Brutbeginn bei Emma und Jonathan

Die Vögel, um die es sich heute dreht, scheinen zwei Schriftsteller so beeindruckt zu haben, dass sie ihnen nicht nur Texte widmeten, sondern sogar menschliche Namen gaben: Die Möwen. Genauer möchte ich heute die beiden häufigsten Brutvogelarten der Insel näher betrachten: Die Silber- und die Heringsmöwe (Larus argentatus bzw. Larus fuscus).

Mit ein paar Tausend Brutpaaren dominieren eindeutig sie die Insel. Sie nisten als bunt gemischte, mal lockere, mal dichtere Kolonie in den Dünenbereichen von der Süd- bis zur Nordspitze. Nur in einem kleinen Bereich um die Hütte sind sie nicht zu finden. Der große Zweibeiner, der eigentlich nur aufpasst, dass es ihnen gut geht, ist ihnen wohl doch nicht so ganz geheuer.

 

Jetzt, Anfang Mai beginnt bei ihnen die Brutzeit und man findet überall Gelege aus bis zu drei Eiern, gut getarnt durch die olivgrüne bis braune Grundfärbung und die dunklen Sprenkel und fast so groß wie Gänseeier. Ob Silber- oder Heringsmöwe? Das lässt sich von außen nicht beurteilen, so gleichen sich die Eier. Die Nester sind einfache mit Grashalmen und sonstigen Pflanzenteilen ausgepolsterte Kuhlen, die etwas versteckt im Wind- und Sonnenschutz eines Grasbüschel angelegt werden.

Wie kommt es nun zu den Eiern? Nun, dazu brauch man natürlich erst einmal ein Paar Altvögel. Ein solches ist recht Brutorts- und somit in der Regel auch Partnertreu. Die Paare treffen sich also meist in jedem Jahr wieder in der gleichen Kolonie. Trotzdem balzen sie natürlich auch, um die Paarbindung zu festigen. Dazu gehört zum Beispiel das „Jauchzen“, bei dem beide Partner zuerst den Kopf Richtung Boden senken um ihn dann mit jauchzenden Rufen nach oben zu strecken. Auch Fütterungsverhalten, wie später bei den Küken, ist zu sehen. Dabei pickt ein Partner mit geduckter Haltung gegen den roten Fleck am Schnabel des anderen, dem „Gonyseck“, woraufhin der andere Futter aus dem Kropf hervor würgt. War die Balz erfolgreich kommt es schließlich, natürlich, zur Paarung.

 

Anders als die Eier, sind die Alttiere recht leicht auseinanderzuhalten. Man muss sich nur die Flügeloberseite und die Beine anschauen: Silbermöwen haben hellgraue Flügel und fleischfarbene Beine, Heringsmöwen dunkelgraue Flügel und gelbe Beine, deren Färbung auch mal ins orange gehen kann.

 

Und wie hört es sich so an unter Möwen? Mitunter ganz schön laut, aber hören Sie selbst:

 

Und zum Abschluss noch ’n Gedicht:

Möwenlied

Die Möwen sehen alle aus,
als ob sie Emma hießen.
Sie tragen einen weißen Flaus
und sind mit Schrot zu schießen.

Ich schieße keine Möwe tot,
ich laß sie lieber leben –
und füttre sie mit Roggenbrot
und rötlichen Zibeben.

O Mensch, du wirst nie nebenbei
der Möwe Flug erreichen.
Wofern du Emma heißest, sei
zufrieden, ihr zu gleichen.

(Christian Morgenstern)

Tore

Naturschutzwart Trischen 2017