Der Luchs kommt nach Thüringen und wir helfen dabei !

Plan P wie Pinselohr – Wir machen den Weg frei für den Luchs.

Die Nachfrage zu Informationsangeboten über den Luchs ist ungebrochen groß – trotz der erschwerten Corona-Bedingungen verstärken wir unser Engagement für Pinselohr.

Am 21. September 2021 waren wir mit einem Vortrag über die Rückkehr von Pinselohr in Bad Frankenhausen am Kyffhäuser zu Gast im Regionalmuseum. Alle Stühle im Saal waren – unter Berücksichtigung der Corona-Auflagen – bis auf den letzten Platz belegt. Dies vielleicht auch insbesondere deshalb, weil die Meldungen zu Luchsen in der Region in den vergangenen Jahren immer zahlreicher wurden. Dies hat auch einen guten Grund: der Kyffhäuser als kleine Mittelgebirgserhebung liegt, gewissermaßen nur einen Katzensprung entfernt, südlich des Harzes, und spielt für die Ausbreitung der Harzer Luchse eine wichtige Rolle auf dem Weg nach Thüringen, wo sie zukünftig mit den Luchsen aus der böhmischen Luchspopulation zusammenkommen könnten.

Vernetzung der Luchsvorkommen in Deutschland und Mitteleuropa. Luchsprojekt NABU Thüringen. Grafik: Sigi Reiss.

Egal ob die Veranstaltungen online oder in Präsenz von uns durchgeführt werden, es zeigt sich, dass die interessierte Bevölkerung und besonders die sogenannten betroffenen Interessengruppen, wie Jäger und Weidetierhalter, ganz konkrete Fragen zur Rückkehr von Pinselohr haben. Neben den zentralen Fragen, wo die Luchse überhaupt herkommen und warum Thüringen im Grünen Herzen Deutschlands so wichtig für die Vernetzung der mitteleuropäischen Luchspopulationen ist, interessiert die Bevölkerung unter anderem auch, ob Luchse überhaupt in unserer dicht besiedelten und von zahlreichen Autobahnen und Bundesstraßen durchzogenen Landschaft gefahrlos wandern und ihren Nachwuchs erfolgreich großziehen können. Dies gerade auch vor dem Hintergrund, dass ganz aktuell selbst in Waldschutzgebieten viel Holz eingeschlagen wird und die Lebensräume für Luchse zunehmend durch Störungen beeinflusst werden. Für die besonders von der Rückkehr der großen Beutegreifer betroffenen Interessengruppen ergeben sich dagegen ganz konkrete Fragen danach, welche Auswirkungen die Rückkehr der Luchse auf das Reh- oder Rotwild, der Leibspeise des Luchses, haben und welche Maßnahmen für den Herdenschutz durch die Weidetierhalter ergriffen werden müssen, wenn der Luchs in der Nähe ist und regelmäßig an den Weiden entlang streift und es sogar Übergriffe auf Nutztiere gibt. Die Beantwortung dieser und vieler anderer Fragen ist letztlich essentiell für die Akzeptanz gegenüber der Anwesenheit des Luchses in unserer unmittelbaren Nachbarschaft. In unseren Vorträgen geben wir Antworten und auch Lösungen auf diese Fragen, die uns verstehen helfen, dass auch die Natur und die darin lebenden Tiere ihre Bedürfnisse haben, auf die wir Rücksicht nehmen und für die wir gegebenenfalls aktive Maßnahmen für die Verbesserung der Lebensbedingungen ergreifen müssen. Natürlich frisst der Luchs kein Gras. Wir wissen aber, dass Luchse große Streifgebiete mit einer Reviergröße bis zu 450 Quadratkilometer haben und dort lediglich etwa ein bis zwei Rehe oder bis zu zwei Stücke Rotwild in der Hauptsache, selten auch mal ein Wildschwein, pro Woche erbeuten. Der Luchs im Revier wird sicher Effekte auf die Wildbestände haben, diese sind aber ganz natürlich. Der ökologische Mehrwert hingegen, den die Anwesenheit der Luchse in unserer Landschaft hat, ist wissenschaftlich noch nicht gänzlich untersucht, aber erwartungsgemäß eher positiv zu bewerten. In Sachen Herdenschutz wiederum macht der Freistaat Thüringen schon einiges. Zum Beispiel gibt es eine Richtlinie Wolf/Luchs. Über diese Richtlinie ist es Nutzierhaltern möglich ihre Herdenschutzmaßnahmen auf den technisch neuesten Stand zu bringen und sogar eine bis zu hundertprozentige Förderung dafür zu erhalten. Ebenso werden nachweisliche Risse, die an Nutztieren durch Wölfe oder Luchse verursacht worden sind, durch den Freistaat entschädigt. Ebenso gibt seit fast zwei Jahren die sogenannte Kompetenzstelle Wolf/Biber/Luchs beim Thüringer Umweltministerium. Hier können sich zum Beispiel Nutztierhalter melden, wenn sie mutmaßliche Übergriffe durch die großen Beutegreifer auf ihre Herden zu verzeichnen haben.

Das Interesse am Luchs ist groß. Der Vortrag zum Luchs in Thüringen in Bad Frankenhausen am 21.09.2021 war gut besucht. Foto: Silvester Tamás.

Auch der NABU tut schon viel für den Luchs. Der NABU Thüringen hat in seinem Luchsprojekt „PLAN P wie Pinselohr“ ganz konkrete Vorstellungen davon, was wir Menschen für den Luchs tun können, damit er wieder gefahrlos in seiner alten Heimat Thüringen überleben, umherstreifen und auch erfolgreich für Nachwuchs sorgen kann. Hierbei stehen das aktive Sammeln von Luchsdaten an vorderster Stelle. Neben der Öffentlichkeitsarbeit versuchen wir auf politischer Ebene für die Lebensbedürfnisse der Luchse zu sensibilisieren und entsprechende Entscheidungsträger zu konkreten Maßnahmen des Lebensraumschutzes und der Lebensraumvernetzung zu bewegen. Der NABU selbst schützt Lebensräume aktiv mit dem Erwerb von großartigen und einzigartigen Naturschätzen zum Beispiel durch den Ankauf von schutzwürdigen Waldgebieten. Ganz aktuell wirbt der NABU Thüringen mit seinem Teilprojekt LuchsWald für mehr Naturschutz im Wald, denn der Luchs bevorzugt ungestörte Wälder als Rückzugsorte. Von diesen Schutzbemühungen profitieren wiederum viele andere seltene und teils bedrohte Arten. Der NABU Thüringen wird zukünftig pro Jahr bis zu drei Wälder in Thüringen als LuchsWald auszeichnen, die in besonders vorbildlicher Weise für den Waldnatur- und Lebensraumschutz stehen. 

Infos zum Projekt LuchsWald hier unter dem Link 👇

https://thueringen.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/luchs/luchswald/

Keine Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

Bitte bleibe höflich.
Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht und Pflichtfelder sind markiert.