Es wird bunt auf Trischen

Der bisherige Sommer brachte nicht nur viel Regen, sondern auch viele bunte Triebe hervor. So strahlen aus dem Grün der Insel nun auch violette Teppiche und rote und gelbe Tupfer hervor. Kommen Sie mit auf einen kleinen Rundgang.

Die violetten Teppiche bedecken nun große Teile der oberen Salzwiese und werden aus den Blütenständen des Strandflieders (Limonium vulgare) gebildet. Es ist eine typische und vielleicht die bekannteste Salzwiesenpflanze. Auf den Halligen in Nordfriesland sind sie auch als Halligflieder bekannt. Die attraktiven violetten Blüten sind trockenhäutig und zerfallen beim Trocknen nicht, worauf wohl auch der Name „Ewigkeitsbloom“ zurückgeht. Sie waren daher früher als Trockenblumen sehr beliebt, was die Bestände stark dezimiert hat. Das Sammeln in der Natur ist nicht mehr erlaubt, so dass sich nun wieder alle Besucher des Wattenmeers am Blütenmeer im Sommer erfreuen können.

Portulak-Keilmelde (Halimione portulacoides; Foto: Tore J. Mayland-Quellhorst).

Ebenfalls in der Salzwiese aber eher etwas weiter unten und besonders an Prielrändern finden wir die recht unscheinbare Portulak-Keilmelde (Halimione portulacoides). Am auffälligsten ist sie, wenn sie in größeren Beständen als gräulich-grüne Bänder die Prielränder „markiert“. Die gräulich-grünen Blätter sind länglich eiförmig und etwas dicklich-fleischig, die Botaniker nennen das „sukkulent“. Auffälliger sind die Blüten auch nicht. Sie sind ziemlich klein und aus gelblich-grünen Blütenblättern werden gelbe Staubblätter hervorgestreckt. Sie hat aber einen besonderen Bezug zu Trischen. Denn der Name der Insel bezieht sich vermutlich auf diese Pflanze. Portulak-Keilmelden wachsen nämlich als kleine, wadenhohe, verholzende Sträucher. Auf alten Karten wurde Trischen noch als „dat Rießig“ oder „Rieschensand“ bezeichnet, was im niederländischen und plattdeutschen auf Reet, Reisig oder Busch verweist. Noch heute heißt das Watt westlich von Trischen „Buschsand“. Da im Plattdeutschen die Artikel häufig verkürzt werden, wurde aus „’t Rieschen“ dann vermutlich Trischen (s. auch die Seite zur Geschichte Trischens).

Bewegen wir uns in die obere Salzwiese, welche nicht mehr so häufig überspült wird, finden wir einige rosa und rote Farbtupfer. Hier wachsen u. a. Strand-Tausendgüldenkraut (Centaurium littorale), Roter Zahntrost (Odontites vernus agg.) und Erdbeerklee (Trifolium fragiferum). Das zarte Tausendgüldenkraut blüht rosa-rot und öffnet die Blüten nur bei Sonnenschein. Der Name erinnert daran, dass diese Kräuter früher gegen allerlei Krankheiten helfen sollten. Doch sind sie inzwischen recht selten geworden und auch hier auf Trischen nur an einigen Stellen zu finden.

Auch der rote Zahntrost war eine Arzneipflanze und kann man sich schnell herleiten, welches Leid er trösten sollte. Es ist ein sogenannter Halbparasit. Das bedeutet, dass Pflanze zum einen parasitisch lebt (auch so was gibt es bei Pflanzen), sich zum anderen aber auch noch selbst versorgen kann. Konkret „zapft“ der Zahntrost über die Wurzeln andere Pflanzen, vor allem Gräser, an und lebt auch von deren Zuckern und Nährstoffen. Aber er ist noch nicht vollkommen auf seinen Wirt angewiesen, sondern hat auch noch grüne Blätter und kann so auch selbst Zucker produzieren.

In der oberen Salzwiese finden wir schließlich noch eine Besonderheit: den ebenfalls rot blühende Erdbeerklee. Er verdankt seinen Namen aber weniger von den roten Blütenständen, sondern eher den Fruchtständen, die sich zur Fruchtreife vergrößern, kugelig werden und an Erdbeeren erinnern. Sie sind jedoch trockenhäutig und nicht fleischig.

In Grau- und Weißdüne wird es richtig bunt. Zwar dominiert flächenmäßig gelb als Blütenfarbe, durch die Sand-Nachtkerze (Oenothera oakesiana), Acker-Kohldistel (Sonchus arvensis) und das Gewöhnliche Leinkraut (Linaria vulgaris), aber es finden sich zahlreiche violette und blaue Tupfer. An feuchteren Stellen blüht zum Beispiel der Bitter-süßem Nachtschatten (Solanum dulcamara) blau-violett und an trockeneren sind ein paar Disteln zu finden, so die Lanzett-Kratzdistel (Cirsium vulgare). Die genannten Arten sind typisch für Dünen, aber nicht auf sie beschränkt. So findet man sie (bzw. bei der Nachtkerze nahe Verwandte) auch im Binnenland. Die violette blühende Strand-Platterbse (Lathyrus japonicus subsp. maritimus) findet man dagegen nur in Weiß-Dünen und sie ist entsprechend selten.

Zu guter letzt am Strand angekommen blüht der Meersenf (diesmal der echte, Cakile maritima) weiß mit einem Hauch blau-violett.

Tore

Naturschutzwart Trischen 2017