Vor dem Sprung nach Afrika
Michael hat jetzt bereits Syrien, Israel und die Sinaihalbinsel hinter sich gelassen. Am Montag (28. August) überflog er Israel und verbrachte die folgende Nacht in der Negev-Wüste. Dienstagabend hatte er schon die Sinaihalbinsel durchquert und war nahe der Küste bei El Tor gelandet. Am nächsten Tag soll es über den Golf von Suez gehen.
Wenn unsere Störche die Türkei hinter sich gelassen haben, nehmen sie während ihrer Pausen kaum noch Futter auf. Auf diese Weise können sie die nun folgenden Etappen über die Wüstengebiete überwinden. Sie nehmen während dieser Zeit natürlich an Gewicht ab. Das kommt ihnen aber als Segelflieger sehr entgegen, denn leichtere Vögel können auch besser segeln. Sobald sie die Sahelzone im Sudan oder Tschad erreicht haben fressen sie sich wieder ein Fettpolster an.
7 Kommentare
Torsten Beyer
08.09.2017, 16:49Hallo, hier mal ein Kommentar zum Thema Gewicht beim Segelfliegen von einem Segelflieger. Deine Aussage, dass leichtere Vögel die besseren Segler sind ist zumindest aus physikalischer Sicht nicht richtig. Ob es da biologische Gründe gibt, entzieht sich meiner Kenntnis. Die Gleitzahl (das Verhältnis von Streckengewinn zu Höhenverlust) ist bei jedem Fluggerät und auch bei Vögeln fix - bei komplexen Flugzeugen und Vögeln natürlich immer abhängig von der gewählten Flügelgeometrie (kann man bei Raubvögeln gut beobachten). Denn sie basiert im Kern auf der Tragflügelgeometrie, dem Flügelprofil, den Widerständen an den Flügelenden und dem Flügel-Rumpfübergang und der Stirnfläche. Der Auftrieb hängt bei konstanter Temperatur und Flughöhe vom Quadrat der Geschwindigkeit ab. Hohes Gewicht bewirkt nun, dass man schneller fliegen muß, um den erforderlichen Auftrieb zu erzeugen, geringeres Gewicht bedeutet man kann etwas langsamer fliegen. Die beste Gleitzahl aber bleibt (siehe oben) gleich - denn sie hängt nicht vom Gewicht ab. D.h. im Kern: wenn ich schwer bin, kann ich von Aufwind zu Aufwind schneller fliegen - bei gleicher Gleitzahl, als wenn ich leicht wäre. Ich komme also schneller voran. Der Preis für das hohe Gewicht ist lediglich ein wenig schlechteres Steigen im Aufwind. Die Thermik muß im Storchenfall also ein paar 100Gramm mehr nach oben wuchten. Wenn die Aufwinde - wie über der Wüste zu vermuten - aber eher stark sind, stellt das gar keinen Nachteil dar. Das ist der Grund, warum Segelflugzeuge bei gutem Wetter durch Betankung mit Wasser extra schwer gemacht werden. Wenn also der Storch schwer ist, kommt er zwischen den Aufwinden etwas schneller vorwärts. Was ich bei der Betrachtung natürlich nicht bewerten kann: vielleicht erzeugt ein schwerer (=dicker) Storch auch mehr Luftwiderstand (weil er halt etwas moppeliger ist). Wenn dieses mehr an Hüftgold jetzt die Gleitzahl deutlich verschlechtert, hat der schlanke Storch vielleicht tatsächlich Vorteile.
AntwortenKai-Michael Thomsen
11.09.2017, 11:48Hallo, vielen Dank für die ausführlichen Erläuterungen. Störchen starten im Gegensatz zu Singvögeln mit einem geringen Gewicht ins Winterquartier. Singvögel brauchen die Fettpolster als Treibstoff, bei Weißstörchen als Segelflieger ist dies nicht notwendig. Im Winterquratier nehmen sie stark an Gewicht zu , um im Frühjahr wieder leichter zu werden. Zumindest scheint das geringere Gewicht nicht mit dem Segelflug zusammenhängen. Viele Grüße Kai
AntwortenTorsten Beyer
11.09.2017, 17:19Ja, da sind wir jetzt im Bereich der Biologie angekommen. Vielleicht fliegt es sich ohne Hüftgold angenehmer, als mit. Wer weiß. Mutter Natur wird sich 'was dabei gedacht haben. Wie gesagt, an der Physik liegt's nicht. Da wären ein paar Gramm mehr vermutlich hilfreich :-) Gruß Torsten
AntwortenRenate Elisabeth Agné
03.09.2017, 08:37Es berührt mich immer wieder Ihre Berichte zu lesen. Herzlichen Dank!
AntwortenClaudia Drescher-Lühn
01.09.2017, 19:59Lieber Kay Michael, vielen Dank für deine immer sehr informativen und lehrreichen Kommentare. Ich freue mich jedes Mal darüber. Liebe Grüße
AntwortenMartha Bürgler
01.09.2017, 17:44Eben habe ich überlegt, welche Strecke die Störche zurücklegen von der Türkei bis Ägypten, und das ohne zu fressen! Extreme Weiten! Vielen Dank für die tolle Erklärung! Grüsse aus dem Storchendorf Möhlin am Hochrhein !
AntwortenJuanita Wilhelm
01.09.2017, 16:20Danke Kai für die Berichterstattung. Ich begleite sie mit guten Wünschen.
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