August 2020 Beiträge

Dänischer Besuch

Auf Trischen beobachte ich natürlich Wildvögel. Hausgänse, Hühner oder Wellensittiche kommen hier wohl kaum vorbei. Doch vor einigen Tagen kam dann doch plötzlich ein Vogel vorbei, der kein Wildvogel im klassischen Sinne war.

Eine kleine Brieftaube flog mir direkt in die Hütte und landete dort auf dem Schreibtisch! Da habe ich gleich die Tür zugemacht, um das Täubchen zu fangen. Nach ein paar Versuchen konnte ich sie schließlich greifen. Der Ring an ihrem Bein verriet mir das sie von einem dänischen Taubenzüchter stammte. Also habe ich die Nummer notiert, um dann später den Züchter anzurufen. Ich wollte gerne wissen, ob es die Taube denn wieder zurück in ihren Taubenschlag geschafft hatte. Leider konnte ich bis heute den Taubenzüchter nicht erreichen. Also bleibt wohl vorerst ungewiss was mit der Taube passiert ist.

Jedenfalls wollte sie erst einmal gar nicht mehr wegfliegen. Ich war ganz verwundert, dass sie nicht gleich abhebt und fluchtartig davonfliegt. Ganz im Gegenteil, saß sie noch ein paar Minuten ganz entspannt auf meiner Hand und Schulter. Anschließend landete sie auf dem Hüttendach und beäugte mich von oben herab. Bestimmt zwei Stunden verbrachte sie noch auf dem Dach und hat dann ihre Reise fortgesetzt. Der unerwartete dänische Besuch hat an dem Tag für viel Freude gesorgt.

Ich hoffe sie hat ihren Weg gefunden.

 

Möwen mit Geschichte

Auf Trischen brüten in etwa 3.000 Brutpaare von Möwen. Die beiden häufigsten Möwenarten sind dabei die Silber- und Heringsmöwe. Wie bei allen Brutvögeln im Nationalpark, zählen wir die Brutpaare der Möwen um frühzeitig zu bemerken ob sich die Bestände verändern. Das ist eine sehr gute Sache. Aber trotzdem bleiben viele Fragen offen: Wie alt werden die Vögel? Wie gut überleben sie das kritische Kükenalter? Welche Gebiete in Schleswig-Holstein oder Europa suchen sie auf? Kehren die Jungvögel wieder in das Brutgebiet zurück, in dem sie geschlüpft sind?

Solche und weitere Fragen können mit Hilfe der Vogelberingung beantwortet werden. Vogelberingung gibt es schon seit dem Jahr 1900. Dem gefangenen Vogel wird dabei ein Metallring ums Bein gelegt. Diesem Ring ist eine individuelle Nummer eingestanzt und schadet dem Vogel nicht. Es gibt entsprechend große Stahlringe für große Vögel (z.B. Seeadler oder Störche) und ganz kleine und leichte Aluringe für die ganz Kleinen (z.B. Meisen oder Rotkehlchen).

In den letzten Jahrzehnten kamen dann noch Kunststoffringe hinzu. Diese haben den großen Vorteil, dass die Ringkennung mit dem Fernglas oder einer guten Fotokamera aus der Ferne abgelesen werden kann, ohne den Vogel dafür zu fangen oder zu stören. Auf diese Weise werden manche Vögel über viele Jahre immer wieder abgelesen. Jede Ablesung bringt uns dabei weitere Erkenntnisse über das Leben der Vögel. Sie erzählen uns quasi ihre eigene Geschichte.

 

Möwenberingung auf Trischen

Nun wurden vor einigen Tagen auf Trischen etwa 400 Küken der Silber- und Heringsmöwen mit eben diesen Farbringen ausgestattet. Die Organisation übernimmt dabei die Nationalparkverwaltung in Absprache mit der Vogelwarte Helgoland. Ich habe in den Tagen nach der Beringung die Küken am Strand beobachtet und sie dort quasi das erste Mal abgelesen. Jetzt bin ich sehr gespannt, wo diese Vögel jetzt überall wiedergesehen werden.

Möwen am Strand – eine ist beringt.

 

Vielleicht entdecken Sie beim nächsten Besuch an der Nord- oder Ostseeküste ja auch eine beringte Möwe. Melden sie diese gerne an die Vogelwarte Helgoland oder geben sie dem örtlichen Naturschutzverband Bescheid! Denn jede Ablesung hilft bei der Beantwortung wichtiger Fragen in der Vogelforschung.

Viel Spaß beim beobachten!