Für Luchs und Wolf im Wildkatzendorf Hütscheroda

Die LAG Wolf & Luchs des NABU Thüringen zu Gast im Wildkatzendorf Hütscheroda/Nationalpark Hainich. – Foto: Susanne Löw.

Am 17.10.2020 kam die Landesarbeitsgruppe Wolf & Luchs des NABU Thüringen im neu gestalteten Wildkatzendorf in Hütscheroda am Rand des Nationalparks Hainich zusammen

In diesem Jahr kamen die Luchsfreunde und die LAG Wolf & Luchs des NABU Thüringen – auch Corona bedingt – zu einer Freiluftveranstaltung zusammen. Hierfür bot sich ein vielversprechender Ausflug zu unseren Naturschutzpartnern ins Wildkatzendorf nach Hütscheroda (Hainich) an. Dort empfing uns Thomas Mölich, der als Projektverantwortlicher beim BUND für Wildkatze und Luchs, sozusagen die erste Adresse für unsere Fachgruppe sein sollte. Er nahm sich dankenswerterweise die Zeit für uns, das Wildkatzendorf und seine heimlichen „Bewohner“, unserer LAG vorzustellen.

Das Wildkatzendorf in Hütscheroda ist schon seit Jahren ein fest etablierter Programmpunkt für Touristen des Hainich Nationalparks. Seit 2019 hat das Wildkatzendorf, neben den Wildkatzen, eine weitere Attraktion zu bieten, den Luchs! Für uns war es deshalb besonders eindrücklich zu erleben, wie das neue Luchsgehege dort gestaltet und mit welchen Informationsangeboten die Besucher dort über das schöne Pinselohr und seine Bedürfnisse aufgeklärt werden.

Offenbar scheinen sich die Luchse im neu angelegten Gehege des Wildkatzendorfes wohlzufühlen, denn unerwartet bekam das dort beherbergte Luchspärchen im Jahr 2020 Nachwuchs. Für alle überraschend und gleichzeitig eine große Freude, denn Nachwuchs ist unter Gehegetieren immer auch ein Hinweis darauf, dass sich die Tiere in ihrer Herberge wohl und sicher fühlen. Leider ist dies noch keine selbstverständlichkeit für frei lebende Luchse. Das soll sich auch dank der Arbeit der Naturschutzverbände ändern. Uns erging es zum LAG-Treffen ebenso wie den Luchsen in Hütscheroda. Auch wir fühlten uns wohl beim Besuch und Austausch über die Notwendigkeit der Rückkehr der Pinselohren in ihre alte Heimat Thüringen.

Im besonderen Fokus unseres diesjährigen Treffens stand diesmal die Diskussion um Möglichkeiten des Lebensraumschutzes und -vernetzung, sowie aktive Maßnahmen, die den Luchsen sozusagen aus ihren angestammten Lebensräumen, wie dem Harz und dem Bayerischen Wald, auch nach Thüringen auf die Sprünge helfen können. Thüringen ist nach einer aktuellen Studie, die unter der Beteiligung des NABU entstanden ist, ein sehr lebenswertes Luchsland. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Thüringen Platz für etwa 100 Pinselohren bieten würde, doch allein was fehlt sind Luchse. Zukünftig wird sich die LAG deshalb darum bemühen, Möglichkeiten von Maßnahmen für die Rückkehr der Pinselohren in Politik, Forstwirtschaft, Jagd und Öffentlichkeit zu diskutieren und entsprechende Lösungsvorschläge gemeinsam zu entwickeln und auf den Weg zu bringen.

👉 hier geht’s zur Luchs-Studie: https://thueringen.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/luchs/index.html

Natürlich nahm auch das Thema Wolf wieder viel Raum während unseres Treffens ein. Insbesondere die aktuelle Klage um den Abschuss der Ohrdrufer Wölfin wurde diskutiert. Hierzu war es für alle Beteiligten eine Erleichterung zu erfahren, dass das vom Thüringer Umweltministerium auf den Weg gebrachte Projekt zum Einsatz von Herdenschutzhunden erfolgreiche Fortschritte macht und die Schäfer in der Region des Standortübungsplatzes „Gotha-Ohrdruf“ – dem Lebensraum des ersten Thüringer Wolfsrudel – offenbar immer weniger Schäden durch Wolfsübergriffe zu beklagen haben. Bedauerlich für die LAG war in diesem Zusammenhang die Feststellung, dass das Umweltministerium offenbar immer noch an dem Abschuss der Ohrdufer Wölfin festhalten will. Die LAG war sich darüber einig, dass dieses Vorgehen unnötig sei und falsche Signale an die Weidetierhalter sendet. Der Abschuss von Wölfen ist kein Herdenschutz! Insofern ist Thüringen mit dem jüngst beim TMUEN eingerichtete Kompetenzzentrum und mit dem Herdenschutzhundeprojekt auf der richtigen Fährte. Das unnötig beschwerliche und den Naturschutzverbänden regelrecht aufgezwungene Klageverfahren behindert jedoch sowohl die Zusammenarbeit mit den für den Artschutz verantwortlichen behördlichen Stellen und kostet unnötig Kraft und Geld, welches in anderen Bereichen des Naturschutzes weitaus sinnvoller angelegt wäre. Nach Ansicht des NABU Thüringen verstößt das Abschussbegehren evident gegen geltendes FFH-Schutzgebietsrecht. Demnach ist der Wolf eine prioritäre Art mit strengem Schutzstatus, für welche Thüringen eine besondere Verantwortung hat. Sowohl das Thüringer Verwaltungsgericht in Gera, als auch das Oberverwaltungsgericht in Weimar folgten in ihren bisherigen Beschlüssen, im Zuge eines Eilverfahrens, dieser Auffassung. Die Ohrdurfer Wölfin bleibt demnach bis zur Entscheidung im Klageverfahren vor dem behördlich verfügten Abschuss sicher. Mit einer endgültigen Entscheidung im Klageverfahren ist frühestens 2021 zu rechnen.

👉 hier geht’s zur Pressemitteilung des NABU zum Beschluss des Thüringer OVG: https://thueringen.nabu.de/news/2020/28394.html

Die LAG Wolf und Luchs des NABU Thüringen setzt sich aus Personen verschiedenster Fachrichtungen zusammen. So arbeiten in unserer LAG unter anderem Biologen, Ökologen, Jursiten, Förster, Tierärzte, Pädagogen, hauptamtliche und ehrenamtliche Naturschützer mit.

 

Thomas Mölich (BUND) führt unsere LAG durch das Wildkatzendorf. – Foto: Silvester Tamás.

 

Die LAG im Wildkatzengehege bei der Fütterung der wilden und hungrigen Samtpfoten. – Foto: Silvester Tamás.

 

Warten auf den Luchs. Hier im Beobachtungshäuschen mit Blick ins neue Luchsgehege. – Foto: Silvester Tamás.

 

Thomas Mölich (BUND) zeigt unserer LAG die neue Isolierstation für die Luchse. – Foto: Silvester Tamás.

 

Thomas Mölich (BUND) führt unsere LAG durch die neu gestaltete Wildkatzenscheune. – Foto: Silvester Tamás.

 

Thomas Mölich (BUND) erklärt unserer LAG die neu gestaltete Ausstellung. – Foto: Silvester Tamás.

 

Die Wildkatze, das Maskottchen des Wildkatzendorfes Hütscheroda. – Foto: Silvester Tamás.

 

 

 

 

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