Unsichere Zukunft für Pinselohren !
Luchse kommen trotz großer Sprungkraft nicht voran – die größte Hoffnung für die Luchse in Deutschland ist aktuell der Harz
Am 6. Februar 2020 hat das Bundesamt für Naturschutz (BfN) die aktuellen Zahlen aus dem bundesweiten Monitoringjahr 2018/19 vorgelegt. Der nachgewiesene Mindestbestand liegt in zehn Bundesländern bei 137 Luchsen. Erstmals wurde im Monitoringjahr 2018/19 auch ein standorttreues Luchsmännchen im Thüringer Wald mit Hilfe unseres Luchsprojektes PLAN P nachgewiesen. Leider ist die Anzahl der Luchsweibchen mit Nachwuchs in Deutschland immer noch sehr gering. Zusätzlich sind Luchse durch die Zerschneidung von Lebensräumen sowie durch den Verkehr weiterhin stark gefährdet. Die BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel sagt sogar: „Der Erhalt der Population kann nicht als gesichert gelten.“
Eine gute Nachricht für den Luchs ist die positive Entwicklung im Harz. Von hier aus wandern die Luchse mittlerweile weit ins Land. Insbesondere die Luchsmännchen sind dabei sehr wanderfreudig. Nachweise einzelner Luchsmännchen gab es so im März 2015 bei Gräfenthal in Süd-Thüringen, im Dezember 2017 bei Seehausen in der Altmark, im März 2018 im Tagebau Welzow-Süd (Lausitz) und auch schon bei Uelzen und bei Amelinghausen in der Lüneburger Heide (2018). Die Nachweise zu den Harzer Luchsen streuen weit ins Land. Allein was fehlt, sind Luchsweibchen. Luchsweibchen wandern nicht gerne und bleiben eigentlich immer in der Nähe ihres Ursprungsgebietes. Somit fällt es wandernden Luchsmännchen sehr schwer, auf dringend notwendige Verpaarungspartner in neu kolonisierten Gebieten zu treffen. Langfristig wird sich aber genau an jener Problematik die erfolgreiche Rückkehr der Luchse nach Deutschland entscheiden. Was es jetzt braucht, sind gefahrlose Wanderwege und Rückzugsräume für Luchse. Deutschland braucht endlich eine ganzheitliche und länderübergreifende Strategie für den Luchs und sein Vorankommen!
Aus Sicht des NABU ist es deshalb dringend notwendig, dass mit Hilfe der Politik Maßnahmen ergriffen werden, um die Lebensraumvernetzung für wildlebende Tierarten zu verbessern. Wenn wir wollen, dass Luchse nicht nur in Nationalparks künstlich am Leben erhalten werden, dann müssen wir jetzt handeln und den Straßenverkehr durch Tempolimits und Querungshilfen weiter entschärfen. Allein im Monitoringzeitraum 2018/19 starben acht Luchse im Straßenverkehr. Das sind acht Luchse zu viel! Wir müssen dringend handeln wenn die schönen Pinselohren wieder natürlicher Bestandteil unserer Wälder werden sollen. Im Rahmen unseres Luchsprojektes „PLAN P wie Pinselohr“ ist es uns ein Hauptanliegen, die isolierten Luchspopulationen im Harz, Pfälzerwald und im Bayerischen Wald auch überThüringen miteinander zu verbinden, damit die schönen Pinselohren wieder eine Chance haben, sich in Deutschland auszubreiten und hier langfristig auch ohne die Unterstützung des Menschen (über)leben können.
Link zur aktuellen Pressemitteilung des BfN
https://www.bfn.de/presse/pressemitteilung.html?no_cache=1
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