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Funkstille bei Michael und Gustav

Die Sender von Michael und Gustav haben keine Daten geliefert. Das ist aber nicht ungewöhnlich. Ihre letzten Positionsdaten stammen vom Sonntag und Montag. Da hatte Michael in Bulgarien gerade Kurs auf Rumänien genommen. Gustav befand sich noch im europäischen Teil der Türkei.

Ungewöhnliche Route

Der Sender von Arthur liefert spannende Daten. Am Donnerstag (9. März) durchquerte er Israel zunächst auf der gewohnten Route über dem Land. Auf der Höhe von Haifa verließ er aber das Land und flog über dem Meer parallel zu Küste, um nach 74 Kilometern im Libanon wieder festen Boden unter sich zu erreichen. Haben ihn starke Ostwinde nach Westen driften lassen? Insgesamt flog er mehr als zwei Stunden über dem Wasser.

Am nächsten Tag war er wohl noch ein wenig erschöpft, denn er flog nur 20 Kilometer weit und blieb im Libanon. Am nächsten Tag flog Arthur dann wieder mit 290 Kilometern eine weite Strecke. Am Samstag landete er in der Türkei bei Iskenderun und Sonntag überflog er den Golf von Iskenderum parallel zur Küste bis er die Ausläufer des Taurus nördlich von Adana erreichte.

Gustav ist Michael auf den Fersen

Auch Gustav kommt rasch voran. Auch er überquerte die Türkei in zwei Tagen und erreichte den europäischen Teil der Türkei zwei Tage später als Michael (10. März).

Michael erreicht Europa

Das ging aber schnell. Michael hat die Türkei in zwei Tagen durchquert und erreichte Europa am Mittwoch (8. März). Dann machte er es ein wenig gemächlicher, denn bis Samstag (11. März) flog er gerade einmal 200 Kilometer weit und erreichte Bulgarien.

Bis jetzt sieht es so aus, dass auch ein großer Teil der Ostzieher sehr früh ins Brutgebiet zurück kommt. Das ist bei Michael allerdings auch nötig, denn bei seiner Partnerin Ronja hat sich wieder ein Nebenbuhler eingefunden.

Ein Erlebnisbericht

Familie Weidner aus Schleswig-Holstein schickte uns einen kurzen Bericht und einige Fotos von ihrer Flugreise nach Afrika und zurück. Ich möchte ihn hier veröffentlichen, weil er sehr anschaulich zeigt, wie unsere Störche durch Afrika ziehen. Vielen Dank dafür Familie Weidner!

„Wir waren im Januar und Februar mit einem kleinen Flugzeug in Afrika unterwegs. Es war ein tolles Erlebnis, als wir im Sudan und Südsudan das aus der Heimat bekannte Bild, nämlich in der Thermik fliegende Störche, sehen durften. Wir vermuteten, daß es sich dabei um die Ostzieher handeln könnte, die dort Rast machen oder sich bereits auf dem Rückweg befanden.

Um Ihnen einen Eindruck zu geben, was die Störche dort erleben: Sie flogen in Höhen zwischen 1500 und 2500 Metern und meistens waren es mehrere auf einmal. Teilweise begegneten sie uns auch in Gegenden mit durch Waldbrände sehr verschmutzter Luft, sie nutzten auch dort die Aufwinde über den Feuern und die schlechte Sicht schien sie nicht davon abzuhalten, in großen Höhen zu fliegen. Es ist ganz toll zu wissen, welche großartige Reise die Tiere jedes Jahr machen und sich vorzustellen, was sie alles gesehen haben, wenn sie jetzt wieder nach Hause kommen.“

So erleben unsere ostziehenden Störche ihren Flug den Nil entlang nach Norden (Foto: C. u. J. Weidner).

Auch Arthur hat Afrika verlassen

Arthur ist am Sonntag (5. März) gut 300 Kilometer weit vorangekommen. Er flog am Assuan Stausee entlang und nahm den Lauf des  Nil Richtung Norden. Er verließ etwa bei Edfu den Nil um Richtung Nordosten abzubiegen. Am Abend hatte er fast die Küste erreicht.

Dienstagmorgen (7. März) überquerte er den Golf von Suez. Für die gut 28 Kilometer breite Meerenge brauchte er ziemlich genau eine Stunde. Auf dem Sinai angekommen, schraubte er sich an einem Bergrücken in die Höhe, um weiter Richtung Nordosten zu segeln. Am nächsten Morgen erreichte er Israel.

Gustav bei Jerusalem

Am Samstag überquerte Gustav den Golf von Suez. Am Abend hatte er den nördlichen Sinai erreicht und die Nacht in der Wüste verbracht. Dann nahm er Kurs auf Israel und nach 150 Kilometern Flugstrecke landete er westlich von Jerusalem. Dort verbrachte er die folgende Nacht in einem Waldgebiet.

Israel ist zur Zugzeit ein richtiger Highway für ziehende Segelflieger wie den Weißstorch und zahlreiche Greifvögel.

Michael hat die Türkei erreicht

Der Zug unserer Senderstörche auf der Ostroute geht gut voran. Michael hatte am Sonntag (5. März) den Libanon überflogen und die Nacht in Syrien verbracht. Am Montag um die Mittagszeit überquerte er den Golf von Iskenderun. Danach stand die Überquerung des Taurus Gebirges und die Durchquerung Anatoliens an.

Im Frühjahr kann dies aufgrund des Wetters eine sehr anspruchsvolle Etappe für unsere Störche sein. Davon werden wir mehr in der kommenden Woche erfahren.

Gustav hat den Golf von Suez erreicht

Am Freitag (3. März) erreichte Gustav die Küste vom Golf von Suez am Gabal el Zayt. Michael war schon am Tag zuvor hier eingetroffen und konnte noch das Wasser überqueren. Gustav musste stattdessen noch eine Nacht in Afrika verbringen, denn seine letzte Ortung vom darauf folgenden Morgen lag immer noch am Gabal el Zayt.

Arthur schon am Assuan Stausee

Arthur hat die Wüste hinter sich gelassen und den Assuan Stausee erreicht. Hier ist das Mobilfunknetz so gut, dass alle Daten übertragen wurden und ich kann seine Reise jetzt nachzeichnen. Er war nicht – wie Michael – am Rande der Wüste nach Osten an den Nil geflogen, sondern überquerte die Nubische Wüste direkt, um am dritten Katarakt in der Nähe der Stadt Dongola den Nil zu erreichen. Dabei flog er täglich zwischen 130 und 280 Kilometer und musste in der Wüste übernachten.

Von dort aus ging es am Fluss entlang Richtung Norden zum Assuan Stausee. Zum Vergleich habe ich die beiden Routen von Arthur und Michael auf eine Karte gebracht. Michael brauchte für die Strecke von der Grenze zum Tschad und dem Aussan Stausee 20 Tage, Arthur dagegen nur 10 Tage. Er hatte offenbar bessere Windverhältnisse, sodass er die Wüste queren konnte.

Die Zugrouten von Michael und Arthur vom Tschadsee bis nach Ägypten (blau: Michael, rot: Arthur)