Ein Sommer der keiner war

Nach langem Schweigen möchte ich mich wieder melden. Die Brutsaison bei den Störchen neigt sich dem Ende entgegen und erste Störche sind auch schon unterwegs in den Süden. Unsere Senderstörche sind aber noch alle an ihren Nestern.

Der Sommer mit viel Regen und Sturm hat auch bei den Störchen seine Spuren hinterlassen. Allein Mitte Juni, nach 24 Stunden Dauerregen und Weststurm, kamen im Norden von Schleswig-Holstein gut die Hälfte aller Jungstörche um. So war auch der Nachwuchs von Michael und Ronja betroffen. Sie hatten vier Junge im Alter von vier Wochen. Dann sind Jungstörche besonders empfindlich. Sie sind so groß, dass sie nicht mehr von den Eltern gehudert werden können, aber haben kein richtiges Federkleid, an dem die Nässe abperlen könnte. Sie unterkühlen und sterben. Bei Ronja und Michael blieb aber immerhin noch ein Junges übrig, dass sich demnächst auf den Weg machen wird.

Das verbliebene Junge von Ronja und Michael. Bei der Beringung wurde das Nest mit trockenem Nistmaterial ausgepolstert. (Foto: Uwe Naewe)

Bei Adele gab es keinen Nachwuchs. Sie begann mit dem Brüten, aber es schlüpfen keine Jungen. Waren die Eier abgestorben? So etwas kann vorkommen. Für uns hatte es die Folge, dass sie sich nicht mit Futter anlocken ließ. Deshalb konnten wir sie nicht fangen und den Sender austauschen. Nächsten Sommer werden wir einen neuen Versuch unternehmen.

Bei Gustav sind immerhin drei Junge groß geworden. Da seine Partnerin später zurückgekommen war, begannen sie auch später als andere Paare mit der Brut. So konnten sie ihre Jungen während des Regens noch hudern. Wir versuchten Gustavs Partnerin zu fangen, aber sie ließ sich nicht in die Falle locken.

Gleich bekommen Gustav’s Junge einen Ring (Foto: Rolf Zietz).

Bei Arthur sind drei Junge flügge geworden.

Bald geht es los! Die Jungen von Arthur sind flügge (Foto: Meike Dose).

Ganz in der Nähe von Arthurs Brutplatz konnten wir zwei weitere Weißstörche mit Sendern ausrüsten. In der Nähe von Gribbohm am Nord-Ostsee-Kanal haben wir ein Storchenpaar anlocken können. Sie haben dieses Jahr erstmals dort einen Brutversuch gestartet, aber noch keine Jungen aufgezogen. Ihre Namen sind Lilly und Robert.

Gleich geht es wieder in die Freiheit: Senderstörchin Lilly mit Sender (Foto: Imke Hakelberg)

Der neue Senderstorch Robert mit Sender auf dem Rücken (Foto: Imke Hakelberg).

Nun warten wir darauf, dass unsere Senderstörche zu ihrer Reise starten. Dann werde ich wieder regelmäßig aus ihrem Reiseleben berichten.

 

Kai-Michael Thomsen

NABU-Storchenexperte

28 Kommentare

Margit Klein-Zimmer

25.08.2017, 15:07

Lieber Kai, liebe Storchenfreunde, seit einem Urlaub in Altlandsberg vor einem Jahr bin ich vom Storchenvirus infiziert. Leider kann ich mich aus Altersgründen nicht mehr aktiv einbringen, doch die Störche und Sie alle mit Ihren Berichten haben mein Leben unsagbar bereichert. Altlandsberg, Otterwisch und Estland waren meine täglichen Begleiter, und nun habe ich durch Zufall noch diese wunderschöne Seite gefunden. Ich freue mich auf Ihre Berichte und Grüße herzlich aus dem Rheinland.

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