Dass die Kauz-Männchen sich mit zunehmendem Fortschritt des Brutgeschehens immer weniger am Nest sehen lassen ist normal. Zunächst einmal will das Weibchen das Männchen grundsätzlich von den Küken fernhalten. Das Männchen füttert daher auch nie selber, sondern übergibt immer die Beute an das Weibchen. Das ist bei den meisten Greifvogel- und Eulenarten so. Dafür hat das Männchen die Hauptlast bei der Futtersuche. Je größer die Jungen werden, desto mehr Futter muss gefunden werden und desto beschäftigter ist das Männchen. Erst später, wenn die Jungen nicht mehr gewärmt werden müssen, hilft das Weibchen mit. Und auch das Berliner Männchen, dass bisher immer mit der Familie im Kasten tagsüber geruht hat, hat sich inzwischen einen anderen Tagesrastplatz gesucht.

Zur Beringungsaktion in Holland: Ich habe mir den Film dazu zwar nicht angeschaut, kann aber den Schilderungen in den Kommentaren hier entnehmen, worum es geht. Grundsätzlich muss man bei so einer Aktion immer das Für und Wider gegeneinander abwägen. Die wissenschaftliche Beringung der Vögel macht nur dann Sinn, wenn man davon im Rahmen eines größeren Forschungsprojektes relevante wissenschaftliche Erkenntnisse erwarten kann und es auch jemanden gibt, der die entsprechenden Daten sinnvoll auswertet. Das ist z.B. bei den Käuzen in Berlin nicht der Fall, so dass wir dort keine Beringung vornehmen. Das Herumzeigen der Jungvögel hat natürlich für die Teilnehmer einen tollen umweltpädagogischen Effekt - ähnlich wie unsere Webcams. Sicherlich konnten einige der Teilnehmer dadurch für den Schutz von Vögeln motiviert werden. Diesen beiden möglichen Vorteilen steht natürlich der Stress gegenüber, dem man die Vögel dadurch aussetzt. Tatsächlichen Schaden nehmen die Vögel jedoch im Normalfall durch die Beringung und das zusätzliche Herumzeigen nicht - angenehm ist es für sie aber natürlich nicht. Wie man aber sehen kann, hat es die Vögel in ihrer weiteren Entwicklung nicht beeinträchtigt. Man könnte sagen, dass diese unangenehme Operation ihr Beitrag zur Umweltbildung für den Vogelschutz war. Wer so eine Aktion durchführt, muss sich also genau überlegen, ob der wissenschaftliche Erkenntnisgewinn oder der Umweltbildungseffekt den zusätzlichen Stress für die Jungvögel wert ist. Wenn nicht, sollte man es lieber lassen. Das Anfassen ohne Handschuhe ist übrigens bei Jungvögeln kein Problem, auch wenn die meisten Menschen das Gegenteil annehmen. Vögel benutzen nämlich ganz anders als Säugetiere ihren Geruchssinn kaum. Dass Altvögel ihre Jungen aufgeben, weil ihnen der Geruch von Menschen anhaftet, ist definitiv nicht richtig. Ganz anders ist das aber bei jungen Hasen oder Rehkitzen. Der Berliner Kauzmann lebt sicherlich noch: Ich habe heute früh schon eine Menge Sequenzen geprüft. Gesehen habe ich ihn zwar noch nicht, da er anscheinend nicht mehr im Kasten schläft. Aber heute Nacht ist das Weibchen für nur 30 sec. kurz ausgeflogen und gleich mit einer Maus zurückgekommen. Das war mit Sicherheit eine Beuteübergabe vom Männchen an das Weibchen außerhalb des Kastens. Er ist also noch da und mit der Beutejagd gut beschäftigt. Leider gibt die Szene mit der Blindschleiche nicht viel her. Man kann sie kaum erkennen und die Bestimmung ist auch nicht 100% sicher. Aber ich werde trotzdem mal versuchen einen Screenshot zu machen.

Vor Ostern gab es eine ähnliche Situation mit zwei Nebelkrähen, die die Käuze am Kasten geärgert haben. Damals wurde es dem Männchen dann zu bunt. Er ist wieder aus dem Kasten ausgeflogen und hat sich in der Fichte im Hintergrund versteckt. Als die Krähen dann wiederkamen hat er eine davon tatsächlich in der Luft angegriffen, so dass diese rücklings Richtung Boden torkelte. Die Krähen waren dann ganz schnell weg und für den Tag war Ruhe. Das Männchen hatte es sich dann wieder im Kasten gemütlich gemacht. Vielleicht ist es dieses Mal auch wieder so. Das Männchen ist ja gerade nicht im Kasten... Die Szene mit der Krähe haben wir gesichert und ich hoffe, dass wir sie demnächst auch ins Archiv stellen können.

Der Live-Stream aus Berlin müsste eigentlich weiterhin funktionieren, und zwar fast immer auf normalen Komputern und etwas unregelmäßiger beim Zugang über Handys. Manchmal kann es trotzdem haken. Dann hilft es meistens, den Stream nach einiger Zeit noch einmal aufzurufen. Im Zweifelsfall könnte man auch mal versuchen einen anderen Browser zu benutzen, z.B. Internet Explorer statt Firefox oder umgekehrt.

Die Eule, die man in Berlin sieht, ist eigentlich immer das Weibchen. Das Männchen gibt es aber noch, alles ist gut! Nur übergibt es die Beute derzeit meist schon außerhalb des Kamerablickfeldes. Von vorletzter Nacht habe ich aber immerhin noch eine Szene entdeckt, in der er eine Maus bis ans Loch bringt und erst dort übergibt. Den Screenshot stelle ich gleich ein.