.

Ole Einar in Serbien

Ole Einar ist am Freitag (5. Mai) wieder gestartet. Da er nicht die übliche Zugroute der Weißstörche entlang der Schwarzmeerküste gewählt hatte, sondern mitten durch Bulgarien gezogen war, liegt ein großes Hindernis auf dem direkten Weg nach Norden – die Berge des Großen Balkan. Deshalb ist Ole Einar nach Westen abgebogen, um über Sofia in Richtung Serbien weiterzuziehen. Gestern früh befand er sich nahe der Stadt Aleksinac am Fluss Morava. Ole Einar nimmt damit eine ähnliche Route wie zuvor Eva.

Ole Einar ist spät dran – so spät, dass er nicht mehr rechtzeitig zurückkehren kannm, um eine Brut zu beginnen. Was sind Gründe dafür? Sicher ist Ole Einar wohlauf und unverletzt. Über sein Alter und seine Herkunft wissen wir wenig. Er wurde im vergangenen Jahr in die Pflege am Storchenhof in Loburg gebracht. Nachdem er wieder gesund war, wurde er mit einem Sender auf dem Rücken freigelassen. Vermutlich ist Ole Einar noch zu jung um zu brüten. Vielleicht wird er nicht bis ins Brutgebiet zurück ziehen, sondern irgendwo auf dem Weg nach Norden den Sommer verbringen.

Ole Einar in Bulgarien

Ole Einar kommt nur schleppend voran. Nach einem Tag Pause überquerte er am frühen Freitagmorgen (28. April) endlich den Bosporus und erreichte den europäischen Teil der Türkei. Während die meisten Störche parallel zur Küste des Schwarzen Meeres weiterziehen, nahm Ole Einar eine andere Route, die ihn in weiter Entfernung vom Meer nach Norden führte. Am Samstag (29. April) erreichte er den militärischen Flugplatz von Bezmer im Süden von Bulgarien. Hier macht er offenbar wieder eine Pause.

Es gibt noch einen Nachtrag für Ole Einar. Unser Leser Benjamin Bechstedt hält sich zur Zeit im Norden von Israel auf. Das ist die Gegend in der sich Ole Einar insgesamt 17 Tage aufhielt. Nun schickte uns Herr Beckstedt einige Fotos, die uns einen Eindruck von der Landschaft geben. Er schrieb uns, dass sich am Samstag (29. April) immer noch 30 – 40 Weißstörche auf einem Feld nördlich von Gescher aufhielten.

Das Rastgebiet von Ole Einar im Norden von Israel. Der Ausblick von der Kreuzfahrerburg Belvoir knapp südlich von Gescher in Richtung Norden. Man sieht den See Genezereth im Hintergrund und dahinter den Golan. Hier rastete Ole Einar vom 9. bis zum 16. April (Foto: Benjamin Bechstedt).