Robert ist noch immer nicht weiter nach Afrika gezogen. Er hat zwar die Gegend um Bet Sche’an verlassen und ist gut 37 Kilometer nach Süden geflogen. Aber es sieht noch nicht danach aus, dass er weiter nach Afrika ziehen will. Jetzt rastet Robert an einem Wasserreservoir in der Nähe des Jordan mitten im Westjordanland.
Im Gästebuch wurde nach den Gründen dafür gefragt. Roberts Verhalten ist allerdings ungewöhnlich. Normalerweise müsste er sich schon seit längerer Zeit im Tschad oder im Sudan aufhalten, wie das unsere anderen Störche gerade machen. Aber schon im vergangenen Jahr brauchte er länger und machte auf dem Weg in den Süden längere Pausen auf bewässerten Feldern entlang des Nil. Es ist auch bekannt, dass alljährlich eine kleine Anzahl von Weißstörchen den Winter in Israel verbringen. Vielleicht gehört auch Robert in diesem Jahr dazu.
Insgesamt zeigt das Verhalten von Robert, dass es immer Ausnahmen vom allgemeinen Verhalten der Vogelart Weißstorch gibt. So „probieren“ immer mal wieder einige Individuen, ob ein anderes Zugverhalten nicht auch funktionieren könnte. Wenn es klappt, nimmt dieses Verhalten innerhalb der Population zu. Beispielsweise kann so die Überwinterungstradition in Spanien entstanden sein. Außerdem kommt es auch regelmäßig dazu, dass Weißstörche bei uns im Brutgebiet überwintern. Auf diese Weise kann sich der Weißstorch an Veränderungen seiner Umwelt anpassen und so sein Überleben sichern.