Gustav auf dem Sinai

Gustav ist in den letzten beiden Wochen gut vorangekommen. Am Dienstag (2. März) erreichte er den Assuanstausee. Die Reise über die Sahara entpuppte sich als sehr anstrengend. Am Donnerstag (4. März) verlies er den Lauf des Nil, um nach Nordosten Richtung Golf von Suez abzubiegen. Er überquerte den Golf am Samstag (6. März) um die Mittagszeit. Seine letzte Ortung stammt aus der Nacht vom 7. auf den 8.  März. Da schief Gustav in der Wüste mitten auf der Sinai Halbinsel.

Kurze Meldung von Arthur

Während wir auf Daten von Leo und Fred nach wie vor warten, hat sich der Sender von Arthur kurz gemeldet. Gestern sendete er eine Positionsmeldung vom Nil nördlich von Dongola. Auch er hat also die Sahara überquert und ist auf dem Weg nach Norden. In den nächsten Tagen werden wir dann bei besserem Mobilfunknetz mehr Daten bekommen und können dann seine bisherige Reise genauer nachvollziehen.

Gustav weiter Richtung Norden

Gustav ist weiter Richtung Norden gezogen. Er hatte die Nilschleife nördlich von Karthum abgeschnitten und erreichte nach einer Übernachtung in der Wüste wieder den Nil bei Merowe. Oberhalb der Stadt ist der Nil zu einem See aufgestaut. Am Ufer diese Stausees verbrachte Gustav eine Nacht, um am Samstag (27. Feb.) seine Reise Richtung Assuan fortzusetzen.

Gustav ist gestartet

Gustav ist am Sonntag (21. Feb.) zu seinem Heimflug gestartet. In den vergangenen Jahren war er ebenfalls Ende Februar gestartet. Die letzten Wochen hatte er sich in der Region südlich von Umm Ruwaba in der sudanesischen Provinz Kordofan aufgehalten. Zunächst einmal ist er Richtung Osten gezogen, um am nächsten Tag den Weißen Nil zu erreichen. Dann ging es den Nil weiter entlang Richtung Norden. Am Dienstag (23. Feb.) überflog Gustav Karthum. Seine täglichen Etappen sind mit maximal 150 Kilometern allerdings noch recht kurz.

Gestern, Mittwoch (24. Feb.) erreichte er ein Bewässerungsgebiet nahe des Nil bei Wad Hamid. Die kreisrunden Bewässerungsfelder sind gut auf dem Satellitenbild zu erkennen. Dort muss er sich auf dem Arm einer Bewässerungsanlage gestellt haben, der ihn innerhalb von drei Stunden einmal rund um das Feld gefahren hat. Diese Bewässerungsfelder scheinen eine große Attraktivität für die heimziehenden Weißstörche zu haben.

Das besondere Zugverhalten von Robert

Robert zeigte ein besonderes Zugverhalten, dass sich über die Jahre veränderte. Er wurde das erste Mal im Juli 2017 besendert. In den ersten Wintern zog er noch bis in den Sudan. Allerdings ließ er sich im Vergleich zu den anderen Störchen viel Zeit. So rastete er sehr lange bei Sharm el Sheik auf dem Sinai. Im Winter 2018/19 flog er entlang des Nils nach Süden. Dabei nutzte er die Bewässerungsgebiete am Nil und machte dort jeweils eine längere Pause. Dabei erreichte er die Sahelzone erst im November, mehr als einen Monat später als die anderen Störche.

Seit dem Winter 2019/20 überwinterte er im Westjordanland. Er hatte also sein Zugverhalten Stück für Stück verändert. Mit dem Rückflug startete Robert aber im gleichen Zeitraum wie die Störche die in Afrika überwinterten. Weil er einen kürzeren Zugweg hatte, war er im vergangenen Frühjahr schon früh im Brutgebiet. In diesem Jahr war der Zug über Anatolien wegen des Wintereinbruchs sehr beschwerlich. Das veränderte Zugverhalten muss für den einzelnen Storch nicht in jedem Jahr von Vorteil sein.

Störche, die nach Westen ziehen

Bei den Kommentaren tauchte kürzlich die Frage auf, ob mittlerweile alle Störche auf der Westroute auf der Iberischen Halbinsel oder in Nordafrika überwintern. Oder gibt es noch welche, die die Sahara überqueren und bis nach Westafrika fliegen?

Ja, es gibt noch Weißstörche, die in Westafrika überwintern. Wie hoch ihr Anteil unter den westziehenden Weißstörchen in Deutschland ist, kann man leider nicht sagen. Vermutlich ziehen aus Deutschland die meisten Weißstörche lediglich nach Spanien oder nach Nordafrika. In unserem Projekt hatten wir den Storch Nobby, der im Winter 2016/17 bis in den Senegal geflogen ist. Leider ist er in Mauretanien verschollen, so dass wir ihn nur ein paar Monate lang beobachten konnten.

Ein interessanter Aspekt beim Zug des Weißstorchs im Westen ist der Unterschied zwischen der spanischen Population und der nordwesteuropäischen Population. Jungvögel, die in Spanien erbrütet werden, ziehen in ihrem ersten Winter noch nach Westafrika. Später ziehen viele nicht mehr und bleiben auch in Spanien. Jungstörche aus Deutschland ziehen lediglich bis nach Spanien oder Nordafrika.

Auf der westlichen Zugroute hat sich seit den 1980ziger Jahren viel verändert. In Portugal z. B. hat die Zahl der überwinternden Weißstörche zwischen 1995 – 2015 von ca. 1.200 Individuen auf 14.400 zugenommen. In Spanien ist die Entwicklung ähnlich. Die Weißstörche auf der Iberischen Halbinsel finden viel Futter vor. Mit der kürzeren Zugroute haben sie ein geringeres Risiko zu verunglücken. So hat sich die Überlebensrate der sog. Westzieher verbessert und in der Folge ist der Bestand des Weißstorchs in Westeuropa stark angestiegen.

Hans Albert – Nachtrag

Für Hans Albert ist noch von seinem letzten Reisetag zu berichten. Die Nacht von Dienstag (16. Feb.) auf Mittwoch verbrachte er auf einer Laterne am Tennisplatz des niederländischen Städtchens Molenhoek. Um 9:30 Uhr startete er zu seiner letzten Reiseetappe, ohne dass er zuvor auf einer Wiese nach Futter gesucht hatte. Es ging ohne eine Flugpause Richtung Nordosten und er erreichte Vaale gegen 16:30 Uhr. Da hatte er dann an diesem Tag 370 Kilometer zurückgelegt.

Ähnlich wie Hans Albert müssen viele Störche im Südwesten Frankreichs gewartet haben, dass sich Schnee und Kälte im Norden verziehen. Am Mittwoch und Donnerstag wurde an vielen Nestern in Schleswig-Holstein die Rückkehr der Brutstörche gemeldet. Hans Albert hatte also viele Artgenossen im „Schlepptau“.

 

Keine Meldungen von Fred

Den derzeitigen Aufenthaltsort von Fred kennen wir leider nicht. Bis Ende Januar rastete er im Süden Tansanias, wo er täglich oft viele Kilometer weit in der Savanne umhervagabundierte. Wo er sich jetzt aufhält wissen wir leider nicht. Wahrscheinlich hat sein Sender kein Netz. Da bleibt uns nur abzuwarten.

Leo immer noch im Tschad

Bei Leo gibt es immer noch keine Aktivitäten, die in Richtung Heimzug deuten. Im Gegenteil: Er ist sogar einige Kilometer nach Süden geflogen. Nun rastet er gut 200 Kilometer südwestlich des Lac Fitri in einer Gegend mit schlechtem Mobilfunknetz. Deshalb haben wir länger nichts von ihm gehört.

Arthur noch nicht auf dem Heimweg

Es schien in der vergangenen Woche so, dass sich Arthur auf den Heimweg gemacht hätte. Er war zwar in Richtung Nordosten gezogen, seitdem rastet er jedoch in einem Wadi nahe der Grenze zum Sudan. Hier legte er schon auf dem Hinweg einige Tage lang eine Pause ein. Sein Sender hatte sich in den letzten Tagen nur sehr sporadisch gemeldet, weil es in der Gegend am Rande der Sahara kein gutes Mobilfunknetz gibt. Aber er scheint wohlauf zu sein.