Bei den Kommentaren tauchte kürzlich die Frage auf, ob mittlerweile alle Störche auf der Westroute auf der Iberischen Halbinsel oder in Nordafrika überwintern. Oder gibt es noch welche, die die Sahara überqueren und bis nach Westafrika fliegen?
Ja, es gibt noch Weißstörche, die in Westafrika überwintern. Wie hoch ihr Anteil unter den westziehenden Weißstörchen in Deutschland ist, kann man leider nicht sagen. Vermutlich ziehen aus Deutschland die meisten Weißstörche lediglich nach Spanien oder nach Nordafrika. In unserem Projekt hatten wir den Storch Nobby, der im Winter 2016/17 bis in den Senegal geflogen ist. Leider ist er in Mauretanien verschollen, so dass wir ihn nur ein paar Monate lang beobachten konnten.
Ein interessanter Aspekt beim Zug des Weißstorchs im Westen ist der Unterschied zwischen der spanischen Population und der nordwesteuropäischen Population. Jungvögel, die in Spanien erbrütet werden, ziehen in ihrem ersten Winter noch nach Westafrika. Später ziehen viele nicht mehr und bleiben auch in Spanien. Jungstörche aus Deutschland ziehen lediglich bis nach Spanien oder Nordafrika.
Auf der westlichen Zugroute hat sich seit den 1980ziger Jahren viel verändert. In Portugal z. B. hat die Zahl der überwinternden Weißstörche zwischen 1995 – 2015 von ca. 1.200 Individuen auf 14.400 zugenommen. In Spanien ist die Entwicklung ähnlich. Die Weißstörche auf der Iberischen Halbinsel finden viel Futter vor. Mit der kürzeren Zugroute haben sie ein geringeres Risiko zu verunglücken. So hat sich die Überlebensrate der sog. Westzieher verbessert und in der Folge ist der Bestand des Weißstorchs in Westeuropa stark angestiegen.