Luchse brauchen zuerst sichere Lebensräume

Die ursprünglich in Polen ausgewilderte Luchsin Mira an der Saaltalsperre im Saale-Orla-Kreis. Foto: Dirk Rudat (23.05.2021).

In Thüringen gibt es noch genug Platz für Luchse. Deren Lebens- und Wanderungsbedingungen müssen verbessert werden, damit sich Tiere aus den umliegenden Populationen im grünen Herzen Deutschlands gefahrlos treffen und auch für Nachwuchs können.

Am 23. Mai gelang Dirk Rudat auf seiner Wanderung am Thüringer Meer ein spektakuläres Foto. In etwa 20 Meter Entfernung vor ihm, unweit des Weges, lag ein Luchs, der ein Sendehalsband um den Hals trug. Das aktuelle Bild lässt vermuten, dass die 2019 in Westpommern in Polen ausgewilderte Luchsin Mira sich nun dauerhaft im Gebiet des Thüringer Meeres und im Einzugsgebiet der Oberen Saale aufhält. Dirk Rudat hat genau das Richtige gemacht: den Luchs zurückhaltend aus der Distanz beobachtet, ein Foto gemacht und uns zugesendet. Mittlerweile wurde das Foto auch vom zuständigen Kompetenzzentrum Wolf, Biber, Luchs des Thüringer Umweltministeriums begutachtet und als sogenannter C1-Nachweis bewertet. Damit ist die Anwesenheit des Tieres eindeutig bestätigt.

Der erste Nachweis eines besenderten Luchses in der Region gelang im Dezember 2020. Seitdem war klar, dass es sich bei dem Tier um die Luchsin Mira aus Polen handelt. Sie wurde immer wieder im Gebiet der Oberen Saale und des Thüringer Meeres nachgewiesen. Luchsin Mira stammt ursprünglich aus Westpommern. Sie wurde dort im Rahmen eines Wiederansiedlungsprojektes, mit einem Sendehalsband ausgestattet und zusammen mit Luchskater Pako in die Freiheit entlassen. Die Geschichte der Luchsin Mira zeigt die hohe Mobilität von Luchsen. Allerdings sind es normalerweise die Luchskater, die sich auf weite Wanderungen begeben. Luchsweibchen hingegen bleiben vorzugsweise im Einzugsgebiet ihrer Herkunft. Desto überraschender ist die Tatsache, dass Mira jetzt scheinbar dauerhaft in Thüringen angekommen ist. Der NABU Thüringen sammelt Hinweise und Daten zur Anwesenheit der schönen Pinselohren. Wir wollen Herausfinden wie viele Luchse es in Thüringen gibt und warum es Europas größter Katze scheinbar so schwer fällt, sich dauerhaft im Freistaat niederzulassen.

Der NABU Thüringen hatte eine im Jahr 2019 an der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU Jena) vorgestellte Abschlussarbeit zum Luchs unterstützt, die sich mit dem Potenzial von Lebensräumen in Thüringen beschäftigte. Diese an von der FSU Jena und der Universität Potsdam betreute Studie von Sophie Müller (geb. Hoffmann) erbrachte eine klares Ergebnis: Thüringen hat in seinen wild- und waldreichen Gebieten Platz für mindestens 90 selbstständige Luchse!

Thüringen, zwischen den beiden größten Luchspopulationen im Harz und im Bayerischen Wald, bietet aufgrund seiner wild- und waldreichen Gebirgslagen grundsätzlich gute Bedingungen für den Luchs. Die bislang wenigen Nachweise im Freistaat belegen, dass Luchse den Weg nach Thüringen selbstständig finden können. Selbst aus Polen ist nun eine Luchsin namens Mira (Foto), in das Gebiet der Oberen Saale eingewandert und beim Thüringer Meer sesshaft geworden. Dagegen ist aktuell unklar, was mit Luchs Aslan im Thüringer Wald geschehen ist. Ist er noch da? Finden Mira und Aslan vielleicht zueinander? Das sind aktuell nur zwei spannende Fragen von vielen. Und ob die schönen Pinselohren in Thüringen bleiben, liegt letztlich an verschiedenen Faktoren.

Die größte Herausforderung ist bislang, dass umherstreifende Luchse in Thüringen – außerhalb des Harzer Einzugsgebietes – in der Regel keine Artgenossen treffen, um sich mit diesen verpaaren zu können. Für uns Menschen bedeutet das, dass wir uns konkret Gedanken darüber machen müssen, wie wir die Lebens- und Wanderungsbedingungen für die Luchse verbessern können, damit sie endlich zueinander finden.

Da Luchse, wie auch Wölfe und andere wandernde große Wildtiere, sich nicht an Landesgrenzen halten, müssen wir länderübergreifend planen und handeln. Verbesserter Lebensraumschutz und eine effektive Lebensraumvernetzung sind hierfür unter anderem wichtige Voraussetzungen. Es sterben einfach noch zu viele Luchse im Straßenverkehr. Aber auch die illegale Jagd auf Luchse und Wölfe hat offenbar Dimensionen in Deutschland angenommen, die uns zum Handeln zwingen. Der NABU Thüringen fordert deshalb schon länger die Einrichtung einer zentralen Stabsstelle für Ermittlungen zu Umweltstraftaten. Langfristig ist diese zentrale Ermittlungsstelle eine wichtige Voraussetzung, um gegebenenfalls auch Luchse im Grünen Herzen Deutschlands gezielt auswildern zu können.

Um Luchse und ihre Lebensräume noch besser zu schützen, hat der NABU Thüringen aktuell die Aktion LuchsWald gestartet. Pro Jahr werden bis zu drei Wälder in Thüringen als LuchsWald ausgezeichnet, die in besonders vorbildlicher Weise für den Waldnatur- und Lebensraumschutz stehen. Waldbesitzer*innen können sich um eine symbolische Auszeichnung ihrer Wälder beim NABU Thüringen bewerben. Darüber hinaus nimmt der NABU Thüringen Hinweise und Meldungen zum Luchs dankend entgegen.

Hier gehts zur Studie und zu weiteren Informationen rund um das schöne Pinselohr 👇

https://thueringen.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/luchs/index.html

 

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