Tini ist nach Westen gezogen

Wenn ein neu besenderter Storch im Spätsommer auf die Reise geht, sind wir immer ganz gespannt welche Richtung er einschlägt. Eigentlich wollen wir vor allem Ostzieher besendern, weil wir deren Bedingungen im afrikanischen Sahel untersuchen wollen. Die Auswahl klappt ganz gut, indem wir Vögel auswählen, die erst im April an ihr Nest zurückkehren. Aber das klappt nicht in jedem Fall. Und so ein Fall ist Tini. Im Gegensatz zu ihrem Männchen ist die Westzieherin.

Bis zum 21. August vagabundierte Tini einige Kilometer um ihren Nestplatz in Hoort herum. Dann flog sie über den Schaalsee in Richtung Süden und machte in der Winsener Marsch, südlich der Elbe zwei Tage lang Pause, bevor es am 23. August weiter nach Südwesten ging. Am Nachmittag erreichte sie das Steinhuder Meer. Am nächsten Abend landete sie nach fast 400 Kilometern den nördlichen Rand der Ardennen in Belgien. Am 25. August flog sie nur wenige Kilometer bis an den Südrand der Ardennen und machte dort einige Tage lang auf einer Mülldeponie Rast.

Am Sonntag (29. August) erreichte sie die Gegend nördlich von Bordeaux, wo sie sich noch heute aufhält. Auch dort versucht sie vor allem auf Mülldeponien ihr Futter zu finden.

 

Kai-Michael Thomsen

NABU-Storchenexperte

5 Kommentare

Renate Elisabeth

02.09.2021, 08:31

Lieber Herr Thompsen, auch ich freue mich so sehr darüber, dass Sie weiterhin diesen Blog betreuen und über die Störche berichten, die sich jetzt wieder auf den Weg gemacht haben. Wenn ich dann lese, dass die Mülldeponien offensichtlich sehr beliebt sind und dort Futter gesucht wird, mache ich mir zunehmend mehr Sorgen um die Gesundheit dieser wunderschönen Vögel. Was können sie dort finden, dass sie trotzdem nicht krank werden davon? Ich danke Ihnen für Ihr Engagement!

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Achim

01.09.2021, 07:51

Das interessiert mich auch, ob es genetisch bedingt ist, warum es West- und Ostzieher gibt.

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Dorie

01.09.2021, 00:11

Danke lieber Herr Thompson, dass Sie uns wieder mitnehmen auf die abenteuerliche Reise der Störche! Eine Frage hätte ich: Was finden denn die Störche auf den Mülldeponien zu fressen? Diese scheinen für sie ja extrem attraktiv zu sein... Muss man da nicht befürchten, dass sie sich vergiften oder Plastikmüll fressen?

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Helga Krukow

31.08.2021, 16:55

wunderbar, wieder von dem doch so unterschiedlichen Verhalten der erstaunlichen Vogelzieher zu lesen. Da mir die Ecken zumindest innerhalb Deutschlands wohlbekannt sind, fliege fast schon mit. In meinem Umfeld sind die hier seit Jahren nistenden Störche, einmal im Soonwald in Gebroth ein Teil des Hunsrücks, und in Gaulsheim bei Bingen am Rhein, auch schon seit Wochen unterwegs; zumindest das von Abenteuerlust vollgeladene Jungvolk ! Selbst hier in Bad Kreuznach nistet seit etlichen Jahren hoch oben in einem Strommast oberhalb einer nicht wenig befahrenen Umgehungsstraße ein Storchenpaar. Die Alten habe ich noch vor 2 Tagen auf dem Nest gesehen; offenbar tanken sie noch Kraft auf für den langen oder vielleicht auch kurzen Zug nach Frankreich, Spanien; wie auch immer, sie kennen ihren Weg ! Danke nochmals für die aufregenden Reiseberichte ! Hoffen wir, daß im Besonderen die Ostzieher, die immerhin über unruhiges Gegenden fliegen, wohlbehalten an ihrem Überwinterhungsquartier in Afrika landen und unbehelligt leben dürfen.

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Melanie

31.08.2021, 15:55

Schön, wieder von den Störchen zu lesen :-) Vielleicht ist das eine dumme Frage, aber woran liegt es, dass Störche Ost- oder Westzieher werden? Orientieren sich die Jungstörche an Ihre Eltern oder ist das Zugverhalten angeboren? Liebe Grüße Melanie

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