Die Reise geht los

Bei dem Wetter kann ein Weißstorch im August nicht widerstehen. Den ganzen Tag lang strahlender Sonnenschein und Wärme – ideales Thermikwetter zum Ziehen. So haben sich die ersten drei Senderstörche auf den Weg gemacht: Ronja und Nobby nach Südwesten und Michael nach Südosten. Gustav und Arthur sind noch geblieben. Kein Wunder, denn ihre Jungen sind erst vor kurzem flügge geworden.

Den regelmäßigen Lesern unseres Blogs wird es aufgefallen sein: zwei neue Namen und einer fehlt. Wir haben zwei neue Senderstörche, Arthur aus Looft im südwestlichen Schleswig-Holstein und Nobby aus Bergenhusen. Wir werden sie noch genauer vorstellen. Adele fehlt. Wir berichteten bereits – ihr Sender ist kaputt. Sie ist aber wohlauf und auch auf dem Weg nach Süden. Wir werden versuchen, sie im kommenden Jahr wieder zu fangen und den Sender zu wechseln.

Wir wünschen allen unseren Lesern viel Spaß bei der Storchenverfolgung und unseren Störchen natürlich alles Gute!

Häufig wird die Frage gestellt, wie die Jungstörche den Weg in die Winterquartiere finden, da sie doch vor ihren Eltern nach Süden ziehen. Die Frage, ob die Zugroute erlernt oder angeboren, ist hat schon sehr lange die Ornithologen interessiert. Dazu wurden schon in den 1930er Jahren Versuche gestartet, indem man Jungstörche aus dem östlichen Brutgebiet nach Westen verfrachtet hatte und sie beringt freigelassen hat. Diese Versuche ergaben keine eindeutigen Ergebnisse, so dass diese Experimente mit Hilfe der Satellitentelemetrie wiederholt wurden. Danach kann man festhalten, dass die Jungstörchen die allgemeine Zugrichtung nach Süden angeboren ist, sie aber während des Zuges auf bereits erfahrene Störche treffen, die sie in die jeweilige Richtung mitziehen.

Auch aus unserem Projekt gibt es ein Beispiel, dass diese These unterstützt. Im Jahr 2010 brüteten die beiden ostziehenden Senderstörche Gustav und Anni in Pahlen erfolgreich Junge auf. Eines dieser beringten Jungen wurde im Jahr darauf in Spanien – also auf der Westroute – abgelesen.

Rastender Weißstorchtrupp in der Türkei (Foto: K.-M. Thomsen).

Rastender Weißstorchtrupp in der Türkei (Foto: K.-M. Thomsen).

Kai-Michael Thomsen

NABU-Storchenexperte

2 Kommentare

Anka Mari

30.08.2016, 17:25

Hallo, Kai-Michael, sehr interessant, Ihre Ausführungen über den Storchenzug. Wie sieht es z. B. mit den Jungen von Ronja und Michael aus? Welcher Route werden sie folgen? Werden sie zusammen reisen, oder ist es auch möglich, dass zwei Ost- und zwei Westzieher werden? Ich freue mich schon über weitere interessante Informationen von Ihnen über die Reise der besenderten Störche (und Adele folge ich in Gedanken). Danke für Ihre Mühe. Sie begeistern damit viele Störchenfreunde. LG Anka

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Kai-Michael Thomsen

31.08.2016, 09:55

Hallo Anka Mari, über die Jungen von Ronja und Michael können wir nur Vermutungen anstellen. Sie werden wahrscheinlich gemeinsam gestartet sein. Sie trennen sich dann später. Alle Jungen haben einen Ring der Vogelwarte erhalten. Vielleicht werden die Ringe irgendwo auf dem Zug oder im Winterquartier abgelesen. Dann wissen wir es genau. Gruß Kai

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