Oktober 2020 Beiträge

Abschied auf Zeit

Es ist Mitte Oktober. Die Trischensaison geht zu Ende und so trete auch ich meine letzte Überfahrt für das Jahr an. Bei glatter See und strahlendem Sonnenschein setzen wir nach Trischen über, um die Dinge zu holen, welche nicht den Winter über auf der Insel bleiben sollen. Außerdem muss die Hütte winterfest gemacht werden. Die Matratzen werden eingerollt und verschnürt, Wassertonnen entleert und getrocknet, Strom und Gas werden abgestellt und die Fenster mit schweren Holzladen verschlossen. Alle Bänke, Tonnen und der Tisch werden im Innenraum der Hütte verstaut. Ich bin froh, dass zwei Helfer mit dabei sind. Ich blicke nun zurück auf eine sehr ungewöhnliche Trischensaison. Für insgesamt 41 Tage habe ich die Insel gehütet. In einem „normalen“ Jahr sind es bis zu 200 Tage. Und trotz der kurzen Zeit überkommt mich etwas Wehmut – die Insel hat mich offenbar schnell in ihren Bann gezogen. Wenn ich auf die letzten Wochen und Monate zurückblicke, dann bin ich sehr dankbar für all die schönen Momente und Erlebnisse an diesem besonderen Ort. Auch die vielen Stunden an Bord der „Luise“ werden mir in guter Erinnerung bleiben, so bin ich im Vergleich zu den vorherigen Vogelwarten ja außerordentlich häufig zwischen Meldorf und Trischen hin und her gefahren. Und ich freue mich riesig, dass mein Abschied nur ein Abschied auf Zeit ist. Denn ich kann nächstes Jahr noch einmal als Vogelwartin nach Trischen zurückkommen. Und dann werde ich hoffentlich wie meine VorgängerInnen dauerhaft von Mitte März bis Mitte Oktober auf Trischen verweilen.

Auch wenn ich in diesem Jahr nur wenig von der Insel berichten konnte, hoffe ich das Ihnen der Blog weiterhin gefallen hat. Ich denke ich freue mich ebenso wie Sie auf die vielen Geschichten, die mich nächstes Jahr erwarten und die ich mit Ihnen an dieser Stelle teilen werde. Ich habe mich sehr über Ihre Zuschriften gefreut und hoffe, dass Sie auch im kommenden Jahr wieder mit dabei sind.

Bis dahin wünsche ich Ihnen Alles Gute, beste Gesundheit, und verabschiede mich mit einigen Impressionen von der Insel,

Ihre Anne Evers

Das hässliche Geschenk

Wie auch meine VorgängerInnen habe ich mich bei meinem Septemberaufenthalt auf Trischen am International Coastal Cleanup Day (ICCD) beteiligt. Auch ich bin mit dem Handkarren und der Checkliste losgestiefelt und habe gesammelt was das Meer auf Trischen zurückgelassen hat.

Auf einer Strecke von gerade mal 570 Metern habe ich ca. 140 kg Müll eingesammelt. Da ich mir nicht sicher war wie viel denn überhaupt auf die „Luise“ passen würde, habe ich dann aufgehört zu sammeln.

Ich denke ich muss an dieser Stelle nicht wiederholen, welche Auswirkungen Plastikmüll auf unsere Meeresumwelt hat. Auf Trischen wurden ja bereits mit Bändern eingeschnürte Seehunde gesehen. Ich selber, habe zwei Tage später in der Kormorankolonie viele Nester mit eingearbeiteten Plastikschnüren gesehen. So stellt man sich unberührte Natur in einem Nationalpark und UNESCO Weltnaturerbe doch eigentlich nicht vor.

Was also tun?

Jeder Einzelne kann dazu beitragen, der Plastikflut ein Ende zu setzen.

Bei meinem gesammelten Müll auf Trischen fand ich zum Beispiel sehr viele Getränkeflaschen (32 Stück). Saft, Wasser, Milch usw. kann man auch in Mehrweg-Glasflaschen kaufen. Und für unterwegs einfach die eigene Trinkflasche mitnehmen und immer wieder auffüllen – eigentlich doch ganz simpel.

Ein weiteres Thema, welches mich schon fast ärgert, sind Luftballons (13 Stück). Zur Einschulung, zur Hochzeit oder beim runden Geburtstag: Immer noch werden massenweise Luftballons mit Glückwunschkarten in den Himmel geschickt.

Der Anblick der bunten Ballons am Himmel, die Hoffnung das jemand einen Ballon findet und die vorgefertigte Glückwunschkarte zurückschickt – das ist schön. Nach wenigen Minuten ist der schöne Moment jedoch vorbei. Aus den Augen und aus dem Sinn fliegen die Ballons in unsere Natur und verbleiben dort als hässliches Geschenk. Die Schnüre verheddern sich mit Pflanzen und Tieren und die Glückwunschkarte ist längs unlesbar geworden. Wenige Minuten Glück und Freude stehen einer unglaublichen Umweltverschmutzung gegenüber, da Plastik nicht gänzlich abgebaut werden kann, sondern als Mikroplastik für immer in unserer Natur und sogar unseren eigenen Körpern verbleibt. – ein schlechtes Verhältnis.

Es ist ganz einfach sich ein nachhaltiges Geschenk zu überlegen und damit tolle und festliche Momente zu schaffen – fliegen denn zum Beispiel Seifenblasen oder selbst gefaltete Origami-Kraniche nicht genauso schön dem Brautpaar oder Geburtstagskind zu?

 

Was ich nicht gesammelt habe

Ich habe an dem Tag kein Holz gesammelt, da es einfach viel zu schwer für den Transport war. Und natürlich Mikroplastik, denn das kann ich mit meinen Händen ja gar nicht einsammeln. Aber dennoch ist es da. Und genauso wie beim ICCD hunderte Menschen sich aufmachen, um Müll einzusammeln machen sich im Projekt „Weniger ist Meer“ zwei engagierte Frauen auf, um Mikroplastik in der Nord- und Ostsee aufzuspüren.

Egal ob Sie sich in einem Projekt engagieren oder einfach immer wieder einen prüfenden (Plastik-)Blick in Ihren Einkaufswagen werfen – Alles zählt!

Starten wir gleich heute und machen es besser!