COP-Corner: Die weltbesten Gebiete für die biologische Vielfalt

COP-Corner: Die weltbesten Gebiete für die biologische Vielfalt

Konstantin Kreiser ist Teil der Delegation von BirdLife International auf der UN-Biodiversitätskonferenz im mexikanischen Cancún. Für den NABU berichtet er vor und hinter den Kulissen von der zweiwöchigen 13.Vertragsstaatenkonferenz (COP13) der UN-Konvention über die Biologische Vielfalt (CBD).

Die zweite Woche der COP13 hat begonnen, so langsam kristallisieren sich die schwierigen Themen heraus. Das sind die, für die sogenannte Kontaktgruppen eingerichtet werden: Dort wird, meist in den Abendstunden, Satz für Satz verhandelt – bis man den Text zurück in die „Arbeitsgruppe“ gibt, die ihn dann ans „Plenum“ zur Verabschiedung weiterleitet. Bei jedem dieser Stufen kann viel anbrennen, denn im UN-System ist Einstimmigkeit von allen 196 teilnehmenden Regierungen notwendig. Die Themen, die diesmal die Nerven besonders strapazieren, sind vor allem der Meeresschutz, die Landwirtschaft und die sogenannte „Synthetische Biologie“ (dazu in einem anderen Beitrag mehr). Bei vielen weiteren Themen sind die auf den Vortreffen erarbeiteten Vorlagen bereits mehr oder weniger glatt durchgegangen. Zu diesen gehört auch das Thema Schutzgebiete.

Die Karibik-Insel Contoy, ein striktes mexikanisches Vogelschutzgebiet. Foto: K.Kreiser

Die Karibik-Insel Contoy, ein striktes mexikanisches Vogelschutzgebiet. Foto: K.Kreiser

Key Biodiversity Areas: Der neue Standard für Naturschutzgebiete

Erstmals erkennt die Staatengemeinschaft in Cancún eine neue Kategorie von Gebieten an, die von Umweltorganisationen beschrieben werden und als Blaupause für gesetzlichen Schutz dienen. Dies sind die sogenannten „Key Biodiversity Areas“ (KBAs). Unser NABU-Dachverband BirdLife und die Weltnaturschutzunion IUCN haben hier die Federführung, an Bord sind aber noch viele weitere Verbände (hier zur Website der KBA-Partnership).

Die KBAs verfolgen im Prinzip den gleichen Ansatz wie die erfolgreichen „Important Bird Areas“ (IBAs) von BirdLife International, zu denen auch der NABU intensiv beiträgt: nach streng wissenschaftlichen Kriterien und basierend auf einer riesigen Datenfülle werden die Gebiete identifziert, die von besonderer Bedeutung sind für den Schutz bedrohter Arten und Lebensräume. Dies können Brutplätze sein, wichtige Rast- und Überwinterungsgebiete und Areale die zur Nahrungssuche dienen. Natürlich sind die weltweit 13.000 IBAs ein wichtiger Teil der bisher 18.000 beschriebenden KBAs, aber es sollen auch zunehmend Gebiete für Pflanzen, Insekten und andere Taxa hinzukommen. Ziel ist es, dass letztlich alle KBAs von den Regierungen staatlich geschützt werden. Die bisher identifizierten KBAs lassen sich übrigens hier auf einer Karte suchen.

Leguan auf der Isla Contoy. Foto: K.Kreiser

Leguan auf der Isla Contoy. Foto: K.Kreiser

Zu erreichen, dass dieser Schutz nicht nur auf dem Papier existiert ist, sondern tatsächlich Maßnahmen vor Ort ergriffen werden, ist der nächste große Schritt des KBA-Projekts, an dem in jedem Land einzeln gearbeitet werde muss. Die Entscheidung in Cancún wird den Regierungen hierzu hoffentlich etwas mehr Schwung verleihen.

Mein Good COP des Tages…

ist übrgens Malta Qwathekana aus Südafrika. Die Mitarbeitern des dortigen Umweltministeriums ist derzeit Vorsitzende der „Working Group 2“ einer der beiden großen Arbeitsgruppen der COP. Ihre Aufgabe ist es, die Regierungsvertreter möglichst schnell dazu zu bringen, eine große Fülle von Beschlussvorlagen zu verabschieden.

Working Group 2 wie sie die Vorsitzende sieht. Foto: K.Kreiser.

Working Group 2 wie sie die Vorsitzende sieht. Foto: K.Kreiser.

malta

Malta Qwathekana, Vorsitzende der Working Group 2. Foto: K.Kreiser

Dazu sitzt sie, bewaffnet mit einem kleinen Hammer und Engelsgeduld, auf dem Podium eines riesigen Saals. Absatz für Absatz fragt sie nach Einwänden der Staaten, manchmal geht es schnell, manchmal dauert es Stunden, bis sie den Hammer benutzen darf. Immer wieder werden Wortgefechte ausgetragen, simultan übersetzt in die sechs UN-Sprachen, zwischen Honduras und den Vereinigten Arabischen Emiraten, zwischen der EU und Australien, der Schweiz und Brasilien, und und und. Manchmal verliert Malta die Geduld und schickt die Streithähne nach draußen. Sie dürfen erst wieder kommen, wenn sie sich geeinigt haben. Dann droht sie mit Nachtsitzungen, wenn es nicht endlich weiter geht. Plötzlich wird sie aber auch ganz sanft und lobt, wenn es wieder runder läuft. Vor lauter Begeisterung führte sie am Ende eines mühsamen Abschnitts sogar einen kleinen Tanz auf der Bühne auf. Am Freitag gab es ein ganz besonderes Geschenk: Malta gab den Verhandlern für das Wochenende frei. Großer Applaus, denn das ist keineswegs selbstverständlich.

Dank Malta hatte ich am Sonntag die Chance, die wunderbare Karibikinsel Contoy zu besuchen, ein vom mexikanischen Staat streng geschütztes „Key Biodiversity Area“, eineinhalb Bootsstunden von Cancún.

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