Straßenverkehr: die große Gefahr für Wolf, Wildkatze & Luchs!
Innerhalb kurzer Zeit erreichten uns im Mai 2021 gleich zwei Meldungen zu überfahrenen weiblichen Wildkatzen in Thüringen, die offenbar akut Nachwuchs zu versorgen hatten – 2016 und 2019 wurden zwei junge Wölfinnen auf Thüringer Autobahnen überfahren
Der Straßenverkehr stellt für Wolf, Wildkatze und Luchs eine der tödlichsten Gefahren in unserer stark durch den Menschen geprägten Landschaft dar. Daneben ist für Luchs und Wolf auch die illegale Bejagung in Deutschland zu einer ernsthaften Bedrohung für die Rückkehrer geworden. Doch was können wir tun?
Wir können aktiv helfen: buchstäblich im letzten Augenblick sind wir so z. B. am 13. Mai 2021 im Saale-Holzland-Kreis zu einem Rettungseinsatz gerufen worden. Aufmerksame Wanderer meldeten zu Christi Himmelfahrt eine laut miauende kleine Katze in einer alten Baumhöhle. Schnell vor Ort wurde klar, dass es sich um eine etwa 3 bis 4 Wochen junge Wildkatze handelt, die offenbar schon vor zwei oder drei Tagen von ihrer Mutter zurückgelassen oder gar aufgegeben wurde. Nicht auszuschließen, dass die Wildkatzenmutter sich derart gestört gefühlt hat, dass sie ihr Junges schließlich aufgegeben hat – in unmittelbarer Nähe waren frische Holzeinschläge erkennbar.
Findulin in einer Baumhöhle bei Plinz/Altenberga (SHK, 13.05.2021). Video: S. Tamás.
Besonders dramatisch in diesem Zusammenhang sind die Funde vom 04. und vom 17. Mai 2021 von zwei Wildkatzen, die im Straßenverkehr überfahren worden sind. In den beiden aktuellen Fällen aus Thüringen hat sich bisher u.a. durch Untersuchungen des Phyletischen Museums in Jena herausgestellt, dass es sich um weibliche Wildkatzen handelt, die auch ein laktierendes Gesäuge aufwiesen und somit offenkundig auch Wildkatzennachwuchs zu versorgen hatten. Dieser Nachwuchs dürfte damit sehr wahrscheinlich verstorben sein bzw. versterben, wenn er nicht rechtzeitig aufgefunden wird.
Grundsätzlich gilt: Wildkatzen im Wald lassen und umgehend dem NABU melden! Erst wenn nach einem überschaubaren Zeitraum keine Versorgung oder Rückkehr der Wildkatzenmutter erfolgt, muss zügig gehandelt werden. Bitte kontaktiert uns in entsprechenden Fällen oder bei vergleichbaren Beobachtungen. Bitte lasst die Wildkatzen aber unbedingt vor Ort – wir kümmern uns darum! Immer wieder werden Wildkatzenjunge mit vermeintlich ausgesetzten jungen Hauskatzen verwechselt und mitgenommen. Schnell stellt sich dann heraus, dass es sich sich um unzähmbare Wildkatzen handelt. Diese müssen dann so schnell wie möglich zurück in den Wald, damit sich die Wildkatzenmutter, um ihre Jungen kümmern kann. In der Regel versorgen Wildkatzenmütter ihren Nachwuchs alleine. Natürlich müssen Wildkatzenmütter auch mal zwischendurch auf Nahrungssuche und entfernen sich dabei kurzzeitig von ihren Jungen. In diesem Zeitraum kann es passieren, dass sich der Nachwuchs verselbstständigt. Wenn die Wildkatzenmutter zurückkehrt, kümmert sie sich aber wieder um ihre Jungen. Hierbei sollte man den Fundort der jungen Wildkatzen keinesfalls unnötig stören, sonst könnte die Wildkatzenmutter im schlimmsten Fall ihren Nachwuchs aufgeben und zurücklassen. Damit wären die kleinen Wildkatzen verloren.
In den vorliegenden beiden Fällen der überfahrenen Wildkatzen wurde das Wildkatzenjunge mit dem Namen Findulin an eine Wildtierauffangstation übergeben. Der kleine Wildkater wurde bereits zweimal dem Tierarzt vorgestellt. Jetzt heißt es Daumen drücken, denn in einem zarten Alter von 3 bis 4 Wochen ist nämlich noch nicht klar, ob die kleine Wildkatze überleben wird. Die Chancen stehen aber gut. Aktuell geht es dem kleinen Findulin gut und er ist wohl auf. Nun gibt es konkrete Überlegungen dazu, den kleinen Findulin nach Worbis in den Bärenpark zu bringen. Dort leben in einem Gehege auch schon mehrere Fund-Wildkatzen, die durch den Bärenpark betreut, aufgepäppelt und schließlich wieder in ihrem Fundgebiet ausgewildert werden. Auch Findulin soll möglichst artgerecht und wild aufwachsen, denn schon im Herbst dieses Jahres soll er in seinem Fundgebiet zurück in die Freiheit entlassen werden.
Im Fall der überfahrenen Wildkatze bei Trügleben (Lkr. Gotha) haben sich Aktive des NABU Gotha e.V. am 18. Mai auf die Suche nach einem möglichen Geheck in der unmittelbaren Umgebung gemacht und wurden in einem alten verlassenen Bunker fündig. Hierbei konnten zwei Wildkatzenjungen im Alter von ca. 2 Wochen geborgen und anschließend dem Tierarzt vorgestellt werden. Nachdem die jungen Kätzchen erstversorgt waren, kamen sie am 19. Mai nach Worbis in den Bärenpark. Hier werden sie in den nächsten Wochen versorgt und auf die Wiederauswilderung in ihrem Fundgebiet vorbereitet.
Versorgung eines der Wildkätzchen aus dem Zweier-Geheck von Trügleben (Lkr. Gotha). Foto: NABU Gotha e.V.
Für Meldungen zu Wildkatzen könnt ihr euch direkt an uns wenden:
Silvester Tamás
Tel.-Nr. 0177-5573434
Mail: Wildkatze@NABU-Thueringen.de
Weitere Informationen zu Wildkatzen und unserem Engagement findet ihr hier 👇:
https://thueringen.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/wildkatze/index.html
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