Plastikkrise verstanden – es ist Zeit zu handeln!

Plastikkrise verstanden – es ist Zeit zu handeln!

2019 habe ich in Manila auf den Philippinen gelebt. Beim Tauchen in einem der schönsten Tauchgebiete der Welt habe ich mich an einem Müllsammeltauchgang beteiligt. Ich weiß nicht mehr, wie viele Kilos wir hochgeholt haben, aber die Plastikverpackungen waren überall. Auf einmal sah man nur noch Plastik und hatte ganz vergessen, dass dies eigentlich einer der schönsten Plätze der Welt ist.

Plastikmüll ist ein globales Problem. Kunststoff wird weltweit hergestellt, verkauft, verwendet und dann…

Und dann wird es verbrannt, deponiert, in der Natur entsorgt oder versucht zu recyclen. Selbst in Europa liegt die Kunststoff-Recyclingquote bei unter 50 Prozent. Das heißt, den überwiegenden Teil können wir maximal noch einmal verwenden, indem wir ihn im besten Fall, wie in Deutschland, der Energiegewinnung zuführen, also verbrennen. Zurück bleibt eine Asche, für die man keine weitere Verwendung mehr hat. Hinzu kommen die hohen CO2 Emissionen, die bei der Verbrennung dieses auf fossilen Rohstoffen basierenden Materials in die Atmosphäre freigesetzt werden.

Die globale Dimension wird einem auch wieder bewusst, wenn man sich die Verteilung der Produktion ansieht. China ist dabei laut Plastics Europe das Land mit der weltweit größten Plastik-Produktion. Nimmt man auch die anderen asiatischen Länder hinzu, wird in Asien knapp 49 Prozent des weltweiten Kunststoffes hergestellt. Dennoch befinden sich nach Recherchen des World Economic Forum 95 Prozent der Hauptsitze der 20 größten Kunststoff- (und Harz-) Hersteller in Europa und Nordamerika. Das globale Geflecht macht deutlich, dass es weltweiten Handelns bedarf, um der Plastikkrise entgegenzuwirken.

UN nimmt sich der Plastikkrise an

Vom 28. Februar bis zum 2. März hat die Umweltversammlung der Vereinten Nationen (engl. United Nations Environment Assembly, kurz UNEA) in Nairobi getagt. Seit vielen Jahre haben Naturschutzverbände weltweit ein internationales Abkommen gegen die zunehmende Plastikvermüllung gefordert und jetzt ist es endlich so weit, die Verhandlungen beginnen. Auch wenn bis zum Ende der Vorverhandlungen nicht klar war, ob das Abkommen nur auf freiwilligen Maßnahmen basieren wird oder es tatsächlich ein rechtlich bindendes Abkommen wird, scheint das unerbittliche Betonen der wachsenden weltweiten Plastikkrise durch die Verbände das UNEA-Gremium überzeugt zu haben. Wie vor einigen Jahren mit dem Pariser Klimaschutzabkommen, haben die Vereinten Nationen nun die Aufgabe, bis Ende 2024 ein rechtlich bindendes Abkommen zu entwickeln. Auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse sollen in dem Abkommen Vereinbarungen und Maßnahmen entwickelt werden, die den vollständigen Lebenszyklus von Plastik und Mikroplastik berücksichtigen, von der Herstellung bis hin zur Entsorgung. Insbesondere der Vermüllung der Meere soll in dem Abkommen eine besondere Rolle zu kommen. In diesem Mandat weist UNEA auch auf die wichtigen Zusammenhänge zwischen der Plastikvermüllung und unserer Gesundheit, dem Klimawandel und der Biodiversität sowie den Menschenrechten hin. Entsprechend müssen durch Technologie-Förderungen und finanzielle Sicherheiten die Vereinten Nationen dafür sorgen, dass die Plastikkrise nicht auf den Schultern der ärmeren Länder und den schwächsten Menschen unserer Weltgemeinschaft abgeladen wird.

2013, vor neun Jahren, fand in Berlin eine internationale Konferenz zum Thema Müll im Meer statt. Damals haben wir es geschafft, uns mit den Vertreter*innen der verschiedensten Interessensgruppen auf ein gemeinsames Grundverständnis des Plastikproblems zu einigen und heute scheint die Weltgemeinschaft bereit zu sein, konsequent zu handeln. Jetzt ist es wichtig, dass alle Akteur*innen, die Industrie, die Politik und die Zivilgesellschaft an einem Strang ziehen und ambitionierte Maßnahmen auf den Weg bringen. Denn Meere ohne Plastik ist das gemeinsame Ziel.

Headerbild: Kuhreiher auf der Suche nach Nahrung – © Javier Alonso Huerta – stock.adobe.com

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David Pfender
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2 Kommentare

sc

28.06.2022, 11:50

Viele Produkte braucht niemand wirklich. Die wesentlichste Strategie heisst degrowth, also Wirtschaftsschrumpfung und Wachstumsrücknahme. Das hat inzwischen der IPCC erkannt: https://timotheeparrique.com/sufficiency-means-degrowth/. Außerdem sollte die Motivation zum Müllsammeln erhöht werden. Warum nicht Pfand auf alle Verpackungen? In Yangpu/Shanghai gibt es seit 2019 eine smarte Recyclingmaschine, die jeglichen Müll scannt, wiegt und den Gegenwert auszahlt. Einen minimalen Beitrag zur Optimierung der Kreislaufwirtschaften leistet vielleicht die Entdeckung neuer plastikzersetzender Organismen https://sensiblochamaeleon.blogspot.com/2022/06/pilze-bakterien-enzyme-mikroben-und.html , deren industrielle Anwendung könnte aber weitere Reboundeffekte nach sich ziehen.

Margarete Kihn

17.03.2022, 17:01

Es ist wirklich höchste Zeit, dass Plastik massiv vermieden wird. Von der Förderung des Erdöls über den Transport und den Gebrauch bis zur Entsorgung, erneut Transport, fallen soviele Schadstoffe an. Lasst uns nicht warten, bis sich die Politik und die Lobbyisten auf einen Kompromiss geeinigt haben. Was wir nicht kaufen stellt der Handel nicht ins Regal, wird nicht produziert. Ja, es ist teurer und nicht so bequem, kurzfristig betrachtet. Und dennoch. Und bitte nehmt beim Spazieren gehen den Müll mit nach Hause, vom Tempo über den Müsliriegelwrapper zur Coladose. Dann ist schon viel gewonnen. Never give up Gretl

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