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Arthur und Michael am Tschadsee

Arthur und Michael sind in gewisser Weise Gewohnheitstiere. Wie in den Jahren zuvor haben sie sich im Laufe des Oktobers nach Westen in Richtung Tschadsee begeben. Nun rasten sie schon seit einigen Wochen im nördlichen Becken des Tschadsees – im Grenzgebiet zwischen Tschad, Niger und Nigeria. Vor Jahrzehnten gab es hier noch eine Wasserfläche. Heute prägen dagegen trockene Sanddünen die Landschaft, die von feuchten Senken umgeben sind. In den Senken steht mal Wasser, mal sind sie so trocken, dass Landwirtschaft betrieben werden kann. Hier liegen die meisten Ortungen von Arthur und Michael.

Keine Neuigkeiten von Hans Albert

Von Hans Albert bei Madrid gibt es keine Neuigkeiten zu berichten. Jeden Tag fressen auf der Müllkippe und schlafen in den Teichen von El Porcal.

Ausflug zum Tschadsee

Gustav ist in diesem Jahr besonders weit nach Westen gezogen. Ungewöhnlich ist auch, dass er am 12. Okt. einen gut 250 Kilometer langen Ausflug nach Norden unternommen hatte, der ihn bis in den Nordteil des Tschadsees führte. Hier war Gustav das erste Mal, solange wie wir ihn beobachten. Lange hielt es ihn dort allerdings nicht, denn am nächsten Tag ging es wieder nach Süden. Aktuell rastet Gustav in der Savanne gut 25 Kilometer südlich des Tschadsees.

Stück für Stück nach Süden

So langsam bewegt sich Robert Richtung Sahel. Seine letzten Ortungen liegen gut 140 Kilometer nordwestlich von Khartum. Dort endet die Wüste. Seitdem Robert den Nil bei Luxor erreicht hatte flog er von einem Bewässerungsgebiet zum nächsten – immer Richtung Süden. In jedem Gebiet bliebt er jeweils für einige Tage. Während der Rast flog er nicht weit umher. Sein Verhalten ähnelte dem Verhalten von Westzieher in Spanien. Auch Robert musste offenbar nicht weit umherfliegen um sein Futter zu finden.

Robert befindet sich seit dem 18. Oktober auf einem Bewässerungsgebiet nordwestlich von Khartum. Gut zu erkennen sind die aktuell bewässerten Felder in grün. Hier hält sich Robert vor allem auf (Quelle: Sentinel layer – 2018\10\18 – Agriculture – Source: Esri, European Commission, European Space Agency, Amazon Web Services).

Arthur, Gustav und Michael sind nah bei einander

Arthur, Gustav und Michael halten sich im gleichen Gebiet südöstlich des Tschadsees auf. Ihre Ortungen liegen in einem Areal, dass nur 80 x 40 Kilometer groß ist. Sie sind parallel immer weiter nach Westen gewandert. Das Region scheint wohl in diesem Jahr für viele Störche besonders attraktiv zu sein. Selbst Gustav, der normalerweise weiter im Osten überwintert, hat es so weit nach Westen gezogen.

Bei Lilly keine Ortsveränderung

Lilly ist seit ihrer Ankunft immer noch im gleichen Gebiet. Sie vagabundiert in einem 70 x 40 Kilometer großern Gebiet umher, dass zwischen dem Blauen Nil im Westen und dem Fluss Atbara im Osten liegt. Die Region wird durch zahlreiche trockene Flussläufe geprägt. Daneben findet man das regelmäßige Muster einiger Felder.

Robert am Nil

Dort wo Robert derzeit sein Winterquartier aufgeschlagen hat, ist eigentlich noch Wüste. Nur Sand und Steine und vielleicht mal ein vertrockneter Busch. Eigentlich kein Platz für Störche zum Überwintern. Wäre nicht da der Nil. Mit seinem Wasser werden zahlreiche ausgedehnte Felder bewässert, die oft mehrere Kilometer vom Fluss entfernt liegen. Robert befindet sich nun schon fast seit einer Woche in einem Bewässerungsgebiet, das südlich des Nilbogens bei Al Dabbah liegt. Dieses Bewässerungsgebiet ist gut 3 x 20 Kilometer groß. Robert nutzt dabei ein Gebiet von ca. 3 x 3 Kilometer Größe.

 

Robert zieht in den Sudan

Nun hält es Robert doch nicht mehr am Assuan Stausee. Er ist am Freitag (5. Okt. ) in den Sudan weitergezogen. Dabei ist er immer den Nil entlang geflogen und landete am Abend nach rund 350 Kilometern nördlich der Stadt Dongola. Dort verbrachte er die Nacht auf dem Mast einer Hochspannungsleitung mitten in der Wüste, westlich des Nil. Der Schatten des Mastes ist gut auf dem Satellitenbild zu erkennen. Am nächsten Morgen ging es gleich weiter in Richtung Süden bis er nach gut 150 Kilometern am Nilbogen von Al Dabbah in einem Bewässerungsgebiet landete.

Im Satellitenfoto sind die kreisrunden Bewässungsfelder gut auszumachen. Auch diesmal kann ich seinen Schlafplatz gut erkennen. Er verbrachte die Nacht auf dem Arm der Bewässungsanlage. Sie dreht sich im Kreis, um das Feld zu bewässern. Deshalb entstehen die kreisrunden grünen Felder in der Wüste. Alle 5 Minuten zeichnet sein Sender eine GPS Ortung auf und so drehte Robert in der Nacht von Samstag auf Sonntag mal eine Runde.

Robert auf den Bewässerungsfeldern westlich des Nil am 6. und 7. Oktober (Kartengrundlage: Google Earth).

Robert ist wieder aufgetaucht.

Seit dem 19. Sept. gab es keine Ortungen von Robert. Meine Vermutung: er müsse sich schon in seinem Winterquartier im Tschad oder Sudan aufhalten – allerdings ohne Mobilfunknetz. Jetzt wissen wir, wo er sich die letzten zwei Wochen wirklich aufgehalten hat, denn seit Mittwoch (3. Okt.) gibt es wieder neue Ortungen von Robert. Und es sind einige Überraschungen zu berichten! Er befindet sich immer noch in Ägypten. Am 19. September war er vom Nil aus noch mehr als 170 Kilometer nach Süden Richtung Assuan Stausee gezogen. Er verbrachte die folgende Nacht mitten in der Wüste.

Am nächsten Tag beendete er seinen Flug aber bereits nach 80 Kilometern, um am  Ufer des großen Stausees wieder Rast zu machen. Diesmal sollte die Pause allerdings 11 Tage lang dauern. Warum legte er gerade dort eine längere Pause ein? Und wie konnte er dort überhaupt überleben?  In das Satellitenbild hineingezoomt offenbart sich eine plausible Erklärung für sein Verhalten (Foto). Hier, direkt am Ufer des Assuan Stausees, befindet sich ein Bewässerungsgebiet mit ausgedehnten grünen Feldern in der umgebenden Wüstenlandschaft. Futter und Wasser im Überfluss für Robert. Am Montag (1. Okt.) ist Robert noch ein Stück am Assuan Stausee entlang gezogen und hielt sich bis Mittwoch (3. Okt.) direkt am Seeufer auf. Auch hier gibt es Vegetation, auch wenn Felder nicht zu erkennen sind. Aktuell befindet Robert sich am Auslauf für einen Bewässerungskanal, der das Toshka-Bewässerungsprojekt mitten in der Wüste mit Wasser versorgt. Das liegt immer noch gut 40 Kilometer nördlich von Abu Simbel entfernt.

Ich frage mich: wird Robert überhaupt noch weiter nach Süden ziehen oder den Rest des Winters hier am Assuan-Stausee bleiben?

Aufenthaltsorte von Robert am Assuan Stausee zwischen dem 20. September und dem 1. Oktober (Kartengrundlage: Google Earth).

Arthur, Gustav und Michael im Sahel

Arthur, Gustav und Michael sind nun schon eine Zeit lang in ihrem ersten Winterquartier im Sahel. Während Michael schon weit westlich zwischen Tschadsee und Lac Fitri rastet, befinden sich Arthur und Gustav noch nördöstlich des Fitri. Natürlich stellen wir uns die Frage wie es ihnen zur Zeit dort ergeht und wie es dort aussieht.

Grundsätzlich dürfte die Situation für unsere Störche in diesem Herbst recht gut sein, denn bevor sie im Sahel angekommen sind, brachte in diesem Jahr die alljährliche Regenzeit offenbar gute Regenfälle und die Vegetation konnte sich gut entwickeln. So gibt es reichlich Insekten für die Störche zu erbeuten. Der ausgiebige Regen wird aber auch die Menschen in der Region erfreut haben.

Ortungen unserer Senderstörche seit dem 15. September aus dem Tschad. Gut zu erkennen sind die feuchten Flächen des Tschadsees und des Lac Fitri (Quelle: Sentinel layer – 2018\09\28 – Agriculture – Source : Esri, European Commission, European Space Agency, Amazon Web Services).

Seit kurzem gibt es für uns die Möglichkeit die aktuelle Situation vor Ort auch aus der Ferne heraus einzuschätzen. Die europäische Weltraumagentur ESA betreibt einige Satelliten zur Erdbeobachtung. Die Daten dieser Sentinel-Satelliten stehen im Internet frei zur Verfügung. So können wir die Ortungen unserer Störche vor dem Hintergrund der aktuellen Vegetationsverhältnisse darstellen. Hier die Beispiele für Michael und Gustav. Es ist viel grün zu erkennen un d das bedeutet, dass hier viel Vegetation vorhanden ist. Wir sehen aber auch feuchte Flächen.

Ortungen seit dem 15. September von Michael aus dem Tschad. Satellitenfoto vom 26.09.2018. Grün zeigt Vegetation. Dazwischen befinden sich trockene unbewachsene Flächen (Brauntöne). Michael hielt sich vor allem auf den bewachsenen Flächen auf. Blaugefärbt sind Feuchtflächen (Quelle: Sentinel layer – 2018\09\28 – Agriculture – Source : Esri, European Commission, European Space Agency, Amazon Web Services).

Ortungen seit dem 15. September von Gustav aus dem Tschad. Satellitenfoto vom 23.08.2018. Grün zeigt Vegetation. Dazwischen befinden sich trockene unbewachsene Flächen (Brauntöne). Blaugefärbt sind Feuchtflächen (Quelle: Sentinel layer – 2018\09\28 – Agriculture – Source : Esri, European Commission, European Space Agency, Amazon Web Services).